“Startups profitieren vom Engagement der Verlagshäuser“ – Interview mit Alexander von Reibnitz
Noch 10 Tage – dann ist es wieder soweit. Bei unserem Startup-Pitch können wir neben einer Reihe spannender Investoren auch die Arbeitskreise Digitale Medien und Diversifikation des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) begrüßen. Die Mitglieder der Arbeitskreise möchten frühzeitig technologische Trends erkennen, um das Geschäft der deutschen Zeitschriftenverlage im Bereich Digitale Medien weiterzuentwickeln. Wir haben im Vorfeld des Pitches mit dem Geschäftsführer des VDZ für die Bereiche Print, Digitale Medien und Vertrieb, Alexander von Reibnitz, über seine Motivation für den Besuch bei uns gesprochen und bei ihm nachgefragt, warum gerade etablierte Medienhäuser immer häufiger als VCs auftreten.

Alexander von Reibnitz – Geschäftsführer des VDZ für die Bereiche Print, Digitale Medien und Vertrieb. Foto: VDZ
Herr von Reibnitz, Startups und Reeperbahn Festival – passt das für Sie zusammen?
Aber selbstverständlich. Ich glaube sogar, das ist eine ganz hervorragende Kombination. Denn der Reiz der Reeperbahn und des Festivals liegt ja gerade in ihrer Unangepasstheit sowie in ihrer ständigen Wandlungsfähigkeit. Genauso ist das auch bei jungen Unternehmen: Sie ecken mit ihren Geschäftsideen bei etablierten Unternehmen an und leben gleichzeitig von ihrer Innovationsfähigkeit. Darüber hinaus freut es mich natürlich, dass sich Hamburg durch Veranstaltungen wie Startups@Reeperbahn an sich immer mehr zum Startup-Standort entwickelt.
Sie nehmen den Pitch zum Anlass, um als Arbeitsgruppe Diversifizierung des Verbandes der deutschen Zeitschriftenverleger in Hamburg zu tagen. Können Sie uns kurz erklären, wer hinter dieser Gruppe steckt und was sie sich von dem Besuch bei Startups@Reeperbahn erhoffen?
Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind die Diversifikationsmanager der großen deutschen Medienhäuser, wie z.B. Dr. Bodo Thielmann von Axel Springer, Beate Koch von G+J oder Jan Borgstädt von BDMI. Wir haben uns als Gruppe zum Ziel gesetzt, eine Vorreiterrolle in den strategischen Fragestellungen bzgl. der Digitalisierung der Verlagswelt zu übernehmen. Durch den Besuch von Veranstaltungen wie dem Startup-Pitch versuchen wir, frühzeitig das Potential von technologischen Innovationen zu erkennen und sie anschließend für die Medienhäuser zu nutzen.
Immer mehr etablierte Verlage treten in letzter Zeit als VCs in der Startup-Szene auf. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
In den letzten Jahren hat sich bei vielen Medienhäusern in der Tat die Überzeugung festgesetzt, dass die Zusammenarbeit mit Startups ein geeigneter Weg ist, um digitale Chancen wirklich zu nutzen. In der öffentlichen Wahrnehmung sind beispielsweise Verlagshäuser wie Springer oder Burda sehr präsent mit ihren Startup-Investitionen. Aber auch andere mittelständische Häuser wie der Fachverlag Vogel Business Media haben inzwischen sehr spannende Beteiligungsprojekte. Diese Entwicklung stellt auch für viele Startups einen großen Vorteil dar: Die jungen Unternehmen erhalten durch die Verlage Zugang zu einem breiten und belastbaren Netzwerk und können gleichzeitig die Vertriebsstrukturen, insbesondere im Bereich Marketing, für sich nutzen. Ich bin also davon überzeugt, dass beide Seiten stark von dieser Entwicklung profitieren.
Welche Finanzierungsphasen sind denn für Verlage besonders interessant?
