DOCYET gewinnt Health Innovation Award 2024
Bei der vierten Ausgabe des Health Innovation Award setzte sich das Startup DOCYET gegen vier Konkurrenten durch. Es überzeugte als Lotse durch die wunderbare Welt der Medizin. Neben einem spannenden Pitch sorgte auch noch eine wesentliche Veränderung beim Health Innovation Port für Aufsehen.
In diesem Jahr stand der Health Innovation Award unter dem Motto „Customized Healthcare“. Gemeint ist damit eine medizinische Versorgung, die ganz auf die persönlichen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist. Aber inwieweit ist das überhaupt realistisch? Das war Thema einer einleitenden Diskussion. Dabei wurde unter anderem auf das Spannungsverhältnis zwischen dem Nutzen individueller Medizin und den damit verbundenen Kosten hingewiesen. Anders ausgedrückt: Es muss sich rechnen, etwa durch Prävention, die teure Therapien überflüssig macht. Ein anderes Problem, die in der Runde angesprochen wurden, war die Trennung von ambulanter und stationärer Behandlung, die typisch für Deutschland ist und Stringenz erschwert. Ebenfalls typisch Deutsch: Pilotprojekte, die zwar sinnvolle Test beinhalten, aber nicht zu einer praktischen Umsetzung führen, schon gar nicht flächendeckend.
Schnelle Hilfe, Prävention und Nachsorge:
vier Startups für alle Medizinfälle
Als potenzielle Problemlöser können Startups ihre Chance wahrnehmen, beispielsweise die fünf, die es ins Finale des Health Innovation Award 2024 geschafft haben. Nur eines davon stammt aus Hamburg: die AllyWell GmbH. Deren App AllyTime bietet schnell Hilfe bei psychischen Erkrankungen, die Jahr für Jahr fast 28 % der Deutschen betreffen, von den 80 % keine Behandlung erhalten. Über die App können sie professionelle und persönliche Betreuung bekommen, mit zusätzlicher Unterstützung durch künstliche Intelligenz. Psychologische Hilfe bietet auch das Startup kaarlo aus Münster. Das hat sich auf somatoforme Störungen spezialisiert, die über 8 Millionen Menschen betreffen, 60 % davon untherapiert. Es handelt sich dabei nämlich um Schmerzen, die keine physische Ursache haben und daher schwer zu diagnostizieren und behandeln sind. kaarlos Lösung besteht aus drei Bausteinen: Erstberatung, Selbsttherapie und Nachsorge. Der Start ist für das erste Quartal 2025 geplant.
Noch vor dem eigentlichen Launch befindet sich auch pheal aus Osnabrück. Das möchte auf die Haut zu klebende Sensoren auf den Markt bringen, die permanent Blut, Schweiß und Gewebeflüssigkeit analysieren können. So lassen sich akute Erkrankungen erkennen, bevor sie tatsächlich auftreten, zum Beispiel bei Herzinfarkten. Allein das wäre schon ein großes Ziel, doch pheal will noch mehr, nämlich eine „Smart Patch Plattform“ aufbauen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, 2025 soll Schweißmonitoring den Anfang machen. Auch für step into motion aus Köln steht im kommenden Jahr alles auf Anfang. Dieses Startup kümmert sich um die Krebsnachsorge jenseits der eigentlichen Therapie. Es bietet Kurse und Lebenshilfe in Sachen Sport und Bewegung, Ernährung und mentales Wohlbefinden.
DOCYET hat sich bereits bewährt und erhält dafür den Health Innovation Award
Von allen Kandidaten für den Health Innovation Award ist DOCYET aus Leipzig schon am weitesten. Das mag eines der Kriterien für die Jury gewesen sein, diesem Startup den Preis zu verleihen. DOCYET versteht sich als Lotse durch die vielschichtige Welt der medizinischen Versorgung in Deutschland. Die hat zwar viel zu bieten, ist aber nicht nur für den medizinischen Laien oft unübersichtlich und verwirrend. Ein Beispiel: 40 % der Patientinnen und Patienten, welche die Notaufnahme in Krankenhäusern aufsuchen, sind dort eigentlich fehl am Platz. DOCYET findet für sie die bessere Alternative. Die Software ist längst als Medizinprodukt zugelassen und erreicht jährlich mehr als 100.000 Nutzer.
Health Innovation Port zukünftig ohne Philips
Der Gewinn des Health Innovation Award könnte DOCYET zusätzlichen Schwung verleihen. Beim Vorjahressieger TimeTeller war das auf jeden Fall so. Für seinen Bluttest zur Bestimmung des idealen Zeitpunkts einer Krebestherapiemaßnahme, etwa der Tabletteneinahme, gab es in der Folge viele weitere Preise. Zur Erfolgsbilanz gehören auch ein erteiltes Patent, die Zulassung als Medizinprodukt und erste Schritte in den amerikanischen Markt. Der Health Innovation Award wirkt also und kann das auch in Zukunft tun, allerdings in einer veränderten Konstellation. Seit sieben Jahren hat der Health Innovation Port (HIP), Schauplatz der Veranstaltung, seine Heimat bei Philips. Das Medzintechnikunternehmen richtet sich aber gerade neu aus in Richtung Globalisierung und beendet sein Engagement für das Projekt in Hamburg. Den HIP wird es aber in neuer Form weiter geben, unter der Führung der Techniker Krankenkasse und des Clusters Life Science Nord. Wie und wo genau – auch das erfahren wir dann in 2025!