Inspirient gewinnt Startups@Reeperbahn Pitch 2017
Konfettiregen für Inspirient! Das Berliner Startup gewinnt mit seinem Tool zur Datenanalyse den Startups@Reeperbahn Pitch 2017. Das war aber nur ein Höhepunkt eines insgesamt unvergesslichen Tages. Wir fassen das ganze Geschehen zusammen.
Hamburg, 20. September 2017, kurz vor 12. Während die ersten Gäste bereits eintrudeln, flitzen die Teammitglieder von Hamburg Startups noch durch die Räume und über das Gelände des legendären Kiezclubs Gruenspan um sicherzustellen, dass alles perfekt vorbereitet ist für das kommende Spektakel namens Startups@Reeperbahn. Dabei lassen sie sich auch durch widrige äußere Umstände nicht beirren. Eine Pfütze auf dem Hinterhof mit den Ausmaßen eines mittleren Gartenteichs wird einfach mit ein paar Quietscheentchen bestückt und so zu einem weiteren Hingucker bei einem Event, wo jedes Detail stimmt.
Und bei dem eben auch der Hinterhof ein Schauplatz ist, denn dort stehen die Love Mobile. Das sind liebevoll ausgestattete Wohnwagen der klassischen US-Marke Airstream (mehr Infos über diese Trailer gibt es hier), die zur Begegnungsstätte von Startups und hilfreichen Mentoren umfunktioniert wurden. Rund 70 Blind Dates finden dort statt, präsentiert von unseren Partnern Handelskammer Hamburg, nextMedia.Hamburg, T-Systems, Jimdo und QVC.
In den Love Mobilen werden Weichen gestellt
Blind Dates bedeutet, dass die Gesprächspartner zuvor nichts voneinander wussten und sich in den Love Mobilen zum ersten Mal begegnen. Dabei treffen dann Startup-Experten auf engagierte Gründerinnen und Gründer, sodass alle Beteiligten mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen nach Hause gehen, die für den weiteren beruflichen Werdegang von großem Nutzen sein können. Vielleicht wird in den Love Mobilen sogar der Grundstein gelegt für eine zukünftige Geschäftsbeziehung.
Das trifft vor allem für den Trailer von QVC zu. Das durch Teleshopping groß gewordene Unternehmen, das seine Einkaufserlebnisse inzwischen auch in den digitalen Medien möglich macht, feiert bei Startups@Reeperbahn nämlich eine ganz besondere Premiere. QVC NEXT heißt die Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, neue Unternehmen und ihre Produkte zu entdecken und diese dem Publikum von QVC vorzustellen.
Welche Vertriebsmacht QVC in Deutschland und weltweit besitzt, macht Gina Deeble, Vice President Commerce Platforms, QVC Germany, in ihrem Vortrag auf der parallel stattfinden Konferenz deutlich. 1,8 Millionen Kunden, davon etwa 90 % Frauen, konnte der Shoppinggigant hierzulande bereits für sich gewinnen, und der Großteil lässt sich immer wieder für neue Produkte begeistern. Auf dem Vormarsch ist dabei das Digitalgeschäft, das bereits zu 50 % über mobile Geräte läuft. Dementsprechend breit aufgestellt ist die Zielgruppe. Die Zeiten, in denen QVC vor allem nur ältere Zuschauer erreichte, sind längst vorbei.
Vielfalt bei QVC und im Konferenzprogramm
Vielfalt ist also Trumpf bei QVC, und das gilt auch für das gesamte Konferenzprogramm, moderiert von der fabelhaften Geraldine de Bastion. So berichtet Fridtjof Detzner, einer der Gründer von Jimdo, von einer Fernsehserie der Deutschen Welle, die sich noch in der Produktionsphase befindet und voraussichtlich ab Ende Oktober ausgestrahlt wird. Dafür ist Fridtjof in eine Reihe asiatischer Länder gereist, um dort mit Entrepreneuren über ihre Visionen zu sprechen. Wir werden darauf bald in einem eigenen Beitrag noch genauer eingehen.
Ein anderes spannendes journalistisches Projekt ist das Buch „Mein größter Fehler“, das Niklaus Förster vorstellt. Der Chefredakteur und Herausgeber von impulse hat mit 100 Gründerinnen und Gründern über ihre Fehlschläge gesprochen, die zum Unternehmertum unvermeidlich dazugehören. In Deutschland ist das immer noch ein heikles Thema, in den USA geht man damit viel selbstverständlicher um. Überhaupt ist vieles anders in der amerikanischen Businesswelt, und das lässt sich kaum irgendwo so eindrucksvoll erleben wie beim SXSW-Festival in Austin, Texas.
