WunderCar bleibt in Hamburg aktiv
Am vergangenen Freitag hielt die Startup-Welt in Hamburg kurz den Atem an: Eine Nachricht des NDR mit der Headline ‘Hamburg verbietet Taxi-Konkurrenz WunderCar’ kursierte im Netz. Sie bezog sich u.a. auf die Pressemitteilung der Wirtschaftsbehörde, die schnell weitere Berichterstattung zum ‘Verbot’ nach sich zog. Das Hamburger Startup WunderCar ist eine Mitfahr-Community, die über eine App private Fahrer vermittelt und vom ehemaligen AirBnB- Mitarbeier Gunnar Froh kürzlich gegründet wurde. Der Community-Aspekt steht hierbei im Vordergrund: Die Wundercar-Fahrer bringen nach Angabe des Unternehmens die Passagiere nicht einfach nur von A nach B, sondern verstehen sich als Teil einer Community, in der neue Freundschaften geschlossen werden und lediglich Trinkgelder vergeben werden. Mittlerweile hat das Schreiben der Wirtschaftsbehörde das Wundercar-Headquarter erreicht und Missverständnisse wurden klargestellt. Allen voran, dass WunderCar weiterhin die Community-Fahrten legal betreiben kann. Wir haben den CEO Gunnar zum vermeintlichen Verbot, zu den Unwägbarkeiten der Shareconomy-Branche und zu den nächsten Schritten von WunderCar befragt.
Am vergangenen Freitag ging die Nachricht raus, dass die Hamburger Wirtschaftsbehörde WunderCar stoppt und Euch untersagt, in Hamburg Touren zu vermitteln. Wie überraschend kam das für Dich?
Die Meldung ist falsch. Bei WunderCar geht es darum, auf dem Weg von A nach B tolle Menschen kennenzulernen. Der Fahrer stellt das Auto, der Gast übernimmt die Fahrkosten. Das ist ungewöhnlich und neu. Für manche ist es schwer zu glauben, dass es so etwas geben kann. Inzwischen liegt uns das Schreiben der Behörde vor. Es enthält, wie erwartet, die Aufforderung, sicherzustellen, dass keine entgeltlichen oder geschäftsmäßigen Fahrten zu vermitteln. Das tun wir und achten sehr streng darauf, dass auf WunderCar nur Community Fahrten stattfinden.
Du habest laut NDR.de Bericht unverständlich auf die Entscheidung der Wirtschaftsbehörde reagiert, wie passt das zusammen?
Die Entscheidung ist völlig korrekt wurde aber missverständlich kommuniziert. Im Endeffekt wurde entschieden was auch im Gesetz steht und lange bekannt ist.
WunderCar hat ja bereits mit der Wirtschaftsbehörde über die Preisgrenze zu einem “unentgeltlichen Transport” gesprochen, hätte es Deiner Meinung nach eine gemeinsame Lösung geben können? Wenn ja, wie hätte sie ausgesehen?
Die Behörde hat uns nun schriftlich Hinweise für die Berechnung einer Grenze gegeben, sich aber noch nicht auf einen genauen Betrag festgelegt.
Dem amerikanischen Taxi-Startup Uber ereilte ein ähnliches Schicksal in Berlin und in Brüssel, währenddessen sammelt kürzlich das Unternehmen 1,2 Mrd. in den USA ein. Haben wir in Europa eine immanente Angst vor Innovativen Geschäftsmodellen?
WunderCar hat am Donnerstag, einen Tag vor der irreführenden Kommunikation in Hamburg ebenfalls eine weitere Finanzierung abgeschlossen. Natürlich eine kleinere da wir als Unternehmen gerade erst am Anfang stehen.
Also doch nicht so innovationsscheu….Dennoch, wo liegt die kluge Mitte zwischen dem Verhindern wirtschaftlichen Rückschritts und dem Wunsch vieler Menschen nach geregelten Standards, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, z.B. dem Personenbeförderungsgesetz?
Wir bauen ein Produkt, dass sinnvoll ist und der Stadt gut tut. Alteingesessene Branchen versuchen Konkurrenz durch enge Auslegungen von Gesetzen im Keim zu ersticken. Offenbar fürchten sie, dass sie es im Wettbewerb schwer haben könnten.
Ah, gutes Stichwort, denn die Shareconomy leidet durchaus unter den großen Lobby-Verbände, die gegen sie agieren: Restriktionen für Flatsharing-Plattformen wie AirBnB in Berlin, das Uber-Verbot, Klagen kommerzieller Autovermieter gegen Autonetzer.de, einer carsharing Community aus Stuttgart – offensichtlich haben die Lobbyverbände hier in Europa ein großes politisches Gewicht – was läuft in Amerika denn anders, dass sich die Geschäftsmodelle besser entwickeln können?
In den USA gibt es ebenfalls Widerstand gegen Sharing Economy Modelle. Die dortigen Anbieter sind ein paar Jahre älter und fangen gerade an, Stadt für Stadt eine Modernisierung zu erreichen. Das werden wir in Deutschland auch schaffen. Eine Stadt wird einen Dienst, der Menschen begeistert und die Stadt lebenswerter macht nicht auf Dauer verbieten. Man braucht aber Zeit, sich erst einmal eine Meinung zu bilden.
Die Menschen wollen nicht mehr alles selbst kaufen – oder in Hotels wohnen, der Anspruch der nachwachsenden Generation verändert sich. Ist Deiner Meinung nach der Shareconomy-Gedanke überhaupt noch einzudämmen?
Die Sharing Economy wird nicht von Start-ups oder einer bestimmten Gruppe gemacht. Sie ist das Ergebnis mehrerer grundlegender Trends und bietet normalen Menschen allen Alters und mit allen Hintergründen tolle Möglichkeiten. Wer mit macht lebt nachhaltiger, wird wirtschaftlich unabhängiger und kann viele tolle Leute kennenlernen. Wer das nicht mag kann weiter alleine im Taxi ins Hotel fahren. Jeder hat ja andere Bedürfnisse.
Was sind jetzt Eure nächsten Schritte? Bleibt ihr in Hamburg aktiv? Ändert Ihr strategisch etwas?
WunderCar bleibt in Hamburg aktiv. Bei uns geht es darum, im Alltag auf dem Weg von A nach B tolle Menschen kennenzulernen. Der Fahrgast übernimmt die Kosten der Fahrt. Das ist und bleibt legal und ist für Hamburg eine tolle Sache!
Vielen dank für das Gespräch!
Weiterführende Links
http://www.hamburg-startups.net/webfuture-award-2014/
http://www.gruenderszene.de/allgemein/wundercar-hamburg-verbot
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