Hamburger Startup App Camps für Act for Impact Förderpreis nominiert
Programmieren – ein Skill, der im digitalen Zeitalter eigentlich jedem Kind bereits im Schulunterricht beigebracht werden sollte. Leider ist unsere Gesellschaft noch weit davon entfernt ‘digital fit’ zu sein und es ist bisher nur wenigen Menschen möglich, Technik nicht nur zu nutzen, sondern sie auch selbst zu prägen und zu entwickeln. Das möchte das Team der ‘App Camps’ rund um Diana und Philipp Knodel schnell ändern. Die vier Team-Mitglieder sind eine bunte Mischung aus Entwicklern, Pädagogen und Wissenschaftlern: Hamburg Geekettes-Mitgründerin Diana Knodel, ihr Gatte Philipp, Marie Popp und Anne Knüppel haben sich zusammen geschlossen, um Coding-Kurse für Groß und Klein anzubieten und schafften es damit bereits ins Fernsehen. Bisher arbeiten die vier ehrenamtlich, doch nun ist das Team als einziges Hamburger Startup unter den letzten fünf Finalisten des Förderpreises ‘Act for Impact 2014’ und pitcht am 3. Juni in München um den Hauptpreis, der mit 40.000 Euro dotiert ist. Wir drücken also fest die Daumen und haben Team-Mitglied Philipp Knodel ein paar Fragen zu der App-Camps Idee und den zukünftigen Plänen gestellt.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Ihr Euch mit Appcamp für den „Act for Impact“ Förderpreises 2014 als Hamburger Startup nominiert habt. Stellt Euch doch bitte kurz mal vor und erzählt, was die App Camps genau sind.
Das Ziel von App Camps ist es, Coding Skills für Groß und Klein zu vermitteln. Für Große haben wir aktuell es einen „After Work – Before Dinner“ Kurs zu HMTL und CSS. Dort zeigt unser toller Coach Andy Wenk in 5 Feierabendsessions, wie man eine schicke responsive Website bauen kann. Weitere Kurse wie z.B. iOS Basics sind in Planung. Infos dazu gibt es hier
Beim Act for Impact Wettbewerb haben wir uns mit unserem Programm für Kleine beworben. Unser Team für die Schülerkurse besteht aus Diana, sie ist Informatikerin und Product Owner bei XING. Marie ist Lehrerin an einem Hamburger Gymnasium und Anne ist Pädagogin und Teach First Fellow an einer Stadtteilschule. Ich forsche zu Bildungspolitik und lerne seit einiger Zeit selbst zu programmieren.
Wir haben im letzten Jahr verschiedene Programmierkurse für Schüler gemacht. Das größte Event war das App Summer Camp im Sommer 2013, bei dem wir Schülerinnen in 4 Tagen gezeigt haben, was für tolle Dinge man mit einfachstem Grundwissen der Programmierung machen kann. Die Schüler haben selbst Apps entwickelt, z.B. eine App zum Vokabellernen und eine App, mit der man unterwegs Flaschendrehen spielen kann. Ohne Flasche, nur mit dem Handy.
Über das Event haben wir viel Aufmerksamkeit bekommen. Zum Beispiel hat das ZDF einen tollen Beitrag gedreht.
Was hat Euer Team dazu veranlasst, Euch für den Förderpreis zu bewerben?
Seit dem ersten App Summer Camp haben wir sehr viele Anfragen von Schulen bekommen. Da wir das bisher alle ehrenamtlich machen, konnten wir viele der Anfragen nicht zusagen. Deshalb haben wir einen Plan entwickelt, mit dem wir deutlich mehr Schüler und Schulen erreichen können.
Die Idee ist, dass wir die Inhalte unserer Workshops digitalisieren und eine interaktive Online-Lernplattform entwickeln. Mit unserem Netzwerk an Mentoren aus der Startup-Szene könnten wir damit sehr viele Schulen erreichen. Nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland. Die Mentoren gehen an Schulen und zeigen Schülern wie sie die Online-Plattform nutzen können. Dabei sehen Lehrkräfte, wie einfach es mit unserem Material ist, innovativen Informatikunterricht zu machen und können in Zukunft mit Hilfe unserer Plattform selbst unterrichten. So können wir Angebote an Schulen bringen, die es dort bisher nur vereinzelt gibt.
Gegen wieviele weitere Startups musstet Ihr Euch durchsetzen, um soweit zu kommen?
Insgesamt haben sich 114 Projekte aus Deutschland, der Schweiz und Österreich für den Förderpreis beworben. Davon wurden 15 Teams zu einem Facebook Voting zugelassen worden. Aus diesen 15 Teams wurden wiederum unabhängig vom Voting-Ergebnis 5 Projekte nach München eingeladen. Für uns ist das bereits jetzt ein Riesenerfolg! Im Finale stehen 3 Teams aus Berlin, 1 Team aus Heidelberg und wir als Hamburger Startup!
Der Förderpreis ist mit insgesamt 51.000 Euro der höchst dotierte Förderpreis für den Bereich Bildung und Intergration in Deutschland, was würdet Ihr mit dem Geld anstellen, sofern ihr am 3. Juni den Pitch gewinnt?
Falls wir gewinnen, würden wir schnell gründen und ich würde Vollzeit für App Camps arbeiten. Die anderen im Team unterstützen App Camps wie bisher. Wir würden zusammen mit einer tollen Hamburger Software Firma die Online-Plattform entwickeln und gleichzeitig unser Mentorennetzwerk ausbauen. Einen Teil des Fördergelds würden wir auch dafür verwenden, wie bisher Kurse an Schulen durchzuführen.
Kurz gesagt: wir könnten mit dem Geld aus dem Wettbewerb unser Angebot skalieren und viel mehr Schüler und Schulen erreichen. Davon würden insbesondere Jugendliche aus bildungsfernen Milieus profitieren, weil diese oft keinen Zugang zu solchen Angeboten haben.
Was sind – unabhängig vom Pitch und dem Preisgeld – Eure weiteren Ziele und geplanten Events/Camps?
Das nächste große Event ist das App Summer Camp 2014 hier in Hamburg. Es gibt noch ein paar freie Plätze, Schülerinnen zwischen 14 und 18 Jahren können sich hier dafür bewerben.
Auch wenn wir in München nicht gewinnen, werden wir daran arbeiten, unsere Idee umzusetzen. Wir sehen den aktuellen IT-Fachkräftemangel in Deutschland als historische Chance, Jugendlichen über Bildung sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Unsere Vision ist höhere Chancengerechtigkeit – das kann man erreichen, indem wir Schüler fürs Programmieren begeistert. Und das sollte nicht erst in den nächsten Jahren passieren, sondern am besten schon gestern!
Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr Infos zu App-Camps Mitgründerin Dr. Diana Knodel
Dr. Diana Knodel hat Informatik mit Schwerpunkt Psychologie studiert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Ulm und Regensburg war sie Mitgründerin von CyberMentor. 2010 kam sie nach ihrer Promotion nach Hamburg und arbeitete als Projektleiterin und Teamleiterin in der IT Branche. Seit 2013 ist sie Produkt Manager bei XING. Sie ist Mitgründerin der OpenTechSchool Hamburg, die Programmierworkshops organisiert, und Botschafterin derHamburg Geekettes, eine Community für Frauen in der Tech- und Startup-Branche. Ihr aktuelles Herzensprojekt ist AppCamps.de. Schülerinnen und Schüler lernen hier auf eine spannende und kreative Art Grundkenntnisse der Programmierung und Produktentwicklung. Lest mehr in unserem Who’s who.
Quelle Bilder: App Camps
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