Das ist ganz unterschiedlich und kommt natürlich auf die jeweilige Strategie an, die innerhalb der Medienhäuser verfolgt wird. Grundsätzlich sind jedoch alle Entwicklungsstufen eines Startups für Verlage attraktiv, da sie in jeder Phase neue Impulse für das eigene Geschäft erhalten können. Trotzdem erkennen wir, dass auch Early-Stage-Investitionen bei Medienhäusern immer häufiger auftreten. Deshalb konzentrieren wir uns bei diesem Treffen auf die Besonderheiten dieser Finanzierungsphase und versuchen, verschiedene Szenarien dieser Beteiligungsform zu skizzieren.
Zum Abschluss noch eine Frage: Auf was freuen sie sich besonders beim Startup-Pitch?
Ich freue mich auf anregende und außergewöhnliche Pitches mit leidenschaftlichen Speakern, denn schließlich geht es ja auch um einiges. Die Geschäftsführerin von SPIEGEL ONLINE, Katharina Borchert, die ebenfalls Mitglied in unseren Gremien ist, konnte in die Wege leiten, dass dem Gewinner-Startup ein SPIEGEL ONLINE Mediabudget in Höhe von 100.000€ winkt. Ich glaube, das allein wird für die Gründer schon Motivation genug sein, um sich richtig ins Zeug zu legen.
Davon sind wir auch überzeugt. Wir freuen uns ebenfalls schon sehr auf den Pitch und die Präsentationen von unseren Finalisten AppCamps, Rebelle, ChannelPilot, Triprebel und PharmAssistant. Spannend werden in diesem Jahr die Business-Tête-à-Têtes zwischen Investoren und Gründern in unseren Love-Mobilen – denn wir versprechen uns davon ganz intime Momente, um über die nächste goldene Geschäftsidee zu sprechen.
Über den VDZ
Der VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. ist die Interessenvertretung der deutschen Zeitschriftenbranche. Als Dachverband, organisiert in drei Fachverbänden (Fachpresse, Konfessionelle Presse, Publikumszeitschriften) und fünf Landesverbänden, repräsentieren seine 450 Mitgliedsverlage mit mehr als 3.000 Zeitschriften rund 90 Prozent des deutschen Zeitschriftenmarktes. Als Dienstleistungsverband bietet der VDZ den Verlagen ein breites Spektrum an Beratungs-, Informations- und Serviceleistungen in allen Bereichen des Verlagsgeschäftes (Anzeigen, Vertrieb, Digitale Medien, Rechtsfragen, Betriebswirtschaft, Umwelt und Papier). Als Wirtschaftsverband engagiert er sich auf deutscher und europäischer Ebene für die Wahrung und Berücksichtigung der Interessen von Verlagen. Und als Arbeitgeberverband führt er im Auftrag der Landesverbände für die Verleger die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften für Redakteure. Darüber hinaus leistet der VDZ mit der Zeitschriften Akademie einen wesentlichen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung in der Medienbranche. Weitere Informationen im Internet unter: www.vdz.de
Über Startups@Reeperbahn:
Startups@Reeperbahn wurde 2013 von Sanja Stankovic initiiert, mit Tim Jaudszims kuratiert und im Rahmen des Reeperbahn Festivals umgesetzt. Gewinner war das erfolgreiche Startup Tinnitracks aus Hamburg, welches im Anschluss viele weitere Preise und Nominierungen bekam. Das Format fand ebenfalls im März 2013 in einer SXSW Edition während des deutschen Auftritts auf dem South by Southwest Festival in Austin, Texas statt und kürte mit Protonet (Deutsches Startup 2013) ein Startup zum Gewinner, welches jüngst einen Crowdfunding-Weltrekord aufstellte. Das Konzept wird von Sanja Stankovic unter dem Dach von Hamburg Startups weiterentwickelt, mit Tim Jaudszims kuratiert und in Kooperation mit dem Reeperbahn Festival umgesetzt.