COLDPLASMATECH behandelt chronische Wunden mit kaltem Plasma
Morgen ist es endlich soweit: Der große Startups@Reeperbahn Pitch rockt den Kiez! Einer der Finalisten ist COLDPLASMATECH. Das Greifswalder Startup behandelt chronische Wunden mit kaltem Plasma. Wir erklären, wie das funktioniert.
Wer im Physikunterricht einigermaßen aufgepasst hat, wird zumindest die drei klassischen Aggregatzustände aufzählen können: fest, flüssig und gasförmig. Daneben kennt die Wissenschaft noch Reihe nichtklassischer Aggregatzustände, die so geheimnisvolle Namen wie Fermionen-Kondensat oder mesomorpher Zustand tragen. Etwas geläufiger ist da schon der Begriff Plasma. Dabei handelt es sich um energetisch aufgeladenes Gas. Plasma ist meist sehr heiß und im Universum überall zu finden, denn die Sonne und alle anderen Sterne befinden sich im Plasmazustand.
Es gibt allerdings auch eine kalte Variante, die beispielsweise in Leuchtstoffröhren verwendet wird. Und in der Medizin. Hier kommt COLPLASMATECH ins Spiel. Das Greifswalder Startup nutzt kaltes Plasma zur Behandlung chronischer Wunden. Eine Wunde, die auch sechs Wochen nach ihrer Entstehung noch nicht angemessen verheilt ist, gilt in der Regel als chronisch. Bis zu vier Millionen Personen im Jahr sind allein in Deutschland davon betroffen. Häufig ist sie Folge einer Diabeteserkrankung oder von Druckgeschwüren bei Patienten, die sich buchstäblich wundgelegen haben.
Gegen Keime und für schnelle Heilung
Kaltes Plasma inaktiviert nachweislich heilungshemmende Keime, wie sie in Krankenhäusern häufig vorkommen, und zwar auch solche, die multiresistent gegen gängige Antibiotika sind. Außerdem fördert es das Wachstum von Blutgefäßen und die Gewebedurchblutung und regt insgesamt die Wundheilung an. Inzwischen gibt es diverse medizinische Geräte, die diese Technologie nutzen, doch sind sie meist sehr sperrig und können Wunden nur punktuell behandeln.
Anders bei COLDPLASMATECH. Dessen Angebot besteht aus einer handlichen Box, PlasmaCube genannt, und der annähernd quadratischen Wundauflage PlasmaPatch. Die eignet sich auch für die Behandlung großflächiger Wunden. Das tut nicht weh und dauert nur zwei bis fünf Minuten pro Behandlungseinheit. Schon nach wenigen Tagen lassen sich positive Veränderungen feststellen. Dr. Carsten Mahrenholz, einer der Gründer von COLDPLASMTECH, spricht gern von „Star Trek-Technologie“, weil das ganze Verfahren einen Hauch von Science Fiction hat. Verstärkt wird dieser Eindruck noch von dem bläulichen Schimmer, den die Wundauflage bei der Anwendung verbreitet.
COLDPLASMATECH hat schon eine Menge gewonnen
Offiziell gegründet wurde COLPLASMATECH 2015 als Spin-off des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald. Seither konnte das Startup bereits 2,75 Millionen Förder- und Investitionsgelder einsammeln und zahlreiche Preise gewinnen. Im April 2018 ging der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte Deutsche Innovationspreis an das Team aus Mecklenburg-Vorpommern.
Die ideelle und finanzielle Unterstützung von staatlicher wie privater Seite ist überlebenswichtig für ein Unternehmen, das sich in der Medizinbranche behaupten will. Der Markt gilt als kompliziert, da viele Entscheider nur schwer von Innovationen zu überzeugen sind. Das Produkt von COLDPLASMATECH löst allerdings ein echtes Problem, und Gründer Mahrenholz hat genug Know-how und Erfahrung, um das auch glaubhaft zu vermitteln. Er hat Biologie ebenso wie Wirtschaft studiert und in Chemie promoviert. Danach war er mehr als zwei Jahre lang als Unternehmensberater tätig, ist dann in die Geschäftsführung des Technologieunternehmens Neoplas gewechselt und hat parallel ab 2013 die Arbeitsgruppe am INP geleitet, die zur Gründung von COLDPLASMATECH führte.
Das Ziel: erst die Reeperbahn, dann die Welt erobern
Mittlerweile sind PlasmaCube und PlasmaPatch ausführlich getestet und somit marktreif, sodass mit ersten Umsätzen spätestens Anfang nächsten Jahres zu rechen ist. Ziel ist natürlich nicht nur Deutschland, sondern der Weltmarkt. Ein Erfolg beim Startups@Reeperbahn Pitch käme da sehr gelegen, denn dort winkt als Preis nicht nur ein Mediabudget der WELT im Wert von 150.000 Euro, sondern auch eine betreute Reise zum Festival South by Southwest in Austin, Texas. Wer bei dem Pitch zuschauen und COLDPLASMATECH die Daumen drucken möchte, sollte sich hier noch schnell ein Ticket besorgen!
Beitragsbild: Dr. Carsten Mahrenholz und Axel Kühle testen das Gerät (Foto: Nadine Bauerfeind)