Der THINK TANK FOOD 2025 bot inspirierendes Gedankenfutter
Seit gut einem Jahr gibt es das Food Cluster Hamburg. Sein Ziel ist es, als zentrale Plattform für die Lebensmittelbranche in der Metropolregion die Zukunft der Ernährung mitzugestalten. Bei der Veranstaltung THINK TANK FOOD 2025 im Hotel Hafen Hamburg trafen sich die Mitglieder zum Erfahrungsaustausch. Sie verbrachten einen so unterhaltsamen wie informativen Abend und erfuhren unter anderem, wie ein Traditionsunternehmen immer wieder neue Wege geht und wie sich mit Pizza ganz neue Impulse im Markt setzen lassen.
Die Lebensmittelbrache – seit jeher ein Innovationstreiber
Die Lebensmittelbranche war schon immer geprägt von bahnbrechenden Innovationen und wird das auch in Zukunft sein. Daran erinnerte eine kleine Ausstellung beim THINK TANK FOOD 2025. In der Vergangenheit machte die Erfindung der Kältemaschine von Carl von Linde den massenhaften Vertrieb von heute nicht mehr wegzudenkenden Tiefkühlprodukten erst möglich. Ähnlich revolutionär waren die Einführung der Pasteurisierung als Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln und die Erfindung der Konservendose. Heute sprechen alle über Präzisionsfermentation, alternative Proteine oder KI in der Lebensmittelproduktion und wie technologische Entwicklungen Einfluss auf unser Ernährungsverhalten haben.

Und wie sieht die Zukunft aus? Kann Vertical Farming in der Großstadt die konventionelle Landwirtschaft ersetzen oder zumindest entlasten? Werden in Supermärkten und Kleinbetrieben 3D-Drucker für Lebensmittel stehen? Können sich Fleischalternativen aus dem Pilz-Myzel oder echtes Fleisch aus Zellkulturen durchsetzen? Solche Fragen werden nicht zuletzt die Mitglieder des Food Clusters Hamburg beantworten, die solche Innovationen vorantreiben. Rund 160 Unternehmen aus der Stadt und der Metropolregion sind dort vereint, von der Jahrhunderte alten Traditionsmarke bis zum taufrischen Startup. Über das Cluster tauschen sie sich aus und befruchten sich gegenseitig mit großer Erfahrung und unkonventionellen Ideen.
THINK TANK FOOD machte Mut
Das Netzwerk ist das ganze Jahr über aktiv, mit Workshops, Online-Kursen und Netzwerkevents wie eben THINK TANK FOOD 2025. Dort ließen sich in lockerer Atmosphäre, bei feinen Speisen und Getränken sowie grandioser Aussicht auf den Hafen, den Dom und überhaupt halb Hamburg besonders gute Kontakte knüpfen. Ein abwechslungsreiches und äußerst inspirierendes Programm gab es noch dazu. In ihrer Begrüßungsrede wies Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard auf die herausragende Bedeutung der Lebensmittelbranche für den Wirtschaftsstandort Hamburg hin. „Die beste Art, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selbst zu gestalten“, ermutigte sie die Gäste.

Nach weiteren Grußworten von Sascha Taube, CEO des Clusters, und Karl-Heinz Krämer, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins foodactive und der Block Foods AG, folgte die Keynote von Jakob Lipp. Der Mutmacher, Motivator und Mentalist trat schon in vielen großen Unternehmen und bedeutenden Universitären als Redner auf. Er forderte dazu auf Dinge zu tun, die man noch nie gemacht hat. Dabei können Fehler passieren, doch ohne das kann auch nichts Neues entstehen. Es sei wichtig, Vertrauen zu haben und zu schaffen, denn „Vertrauen ist die Abkürzung in unserer komplexen Welt“. „Macht Mitarbeitende zu Mitwirkenden“ lautete eine seiner Empfehlungen, und speziell gemünzt auf die, wie er es formulierte „geilste Branche, die es gibt“ lobte er: „Ihr seid die süße Füllung im Berliner, nicht das Loch im Donut!“
Traditionsunternehmen Kühne –
mit Scandalo Rotkohlpizza und Kater Hero ganz up to date
Für eher herzhafte Lebensmittel bekannt ist die Kühne KG, die ihre Ursprünge bis ins Jahr 1722 zurückverfolgen kann. Entsprechend etabliert ist die Marke und bekannt sind die Produkte, von Senf, Kraut und Kohl über Saucen und Dressings bis hin zu Gewürzgurken. In jedem zweiten Haushalt befindet sich laut Marktdaten mindestens ein Kühne-Produkt. Allerdings ist der typische Kunde, zum Beispiel des bekannten Kühne Rotkohls, schon etwas älter. Jüngere Generationen haben den Rotkohl-Klassiker kaum auf dem Einkaufszettel, für die zukünftigen Umsätze solcher Traditionsprodukte verheißt das nichts Gutes. Nun hätte sich ein Unternehmen wie Kühne nicht so lange am Markt halten können, wäre es nicht auch immer wieder neue Wege gegangen. Also zog sich ein Team des Unternehmens zusammen mit ein paar Kochprofis für zwei Tage ins Hamburger foodlab zurück, um herauszufinden, was sich mit Rotkohl neben der bekannten Beilage beispielsweise für Weihnachtsgerichte noch alles anstellen lässt.

