Innovationsstarter meets 12min.me
Bei strahlendem Sonnenschein und Schäfchenwolken haben wir uns mit Dr. Heiko Milde, dem Geschäftsführer der IFB Innovationsstarter GmbH, und Oliver Rößling, Initiator der 12min.me Ignite-Talk Reihe auf ein Businesslunch im barca an der Alster getroffen. Zwischen schaukelnden Segelbötchen weihte uns Dr. Milde über die städtische Fördermöglichkeiten von Startups über den Innovationsstarter Fonds ein und was es mit dem InnorampUp Programm auf sich hat, das bereits Startups wie Tinnitracks, familonet gefördert hat. Oliver Rößling gab einen spannenden Einblick über seine weiteren Projekte für eine effektive Vernetzung der Hamburger Gründerszene. Zukünftig werden unsere beiden Businesslunch-Gesprächspartner öfter ‘gemeinsame Sache’ machen. Das hat uns neugierig gemacht und wir haben beim Businesslunch genauer nachgefragt.
Hallo Heiko und Oliver, schön Euch beide bei diesem tollen Wetter hier zu treffen, bitte stellt Euch beide einmal kurz vor
OLIVER: Ich beschäftige mich den größten Teil meiner Zeit mit dem Thema Innovation und bin in der Geschäftsleitung bei dem Hamburger Software-Dienstleister Absolute Software GmbH tätig. Neben Veranstaltungen wie der „12min.me“-Reihe auf dem Jungfernstieg, stehe ich etablierten Unternehmen wie auch Startups mit Beratung und IT-Ressourcen zur Seite. Im vergangenen Jahr habe ich zusammen mit tollen Teams einige Startups ins Leben rufen können.
HEIKO: Seit zwölf Jahren finanziere ich innovative Start-ups, davon die ersten sechs Jahre in einer privatwirtschaftlichen Venture Capital Gesellschaft und die zweiten sechs als Wirtschaftsförderer in Hamburg. Insgesamt habe ich so knapp 100 Start-ups finanziell unterstützt.
Heiko, du bist Geschäftsführer der IFB Innovationsstarter und unterstützt in dieser Rolle Hamburger Startups, was genau ist die IFB Innovationsstarter und welche Startups werden in der Regel gefördert?
HEIKO: Die IFB Innovationsstarter GmbH ist eine Tochter der Hamburgischen Investitions- und Förderbank. Wir fördern Hamburgs Start-ups. Zu diesem Zweck stehen uns mit dem Innovationsstarter Fonds Hamburg und InnoRampUp zwei sich ergänzende Förderprogramme zur Verfügung. Wir unterstützen außergewöhnlich innovative Start-ups, die eine realistische Chance haben, sich erfolgreich am Markt zu etablieren.
Heiko, was unterscheidet denn konkret den Innovationsstarter Fonds und das InnoRampUp Programm?
HEIKO: Der Innovationsstarter Fonds ist ein 12 Mio. EUR Risikokapitalfonds, der sich zu jeweils 50 % aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) speist. Der Innovationsstarter Fonds beteiligt sich an Start-ups und stellt ihnen Eigenkapital von bis zu 1 Mio. EUR pro Unternehmen zur Verfügung. InnoRampUp vergibt Zuschüsse von bis zu 150.000 EUR pro gefördertem Start-up. Pro Jahr stehen dafür 1,5 Mio. EUR zur Verfügung. Der Innovationsstarter Fondswendet sich an Unternehmen mit größerem Finanzbedarf und überdurchschnittlicher Wachstumsperspektive, die bereits erste Erfolge in der Unternehmensentwicklung vorweisensollten. InnoRampUp zielt auf eine frühere Unternehmensphase. So können wir sogar helfen, bevor das Unternehmen gegründet ist. Auch sind wir mit InnoRampUp nicht auf besonders wachstumsstarke Geschäftsmodelle beschränkt. Auchinnovative Dienstleistungen sind willkommen.
Gibt es schon Startup-Erfolge der städtischen Förderprogramme zu verzeichnen, über die du berichten kannst?
HEIKO: In den letzten 12 Monaten haben wir 30 Unternehmen gefördert. Ich denke, damit sind wir zurzeit der aktivste Geldgeber für Hamburger Start-ups. Die von uns unterstützten Unternehmen entwickeln sich bislang sehr gut, denn sie erfüllen regelmäßig interne Meilensteine, überzeugen Investoren und gewinnen zudem reihenweise Preise, zum Teil auch im Ausland. Für eine abschließende Bilanz ist es aber noch zu früh, mein Zwischenfazit fällt aber auf jeden Fall positiv aus.
Oliver, du bist einer der Initiatoren der 12min.me Ignite-Talk Reihe, die regelmäßig bei Absolute Software stattfindet. Was genau passiert da und welche weiteren Projekte stellst du gerade auf die Beine, um der Hamburger Gründerszene bei der aktiven Vernetzung zu helfen?
OLIVER: Unabhängig von meinen Aktivitäten und bevor ich die Brücke zu 12min.me schlage, kann ich mit Sicherheit sagen, dass da noch so einiges dieses Jahr passieren wird, was der Hamburger Gründerszene zugutekommt.
