EY Startup-Barometer: Bayern überholt Berlin, Hamburg fällt zurück
Immer wieder ist zu hören, wie schwer es Startups fällt, erfolgreiche Finanzierungsrunden abzuschließen. Das EY Startup-Barometer spricht in seiner neuesten Ausgabe eine etwas andere Sprache. Demnach lag die Gesamtsumme der Investitionen im 1, Halbjahr 2025 bei fast 4,6 Milliarden Euro und damit 34 % über dem Vorjahreszeitraum. Größter Gewinner ist dabei das Ökosystem in Bayern, während die Zahlen in Hamburg rückläufig sind.
Berlin legt zu, aber Bayern noch viel mehr
Das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als solche werden dabei grundsätzlich innovative Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Bayerische Startups konnten demnach in den vergangenen sechs Monaten knapp 2,1 Milliarden Euro Risikokapital einsammeln, das sind 262 % mehr als im ersten Halbjahr 2024 und fast genauso viel wie im gesamten Jahr 2024, als 2,3 Milliarden Euro in den Freistaat flossen. Die aktuelle Investitionssumme entspricht zudem fast der Hälfte des Gesamtvolumens, das im laufenden Jahr in die deutsche Startup-Szene investiert wurde. Berliner Jungunternehmen sammelten 1,5 Milliarden Euro ein – ein Anstieg um 41 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Eine Wachablösung gab es auch bei den Top-Deals, die lange Zeit von Berliner Startups dominiert wurden. Im ersten Halbjahr 2025 gingen sechs der zehn deutschlandweit größten Finanzierungsrunden an Unternehmen aus Bayern und nur drei nach Berlin. Die größte Geldspritze erhielt Helsing aus München (600 Millionen Euro, künstliche Intelligenz (KI) für den Rüstungssektor), gefolgt von dem Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten im Allgäu (400 Millionen Euro) und AMBOSS aus Berlin (240 Millionen Euro, Software für die Medizinbranche).
Hamburg kann Aufwärtstrend nicht folgen
Die 4,6 Milliarden Euro stellen den dritthöchsten Wert für ein erstes Halbjahr seit 2015 dar. Zudem ist das Finanzierungsvolumen nun im dritten Halbjahr in Folge gestiegen. Auch die Anzahl der Deals nimmt wieder zu. Deutschlandweit stiegen die Finanzierungsrunden auf 391 in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025, das sind 24 mehr als im ersten Halbjahr 2024. Die Ergebnisse für Hamburg fallen dagegen ziemlich ernüchternd aus. Hier sank die Zahl der Deals von 35 auf 30 im Halbjahresvergleich. Noch deutlicher ist der Rückgang bei den Beträgen: Flossen im 1. Halbjahr 2024 insgesamt 201 Millionen Euro in Hamburger Startup-Kassen, waren es 2025 nur noch 106 Millionen Euro.
KI sorgt für Boom bei Software

Gefragt sind aktuell vor allem Startups aus dem Bereich „Software & Analytics“. Sie erhielten in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Abstand am meisten Investitionskapital: Knapp 1,5 Milliarden Euro standen hier zu Buche, ein Zuwachs von fast 400 Millionen Euro im Vergleich zur Vorjahresperiode. Ein wesentlicher Grund dafür ist der anhaltende KI-Boom. Aber auch andere Bereiche ziehen das Interesse der Investoren auf sich. Ein starkes Wachstum konnte etwa die Kategorie „Energy“ erzielen: Die investierte Risikokapitalsumme stieg hier von 349 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 auf 922 Millionen Euro im aktuellen Vergleichszeitraum. Prozentual am beeindruckendsten ist die Steigerung im Bereich „Education“, wo – nach 20 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum – in den ersten sechs Monaten 324 Millionen Euro eingesammelt werden konnten. Das entspricht einem Plus von 1.520 %. Stark rückläufig ist dagegen der „E-Commerce“, einst eine Berliner Domäne. Hier ging es runter von 233 Millionen Euro auf 91 Millionen Euro.
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Grafiken: EY Startup-Barometer Juli 2025