Dr. Oliver Sperber, Global Director R&D, stellte das Ergebnis vor: die „Scandalo Rotkohlpizza“, deren Marketingkampagne für mächtig Wirbel sorgte. Rotkohl mal anders gedacht, nämlich auf einem Lieblingsgericht der jungen Zielgruppe. Es gab vor italienischen Restaurants platzierte Plakate, TikTok-Videos, einen eigenen Song und einen Auftritt bei Big Brother. Der Erfolg war überwältigend: Der Absatz von Rotkohl bei jüngeren Zielgruppen stieg zwischenzeitlich um bis zu 40 % und gerade dort wuchs die Bekanntheit und Beliebtheit. Der Beweis war erbracht, dass Rotkohl cool und zeitgemäß sein kann und dies auch und vor allem in nicht-traditionellen Anwendungen wie Pizza, aber auch Bowl oder Burger.
Ob die Lake aus den Gewürzgurkengläsern gegen Kater hilft, ist dagegen wissenschaftlich noch nicht bewiesen, weshalb Kühne das auch nie behaupten würde. Viele schwören trotzdem darauf, was zu der Idee führte, die Lake auf Flaschen abzufüllen, „Kater Hero“ zu nennen und bei einem Musikfestival zu verteilen. Die Aktion war ein weiterer Marketingcoup, der ein traditionelles Produkt im ganz neuen Licht erscheinen ließ und die Festivalbesucher begeisterte.
Gustavo Gusto –
die Pizza, die alles anders und richtig macht
Eine gewisse Tradition hat inzwischen auch die Tiefkühlpizza. Jedenfalls schien der Markt schon ziemlich gesättigt, als mit Gustavo Gusto 2014 ein neuer Anbieter seine ersten Schritte. Seine Ursprünge hat die Marke in einem Restaurant in Passau, und so bestand von Anfang an der Anspruch, eine TK-Pizza in Restaurantqualität zu bieten. Michael Götz, CMO und Kreativmotor bei Gustavo Gusto, gab einen Tipp, den sich vor allem Food-Startups zu Herzen nehmen sollten: „Wenn dein Produkt nicht stimmt, kannst du dich als Startup wieder hinlegen, denn das Budget der Großen hast du nicht.“ Und du musst alles anders machen, bei der Verpackung den Rezepturen, beim Marketing. Und zugleich mit vertrauten Elementen arbeiten. Das klingt wie die die Quadratur des Kreises, ist Gustavo Gusto aber grandios gelungen. Keine Einführung einer neuen Marke in den Lebensmitteleinzelhandel war in den letzten 15 Jahren erfolgreicher.

Dafür gesorgt hat ein Feuerwerk an Maßnahmen, die Michael Götz in seinem Vortrag präsentierte, der auf eine halbe Stunde angesetzt war, glatt doppelt so lang dauerte und gern noch weiter hätte gehen können. Pizza ist ein Produkt, das eigentlich alle lieben, für das aber unterschiedliche Zielgruppen auch auf verschiedene Weise angesprochen werden müssen. So gab es eine Werbekampagne, bei der die bei der eher älteren Generation beliebten Filmhelden Bud Spencer und Terence Hill im Mittelpunkt standen. Eine Kooperation mit dem Verleih der neuesten Ghostbusters-Folge, die amüsanter war als der Film selbst. Eine Zusammenarbeit mit einem bei Teenagern äußerst bekannten Influencer, die zu einem Massenansturm vor einem REWE-Markt führt. Und dazu jeweils eine neue Pizza-Sorte, wie überhaupt das Sortiment ständig erweitert, aktualisiert und mit limitierten Sonderausgaben bereichert wird. Michael Götz hatte noch viel mehr zu erzählen und eine Fortsetzung darf gerne folgen.
Gemeinsam für eine starke Foodbranche –
Innovation beginnt mit neuen Perspektiven

Ein Fazit des Abends: Innovation heißt, neue Perspektiven zu wagen und nicht immer das Rad neu zu erfinden. Wer seine Zielgruppe kennt und zuhört, schafft echten Mehrwert. Das Food Cluster Hamburg bietet die Plattform für Austausch, Inspiration und Networking. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern gestaltet es die Zukunft der Foodbranche in der Metropolregion Hamburg mit vielen weiteren Veranstaltungen und einem starken Netzwerk.
Wenn mehr darüber erfahren oder Mitglied werden wollt, dann seid ihr hier richtig!
Fotos: Julia Grudda






