Erfolgreich durch Scheitern – Gastbeitrag von Christoph Biallas
Scheitern. Ein Thema das in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert wird. Traurig aber wahr. Weniger erfolgreiche Projekte werden lieber unter den Teppich gekehrt, als dass die Fehler und die daraus entstehenden Lehren offen kommuniziert würden, um daraus zu lernen oder andere davor zu bewahren, ähnliche Fehler zu machen. In der letzten Woche hat ein Hamburger Gründer mit dieser alten Tradition stilvoll gebrochen: Panos Meyer, CEO von Seat 4a und Erfinder der Vielflieger App flying.com hat mit ‘Pomp und Champagner’ das Ende der App verkündet. Das Team gab ein sogar ein Update der App heraus, das den Klangvollen Titel ‘the very last & most amazing update there will ever be!’ trägt. Die Nutzer- und Startup-Gemeinde nahm es mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf. Die Presse war verzückt. Endlich steht mal einer zu einer Niederlage! Panos hat kürzlich in einem lesenswerten Interview mit nextmedia.Hamburg erklärt, warum flying diesen offenen Weg gewählt hat. ‘We fly in style, we will land in style’ ist wohl das treffenste Zitat daraus.
Aber kann man ein Scheitern überhaupt verhindern? Und wie lernt man aus Fehlern? Diese Frage stellte ich im Rahmen des BackyardTV Projektes ‘Schöner Scheitern’ unter anderem den Unternehmer und Business Angel Christoph Biallas. Sein wichtigster Rat an junge Gründer: Testet testet testet. Seit einigen Wochen macht Christoph genau das: Er testet. Der Entrepreneur konzipiert wöchentlich ein Geschäftsmodell auf seinem Blog ‘theweeklystartup.com’ setzt es um und evaluiert die Erfolge und Misserfolge. Wir haben Christoph gebeten, uns mehr über dieses spannende Projekt zu erzählen. Ein Gastbeitrag:
Erfolgreich durch Scheitern: Warum Startups auch Fehler machen sollten! – von Christoph Biallas
Niemand begeht gerne Fehler. Vor allem dann nicht, wenn es um die eigene Karriere geht. Menschen bemühen sich um einen makellosen Lebenslauf, gehen oft Risiken aus dem Weg und vermeiden Fehler so gut es eben geht. Aber ist dies immer sinnvoll? Sind nicht viele großartige Ideen erst durch Fehler entstanden und ist es überhaupt möglich etwas Neues zu erschaffen, ohne Fehler zu begehen? Ist nicht oft das Scheitern, der Ursprung des Erfolges? Ich testete auf meinem Blog The Weekly Startup jede Woche eine neue Geschäftsidee. Innerhalb einer Woche launchte und validierte ich jeweils ein neues Startup mit dem Ziel herauszufinden, was ein erfolgreiches Startup ausmacht. Für mich sind die Fehler des einen Startups, die Learnings für das nächste.
Wer ein Startup gründet will nicht scheitern, aber wer nicht scheitern will, sollte kein Startup gründen. In meinem Blog The Weekly Startup geht es um die Suche nach dem erfolgreichen Startup, aber eben auch um die damit verbundenen Fehltritte, Misserfolge und Irrtümer.
Warum sollten Startups auch Fehler machen?
Die Aufgabe eines etablierten Unternehmens ist es, ein funktionierendes Geschäftsmodell auszubauen, die eines Startups ist es ein Geschäftsmodell zu finden. Wer also lieber die Bedienungsanleitung von seinem Handy liest, als es einfach auszuprobieren, sollte sich vielleicht überlegen, ob er wirklich ein Startup gründen sollte. Wer ein Geschäftsmodell finden will, muss suchen und nicht Pläne schmieden. Pläne sind zeitintensiv und basieren auf Erfahrungen. Zeit und Erfahrungen sind aber Dinge, die Startups nicht haben, da sie meist mit knappen Budgets arbeiten und sich in neuen Geschäftsfeldern bewegen. Daher lieber loslaufen und Fehler machen.
Wie geht man mit Fehlern um?
Bei The Weekly Startup versuche ich nicht, Fehler zu vermeiden, sondern sie nicht zu wiederholen. The Weekly Startup lebt von engen Zeitfenstern. Dies hat zwei Vorteile: Ich muss mich bei meinem Angebot auf das Wesentliche konzentrieren und ich muss mein Angebot unfertig testen. Etwaige Fehler in meinem Angebot werden dadurch für mich leichter erträglich, da ich weniger Zeit und Geld im Vorfeld investiert habe.
Manche der Lösungen bei diesem Projekt wirken aufgrund des Zeitmangels unprofessionell und dilettantisch, aber sie erfüllen dennoch alle ihren Zweck: Zu prüfen, ob ein funktionierendes oder fehlerhaftes Geschäftsmodel vorliegt.
Was waren meine wertvollsten Fehler bei The Weekly Startup?
Am wertvollsten waren für mich die 3 Fehler, aus denen ich die größten Learnings gezogen habe:
- Konzentriere Dich auf das eine Problem, das Du lösen möchtest: Mein Startup Sharevent sollte gemeinsame Events mit Freunden anbieten, wurde dann aber ein Vermittler von Neukunden für Geschäfte und Restaurants. Ich hatte den Fokus verloren und die Idee funktionierte nicht.
- Wenn Du eine Tankstelle hast, verkaufe Benzin und nicht nur Süßigkeiten: Mein Startup Meet-a-Mom wollte helfen Mütter zusammenzubringen. Aber anstatt an diesem Service zu verdienen, versuchte ich Umsätze durch Zusatzleistungen zu generieren. Klappte nicht.
- Treffe niemals Annahmen über Deine Kunden: Mein Startup Checkout +1 wollte Wartezeiten an Kassen verkürzen. Ich war mir sicher jeder würde meinen Service nutzen – tat aber keiner.
BackyardTV: Schöner Scheitern
Müssen wir Deutschen das Scheitern noch lernen? Gibt es vermeidbare Gründe, warum Startups scheitern? Was kann man daraus lernen? Diesen Fragen fallen einem sofort bei diesem Thema ein. Der dritte Backyard TV Film „Schöner Scheitern“ der Initiative nextmedia.Hamburg geht ihnen auf den Grund. Die Gesprächspartner Heiko Hubertz, Investor und Gründer von Bigpoint, Stéphanie Diederichsen, Modedesignerin und Gründerin von Trendelephant, Christoph Biallas, Geschäftsführer und Mitgründer von 8seeds und Steven Smith, Mitgründer von betandsleep, berichten über ihre Erfahrungen mit dem Thema und geben hilfreiche Tipps an andere Gründer weiter.
Christoph Biallas
Christoph Biallas ist seit 2007 im Bereich Online und E-Commerce tätig. Zunächst arbeitete Christoph als Strategieberater für Medien-, Energie- und Versicherungskonzerne, die er in ihrer strategischen Ausrichtung beriet, bevor er 2011 mit vier Freunden eine Online-Marketing Agentur für Hotels gründete. Ende 2012 gründete Christoph dann zusammen mit seinem Geschäftspartner Fabian Trimpop den Inkubator 8seeds in Hamburg. Erfahrt mehr über Christoph im Hamburg Statups Who’s who.
Quelle Beitragsbild: nextmedia.Hamburg BackyardTV Schöner Scheitern
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