Mit 12min.me bieten wir ein Format, das es ermöglicht, selbst nach einem langen Arbeitstag noch spannenden und informativen Vorträgen folgen zu können. Jeder Vortrag wird nach exakt 12 Minuten beendet.Wir sind der Meinung, dass die Vortragenden sich so viel besser vorbereiten und tatsächlich nur über das Wesentliche sprechen, ohne groß abzuschweifen.
Monatlich – an jedem zweiten Donnerstag immer um 19 Uhr auf dem Jungfernstieg– haben wir Vorträge zu drei unterschiedlich und allgemeinverständlichen Themen. Präsentieren kann jeder auf Deutsch oder Englisch, ob Konzernmanager/in oder Gründer/in.Wir haben ca. 70 – 110 Besucher pro Veranstaltung, darunter auch viele bekannte Gesichter aus der Hamburger Startup Szene.
Neben den monatlichen Ignite-Talks führen wir ab dem 11.9. die „Expat-Talks“ ein, die demselben Prinzip folgen. Diese werden jedoch ausschließlich auf Englisch abgehalten. Wir finden, dass eine weltoffene Stadt wie Hamburg, auch für internationale Mitmenschen Events und Anlaufpunkte bieten muss. Die Expat-Talks werden einmal im Quartal stattfinden.
Exklusiv für Gründer bieten wir erstmalig am 22.7. die „Startup Bolognese: Networking MEATs Noodles“ an. Hier setzen wir uns mit 20 Gründern zusammen und tauschen uns zu aktuellen Fragen, Trendsund Problemen aus. Ziel ist es hier Gründer in unterschiedlichen Phasen der Gründung zusammen zu bringen. Wir erhoffen uns den regen Austausch von wertvollen Tipps, Erfahrungenund natürlich auch Kontakten.
Sicher können wir auch hier mit unserem Konzept „ProtoTeam“ Gründern unter die Arme greifen.
Das Thema ProtoTeam klingt spannend – der Mini-IT-Inkubator ist dein nächstes Projekt, erzähl doch bitte kurz was das ist und ob es Vergleichbares gibt!
OLIVER: Da wir von der Absolute Software zuletzt immer häufiger von Gründern angesprochen wurden, ob wir denn nicht preiswert IT-, Design- und Konzeptionsressourcen zur Verfügung stellen könnten, kamen wir nach etwas Überlegung auf das Konzept „ProtoTeam“. Die Idee ist es Startups – gern auch Mittelständern oder Konzernen – vergleichsweise günstig agile Mini-Teams von mindestens drei Personen zur Verfügung zu stellen, über welche sie während der vereinbarten Vertragslaufzeit frei verfügen können. Heißt, dass wir mit ProtoTeam eine echte Alternative zu den bekannten Outsourcing- sowie Off- oder Nearshoring-Optionen ins Rennen schicken.Für Startups kann das ProtoTeam ggf. nach Prüfung von Beteiligungsoptionen besonders preiswerteRessourcen anbieten.
Kommen wir zur spannendsten Frage, was verbindet Euch beide?

Unsere Gesprächspartner verstehen sich gut und arbeiten am selben Ziel: Hamburger Startups zu supporten
HEIKO: Wir begrüßen alle Aktivitäten, die geeignet sind, die Hamburger Start-up Szene zu stärken. 12min.me haben wir ein paar Mal besucht. Wir halten das Konzept für gelungen, und Oliver schafft es, die richtigen Leute zu mobilisieren. Daher freuen wir uns, 12min.me unterstützen zu können. Konkret möchten wirbei den Veranstaltungen präsent sein, um allen, die sich für unsere Förderprogramme interessieren, als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung zu stehen. Gern geben wir Gründern auch spontan Feedback zu ihrer Geschäftsidee.
OLIVER: Unser Ziel ist es mit 12min.me Gründern, Visionären und Experten eine Plattform zu geben, um sich in entspannter Atmosphäre sinnvoll und nachhaltig zu vernetzen.Gelegentlich sprechen Gründer bei uns vor und „pitchen“ ihr(e) Startup(-idee). Eben diese Gründer versammeln wir dann bei der zuvor genannten „Startup Bolognese“.Das InnoRampUp-Programm des Innovationsstarters bietet diesen Gründern eine sehr faire Chance frühzeitig einen signifikanten Betrag einzusammeln, um eine innovative Idee auf Erfolgskurs zu bringen. Dieses Programm verdient weitaus mehr Aufmerksamkeit, als es heute schon hat.
Heiko, oft wird kritisiert, dass die Stadt Berlin wesentlich mehr Geld in die Hand nimmt, um dort gegründete Startups zu unterstützten. Wie die Gründerszene berichtet, soll demnächst eine Startup Unit der Wirtschaftsbehörde einen 100 Mio. Euro Förder-Topf aufsetzen. Ist die Stadt Hamburg, wie oft kritisiert wird, noch zu knauserig?
