Beim Startup Slam war wieder mächtig Musik drin!
Bereits zum neunten Mal zelebrierte 12min.me diesen Donnerstag seinen Startup Slam. Von Ermüdungserscheinungen keine Spur, im Gegenteil: Die Kandidaten waren abwechslungsreich und hochkarätig wie selten und das Publikum im fast schon überfüllten Mindspace reagierte angemessen enthusiastisch. Die größte Begeisterung löste mit Instruments of Things ein besonders musikalisches Startup aus.
Auch wenn der Startup Slam schon eine kleine Institution in Hamburg ist, gibt es bei jeder neuen Ausgabe eine Menge Zuschauer, die zum ersten Mal dabei sind. Bei unseren Leserinnen und Lesern wird das nicht anders sein, deshalb hier kurz die Regeln: Sechs Startups stellen sich in einem sechsminütigen Pitch vor und können dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die klassische Powerpointpräsentation ist ebenso erlaubt wie ein inszenierter Sketch oder eine Mischung aus beiden. Jeweils im Anschluss stellt eine sechsköpfige Expertenjury Fragen. Bisher konnte die Jury zwar ihre Meinung äußern, aber keine bindende Entscheidung treffen. Dieses Mal vergab sie Punkte, die zu einem Drittel in das Endergebnis einflossen. Entscheidend war und ist aber der Applaus des Publikums. Dessen Lautstärke entscheidet, wer am Ende den prestigeträchtigen Goldenen Anker gewinnt. Alles klar? Dann los!
curlilab digitalisiert die Pflege
Den Anfang machte Enno Bassen, Gründer von curilab. Dieses Startup packt ein Problem an, das viele Branchen betrifft, nämlich die Abschaffung von überflüssigem Papierkram mithilfe moderner Technologien. curilab nimmt sich Altenpflege vor, wo die Zeit besonders knapp und kostbar ist und nicht mit umständlichen Dokumentierungsaufgaben vergeudet werden sollte. In Zukunft soll das per Spracherkennung beinahe nebenbei geschehen können. Das Personal erhält dafür Smartwatches, eine künstliche Intelligenz wertet die gesprochenen Angaben aus. Ein allererster Test läuft bereits in Hannover, ab Mai soll eine Basisversion in Hamburg und Braunschweig zum Einsatz kommen. Die Jury gab dafür 29 von möglichen 36 Punkten.
Click&Help hat eine App für mobilitätsbehinderte Menschen
Aus Heidelberg angereist war Maren Küppers. Maren geht noch zur Schule, ist seit acht Jahren gehbehindert und seit einem Jahr auf den Rollstuhl angewiesen. Sie fährt viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln und hat dabei wegen ihrer eingeschränkten Mobilität häufiger das Problem, einen Bus knapp zu verpassen. Besonders auf dem Land ist das ärgerlich, weil Busse dort oft nur in großen zeitlichen Abständen fahren. Also kam ihr die Idee für eine App, die Busfahrern signalisiert, wenn jemand mit Gehbehinderung mitfahren möchte, damit sie das berücksichtigen und warten. Clickbus heißt das Projekt und Click&Help das Startup, bei dem Marina Zubrod die Mitstreiterin ist. Gespräche mit Verkehrsbetrieben laufen bereits und Krankenkassen sollen ebenfalls als Partner gewonnen werden. Die Jury belohnte das mit 30 Punkten.
Hyconnect sorgt für leichte Verbindungen
25 % aller CO2-Emissonen entstehen im Transportbereich. Das war nur eine von vielen Zahlen, die Lars Wolter von Hyconnect in seinen Pitch packte. Dröge wurde es aber nicht, denn er verstand es geschickt, ernste Themen und viele Fakten mit einer ordentlichen Portion Humor zu verbinden. Clevere Verbindungen sind sowieso sein Thema, denn sein Startup Hyconnect fügt Faserverbund- und Stahlbauteile zusammen. Das vereinfacht den Leichtbau von beispielsweise Schiffen, was deren Gewicht reduziert und den Energieverbrauch senkt und damit auch den CO2-Ausstoß. Normlerweise kommen beim Verbund von unterschiedlichen Materialien Klebstoffe und Schrauben zum Einsatz, was ziemlich umständlich und zeitaufwendig ist Hyconnect dagegen verstrickt Fasern und Stahl einfach, was auch zu mehr Felexibilität und Langlebigkeit führt. Der Jury war das die Höchspunktzahl von 33 wert, am Ende reichte es zum zweiten Platz.
SIGMUND TALKS macht Texte besser
Das Startup SIGMUND TALKS hatten wir bereits in unserer kleinen Serie über den aktuellen Batch des next media accelerators kurz vorgestellt. Es bietet einen Chatbot, der als Marketingberater fungiert und den ganzen Kreationsprozess einer Kampagne begleiten kann. Eine künstliche Intelligenz kann zum Beispiel bei der Erstellung ganzer Texte assistieren. Auf diesen Punkt konzentrierten sich die Gründer Michael Schmitt und Marc Süß bei ihrem Pitch und sprachen dabei vor allem Halbprofis an, die sich beim Schreiben schwertun. Das Ergebnis: genervte Autoren und schlechte Texte. Dank SIGMUND TALKS soll das anders werden, wobei die Software den Menschen nicht komplett ersetzt, sondern nur Hilfestellung leistet. Die Jury war begeistert und verteilte 33 Punkte, dem Publikum gefiel das auch, sodass der dritte Platz heraussprang.
alvego verarbeitet Algen zu Snacks
Kein Pitch ist richtig rund ohne ein cooles Food-Produkt. Beim Startup Slam sorgte dafür alvego aus Berlin. Friedrich Schiller und Philipp Götz hatten Riff Raff mitgebracht, einen Snack aus Algen, der Beef Jerky nachempfunden ist. Einen veganen Heringssalat haben sie auch noch im Angebot. Riff Raff ist definitiv gesünder und kalorienärmer als herkömmlicher Knabberkram, und über Geschmack lässt sich bekanntlich immer streiten. Der Jury jedenfalls hat es durchaus gemundet. Ergebnis: 29 Punkte. Es gibt auf jeden Fall einiges zu kauen ab Mai, denn dann will alvego mit der Auslieferung seiner Algensnacks beginnen. Wer die einmal probieren möchte, hat dazu am 20. Mai bei unserem Food Innovation Camp die Gelegenheit. Das Startup ist dort Aussteller, ein Grund mehr, sich hier ein Ticket zu besorgen!
Instruments of Things gibt den Ton an
Zwischendurch hatte der Sänger Khalilkry für musikalische Unterhaltung gesorgt und dabei ganz traditionell zur Gitarre gegriffen. Henrik Langer aus Kiel präsentierte zum Abschluss dann die Zukunft, eine Schnittstelle für elektronische Musikinstrumente. Mit dem Gerät lassen sich in Verbindung mit Sensoren durch einfache Bewegungen Töne und ganze Melodien beeinflussen, Geräuscheffekte erzeugen und vieles mehr. Auch ein Konzertpublikum ließe sich über eine App in den kreativen Prozess eingliedern, schließlich enthalten Smartphones einige Sensoren. Instruments of Things nennt sich das Startup, das im Sommer offiziell in den Markt gehen will und Jury und Publikum gleichermaßen in seinen Bann zog. Das belegten 31 Punkte und der lauteste Applaus des Abends. Der Lohn waren der Goldene Anker und eine Reihe von Sachpreisen. Auch die anderen fünf Kandidaten gingen nicht leer aus. So war der Startup Slam mal wieder für alle ein Gewinn, und wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe!