Südkorea – Trendsetter auch bei Startups
Südkorea ist in vielen Bereichen Trendsetter: Die koreanische Popkultur mit Musik und Filmen erfreut sich weltweiter Beliebtheit, gleiches gilt für die Küche mit Streetfood-Hits wie Fried Chicken. Aber auch die Startup-Szene hat einiges zu bieten, wie diese Woche ein Demo Day in Hamburg mit vier Unternehmen aus dem ostasiatischen Land zeigte.
Ein über 50 Jahre altes Innovations-Ökosystem aus Südkorea
Südkorea hat knapp 52 Millionen Einwohner und mehr als 38.000 Startups und Scaleups, darunter 14 Unternehmen mit dem Status eines Einhorns, also einer Milliardenbewertung. Eine Startup-Schmiede des Landes trägt den Namen INNOPOLIS und ist bereits im Jahr 1973 entstanden. Die nach wie vor aktuelle Idee war damals, ein Ökosystem aufzubauen, das Wissenschaft und Wirtschaft verbindet. Gestartet in Daedeok, einem Bezirk der Millionenstadt Daejeon, ist das Innovationscluster inzwischen an fünf Standorten aktiv und hat auch Verbindungen zur Hauptstadt Seoul. Zum Netzwerk gehören 148 Forschungseinrichtungen, 51 Universitäten und fast 15.000 Unternehmen.

Trotz dieser langen Geschichte und beeindruckenden Zahlen spielt die südkoreanische Startup-Szene bei der internationalen Betrachtung bisher eine untergeordnete Rolle. Eine gerade von Startup Colors durchgeführte Tour durch Europa will das ändern. Auf dem Programm stehen Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik und öffentliche Pitches wie der im Hamburger Digital Hub Logistics & Commerce. Die Startups, die sich dort präsentierten, stellen wir hier kurz vor.
CheomdanLab – Siliziumrecycling reduziert Kosten und Emissionen
Problem: Siliziumbasierte Keramiken sind wichtige Komponenten für Anwendungen in den Bereichen Elektromobilität, Luft- und Raumfahrt, Energie und Medizin. Die derzeitigen Produktionsmethoden sind monopolisiert, verursachen erhebliche Rohstoffkosten und sind energieintensiv.
Lösung: CheomdanLab verwendet recyceltes Siliziumpulver in Kombination mit einem patentierten, energieeffizienten chemischen Verfahren zur Herstellung von Siliziumnitrid mit verbesserten Materialeigenschaften. Der neue chemische Prozess reduziert die CO2-Emissionen um 67 % und verbraucht 21 % weniger Energie. Der Preis pro Kilo lässt sich sogar von 200 auf 5 US-Dollar reduzieren. Das Unternehmen verfügt zudem über eine integrierte Präzisionsbearbeitung für die Kugellagerherstellung und die notwendige Infrastruktur für die Produktionsausweitung.
EUCNC – eine Farbe, die wie eine Klimaanalage wirkt
Problem: Herkömmliche Farben werden mit Petrochemikalien hergestellt, was zur Umweltzerstörung und zu Treibhausgasemissionen beiträgt. Sie weisen eine schlechte Wärmereflexion und Isolierung auf und erfordern zusätzliche Grundierungen und Isolierbeschichtungen.
Lösung: Die patentierten, wasserbasierten Lacke von Energy Up CNC (EUCNC) ermöglichen mit nur einem Auftrag eine dreischichtige Beschichtung. Die einzigartige Materialzusammensetzung aus Mikrokeramik sorgt für effektiven Hitzeschutz und Isolierung in allen Farben. Der Lack zeigt in mehreren Tests eine um mindestens 30 % bessere Isolierung. Er ist nachhaltig, umweltfreundlich in der Herstellung und vom koreanischen Umweltministerium zertifiziert.




FUST Lab.
Problem: Die derzeitigen Abwasserbehandlungen sind nicht in der Lage, giftige Ewigkeitschemikalien, auch unter dem Kürzel PFAS bekannt, vollständig zu entfernen. Sie erzeugen gefährliche Nebenprodukte, verursachen Sekundärverschmutzung und sind energieintensiv.
Lösung: FUST Lab. hat eine Ultraschalltechnologie entwickelt, die PFAS und Giftstoffe auf molekularer Ebene mit 99-prozentiger Effizienz ohne Verbrennung oder Chemikalien abbaut. Dies reduziert Emissionen, ermöglicht die Wiederverwendung von Industrieabwasser und senkt Energieverbrauch und Kosten.
Unitech3DP – materialsparender 3D-Druck
Problem: Präzisionsmetallkomponenten beispielsweise in der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, und der Energiebranche werden durch spannende Bearbeitung hergestellt. Diese erfordert große Mengen teurer Rohstoffe und funktioniert durch die Entfernung von bis zu 95 % von ihnen, was zu teurem Abfall führt.
Lösung: Unitech3DP hat ein ofenbasiertes 3D-Metalldruckverfahren entwickelt, das großen Materialabtrag überflüssig macht. Es verwendet verschiedene Materialien, darunter auch Recycling- und Altmetall. Dadurch entsteht 75 % weniger Materialabfall und die Produktionszeit wird um 60 % verkürzt. Das patentierte Verfahren von Unitech3DP ist zehnmal günstiger als aktuelle 3D-Metalldrucktechnologien.
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