HEIKO: Berlin erhält vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung fast 12 mal so viel Geld wie Hamburg. Entsprechend leichter ist es, in Berlin großvolumige Förderprogramme aufzulegen. Ungeachtet dessen hat Hamburg in den letzten Jahren viel für seine Start-ups getan: Mit dem Innovationsstarter Fonds wurde 2011 der erste öffentliche Risikokapitalfonds für Hamburger Start-upsgestartet. Inzwischen wurden daraus zwölf Unternehmen finanziert.Seit 2013 gibt es zudem mit InnoRampUp ein außerordentlich attraktives und passgenaues Förderprogramm für Start-ups, um das uns viele in Deutschland beneiden.Mit der Errichtung der Hamburgischen Investitions- und Förderbank wurden in 2013 die Förderaktivitäten gebündelt und mehr Fördermittel zur Verfügung gestellt. Und in 2014 wurde die Standortinitiative der Hamburger Digital- und Medienwirtschaft nextMedia.Hamburg neu gestartet. Wenn die geförderten Unternehmen zeigen, dass die Fördermittel nicht verpuffen, sondern helfen, erfolgreiche Unternehmen aufzubauen, dann besteht meines Erachtens eine realistische Chance, dass Hamburg zukünftig noch mehr Kapital für seine Start-ups bereitstellt.
Was würde unserer Startup-Szene Eurer Meinung nach gut tun?
HEIKO: Spektakuläre Finanzierungsrunden oder beeindruckende Exits würden der Szene genauso gut tun wie Netzwerkveranstaltungen von internationaler Bedeutung oder ein verstärktes Engagement von in- und ausländischen Investoren. Ich denke, der Schlüssel zu all dem liegt in guten Firmen, die ihre Ziele erreichen und erfolgreich sind. Was wir also brauchen, sind noch mehr tolle Start-ups in Hamburg, die eine Sogwirkung entfalten können.
OLIVER:Was mir häufig noch fehlt um unserer Startup-Szene wirklich auf die Sprünge zu helfen, ist Relevanz von Veranstaltungen, Committment der beteiligen Parteien undInternationalitätdes Standortes Hamburg.
Bspw. sind „Pitch-Events“ vor Investoren sicher eine Möglichkeit etwas Presse, Routine und Feedback zu bekommen, dochbleibt es leider viel zu häufig dabei. Wer eine Jury überzeugen kann, sollte davon etwas haben,zumal neben der Bewerbung mit Businessplan für den Gründergelegentlich auch Eintrittspreise anfallen. Startup-Pitches sind keine Entertainment-Veranstaltungen für VCs! Die Verantwortung das zu ändern und für mehr Relevanz von Veranstaltungen und Committment aller Beteiligten zu sorgen, sehe ich ganz klar beim Veranstalter selbst.
Auch besteht noch ein großer Unterschied bzgl. der Internationalität von Standorten wie Berlin und Hamburg. Während in derBerliner Szene ganz selbstverständlich aufEnglishoder zumindest bilingual kommuniziert, hält sich das Hamburger Tor zur Welt noch vergleichsweise geschlossen, was internationale Talente tendenziell eher abschreckt sichin Hamburg niederzulassen.
Schön wäre es auch, wenn gute Ideen etwas mehr Aufmerksamkeit bekämen, die nicht schon allseits bekannt sind.
Vielen Dank Euch beiden für das Gespräch!
Erfahrt mehr über unsere Businesslunch- Gesprächspartnern
Dr. Heiko Milde ist Geschäftsführer von Innovationsstarter Hamburg. Als Tochter der Hamburgischen Investitions- und Förderbank fördert Innovationsstarter innovative Existenzgründungen und junge innovative Unternehmen in Hamburg, um deren Forschungs- und Entwicklungstätigkeit zu stärken. Zu diesem Zweck stehen der Einrichtung mit dem Innovationsstarter Fonds Hamburg und InnoRampUp zwei sich ergänzende Fördermittel zur Verfügung. Der Innovationsstarter Fonds Hamburg ist eine Initiative der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Fonds hat ein Volumen von 12 Mio. EUR. Das Geld wird zu gleichen Teilen von der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) bereitgestellt. Ziel des Fonds ist es, aussichtsreichen innovativen Unternehmen das in der Frühphase dringend benötigte Eigenkapital zur Verfügung zu stellen.
Oliver Rößling: Neben seiner Beratungstätigkeit gründete Oliver bisher zusammen mit der Absolute Software GmbH und anderen diverse Startups. Zu nennen sind hier GradList.com,OnTone.de und demnächst kommen noch TransPargo.com und ProtoTeam.dehinzu. Oliver hat sich zum Ziel gesetzt Hamburg – zusammen mit Berlin und München – als einem international wahrgenommenen Hub für Gründer zu positionieren. Hier ist insbesondere die von Ihm initiierte monatliche Veranstaltung 12min.me zu nennen oder jungst ins Leben gerufenen “Mini-IT-Inkubator” ProtoTeam (demnächst online zu finden) zu nennen, der kleine agile Teams zu fairen Preisen für Startups und Unternehmen vor Ort zur Verfügung stellt.
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