GermanAI will den KI-Standort Deutschland voranbringen
Beratung, Training und den Aufbau von Startups – das neue Unternehmen GermanAI bietet eine breite Angebotspalette rund um das brandaktuelle Thema künstliche Intelligenz. Dahinter stecken unter anderem ein erfolgreicher Hamburger Gründer und ein KI-Experte, der schon in ganz jungen Jahren auf sich aufmerksam gemacht hat.
Jan Marius Marquardt ist ein echter Selfmade-Entrepreneur. Schon als Zwölfjähriger verschaffte er sich erste Programmierkenntnisse, das nach dem Abitur begonnene Studium der Wirtschaftsinformatik brach er ab, weil lieber ein Unternehmen für Business-Software gründen wollte. Das startete 2010 zunächst unter dem Namen mindsmash, wurde später in COYO umbenannt und erwies sich als äußerst erfolgreich. Viele Jahre kam es ohne externes Kapital aus, erst 2020 stieg ein Investor bei COYO ein, um die Internationalisierung voranzutreiben.
Auch Deutschland kann bei KI noch viel erreichen
Mitte 2022, inzwischen trug das Unternehmen den Namen Haiilo, zog sich Jan aus dem operativen Geschäft zurück. Seine Aufgabe als CEO übernahm Roope Heinilä, der diese Position schon bei dem finnischen Startup Smarp innehatte, das wie COYO in Haiilo aufgegangen war. Jan ist seinem alten Unternehmen als Aufsichtsratsvorsitzender nach wie vor eng verbunden, hat sich aber die Zeit genommen, um neue Projekte in Angriff zu nehmen. So betätigte er sich als Investor und beschäftigte sich intensiv mit künstlicher Intelligenz.
Pessimisten behaupten, für Deutschland sei der KI-Zug längst abgefahren und Länder wie China und die USA hätten einen uneinholbaren Vorsprung. Das mag für die Schaffung der Grundlagen stimmen, die enorm zeit- und kostenintensiv ist. Bei der konkreten Anwendung dagegen sieht Jan noch großes Potenzial, das auch hierzulande genutzt werden könnte, zumal Basissoftware für KI als Open Source zugänglich ist. Um dieses Potenzial zu nutzen und möglichst vielen zu eröffnen, gründete er GermanAI, das im Juli offiziell an den Start ging. Als Co-Founder dabei ist Piers Wermbter, der viele Jahre für COYO/Haiilo gearbeitet hat. Er ist eine Art IT-Wunderkind, das bereits im zarten Alter von 19 Jahren sein Informatikstudium abgeschlossen hatte.
Die drei Säulen von GermanAI
Das Geschäftsmodell von GermanAI besteht aus drei Komponenten. Da wäre zunächst der Bereich Consulting. Hier ist nach eigener Aussage das Ziel, Unternehmen dabei zu helfen, das gesamte Potenzial der künstlichen Intelligenz zu nutzen. Eine Erstberatung ist kostenlos. Mindestens 800 Euro kosten dagegen Onlinekurse, die Basiswissen und spezielle Kenntnisse aus dem Bereich KI vermitteln sollen. Diese finden zu festen Terminen statt, zudem lassen sich individuelle Trainings für ganze Teams buchen.
Der interessanteste Geschäftsbereich ist sicherlich „Venture Building“. Dieser Begriff beschreibt grundsätzlich den Aufbau neuer Unternehmen, bei GermanAI werden diese selbstverständlich einen starken KI-Bezug haben. Eine Reihe von Ideen hat GermanAI bereits selbst entwickelt, aber auch Vorschläge von außen sind willkommen, thematisch gibt es da keine Beschränkungen. Wer ein eigenes Projekt mitbringt oder sich an einem bereits existierenden beteiligen möchte, kann sich über ein einfaches Onlineformular bewerben. Spezielle KI-Kenntnisse sind willkommen, aber nicht Voraussetzung, die bringt GermanAI ein und stellt aus den Bewerbungen Teams so zusammen, dass möglichst viele Kompetenzen vertreten sind.
Vielfältige Kooperationen gewünscht
Für die Anschubfinanzierung und die Zahlung der Gehälter bei den angehenden Startups steht insgesamt zunächst ein mittlerer siebenstelliger Betrag zur Verfügung. Je nach Konstellation wird GermanAI eine Minderheitsbeteiligung an den Neugründungen erhalten und mittelfristig einen Exit anstreben. Ein weiteres Ziel des Venture Builders ist, es, Kooperationen mit etablieren Unternehmen einzugehen. Mit dem Online-Modehändler ist das bereits gelungen, für ihn hat GermanAI einen KI-Shoppingberater entwickelt. Ganz zufällig ist diese Zusammenarbeit nicht entstanden; Jan und ABOUT YOU-Geschäftsführer Tarek Müller kennen sich bereits aus der Schulzeit.
Mit seinem Wunsch, Hamburg einen festen Platz auf der KI-Landkarte zu verschaffen, steht GermanAI bekanntlich nicht allein da. Daher ist auch vorgesehen, sich mit Akteuren wie AI.HAMBURG und dem Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) zu vernetzen, um Kräfte zu bündeln. Bleibt zu hoffen, dass das gelingt. Der Siegeszug der KI hat gerade erst begonnen und für Hamburg ist es nicht zu spät, daran einen Beitrag zu leisten.
Foto: GermanAI