In den USA, auf dem Boot oder auf der Bühne des Gruenspan: Startups finden überall ihren Platz
Mirko Whitfield, der den europäischen Raum für das Festival betreut, und die beiden Hamburger Gründer Jörg Land (Tinnitracks) und Daniel Raschke (picalike) konnten darüber viel erzählen. Wer sich nun nicht entscheiden kann, ob er sein Unternehmen nun lieber in Deutschland oder den USA ansiedeln soll, für den haben Maren und Matthias Wagener eine besonders attraktive Alternative parat. Sie leiten ihre Firma Vast Forward nämlich von einem Segelboot aus, das immer dort vor Anker geht, wo gerade die Sonne scheint. Dort wird dann allerdings so konzentriert gearbeitet wie in jedem anderen Büro. Klar, dass dieses Panel von den „New Work“ Experten von XING präsentiert wird.
Viel Arbeit hat sicherlich auch dazu geführt, dass die fünf Finalisten des Startups@Reeperbahn Pitch dort angekommen sind, wo sie jetzt stehen. Nämlich auf der Bühne des Gruenspan, um ihre Geschäftsideen acht Juroren und über 400 weiteren Gästen zu präsentieren. 120 Startups hatten sich für den Pitch beworben, die besten waren vor ein paar Wochen von einem hochkarätigen Kuratorium ausgewählt worden.
Die ersten drei Kandidaten: Nect, TechSpagetti und Taxdoo
Detlef Schwarte, Gründer des Reeperbahn Festivals und die Hamburg Startups Gründerinnen Sina Gritzuhn und Sanja Stankovic eröffneten den Abend. Den Pitch-Auftakt an diesem Mittwoch macht Nect aus Hamburg. Nect schafft mit einfachen Mitteln eine Art digitalen Personalausweis, der den Registrierungsprozess ins 21. Jahrhundert bringt. Was bisher häufig immer noch auf dem Postweg erledigt werden muss, soll künftig online viel schneller und sicherer gehen, und das ohne kompilzierte Passwörter, die man sich sowieso nicht merken kann.
Als nächste entert Leah Frances Hinton die Bühne. Die Lehrerin aus Neuseeland lebt in Berlin und hat zusammen mit Elliot Tabachnik TechSpaghetti gegründet. Leah konzipiert App-Spiele für Kinder und hat damit schon einige Downloaderfolge gefeiert. Außerdem lässt sich die dafür entwickelte Technologie nutzen, um schnell und individuell Apps zu gestalten, ohne dafür detaillierte Programmierkenntnisse haben zu müssen.
Das zweite Hamburger Startup, das es ins Finale geschafft hat, ist Taxdoo. Taxdoo hilft E-Commerce-Unternehmen bei der Abwicklung der Umsatzsteuer. Die berechnet sich in jedem Land anders, sodass Anbieter, die ihr Geschäft international machen, sich normalerweise mit großem bürokratischen Aufwand herumschlagen müssen. Taxdoo hilft ihnen, viel Zeit und Geld zu sparen.
Inspirient und Sceenic schließen den Wettbewerb ab
Danach schickt Georg Wittenburg von Inspirient aus Berlin die Zuschauer auf eine Entdeckungsreise. Nicht in ferne Länder, sondern in die Welt der Daten. Die ist inzwischen so groß und unübersichtlich geworden, dass Unternehmen mit der Analyse gar nicht mehr hinterherkommen und oft nicht einmal wissen, wonach sie dabei überhaupt suchen sollen. Die Software von Inspirient nimmt ihnen diese Arbeit ab und bereitet die Ergebnisse gleich noch grafisch auf.
Der letzte Kandidat des Abends ist Sceenic aus London. Gründer Paul Bojarski stellt seine Idee vor, Fernsehen wieder zum Gemeinschaftserlebnis zu machen. Die Nutzer können sich per Webcam am Bildrand in eine Liveübertragung einklinken und miteinander über das Geschehen disuktieren, jubeln und schimpfen. Wie alle anderen hat Paul sieben Minuten Zeit für den Pitch und stellt sich dann für weitere sieben Minuten den Fragen der Jury. Für eine Antwort bekommt er sogar Szenenapplaus, als er erklärt, es sei doch viel besser, die Kommunikation über das Programm auf der eigenen Plattform zu behalten, als an Dienste wie Twitter oder Snapchat abzugeben.
Das waren also die fünf Finalisten, jetzt ist es an der Zeit für die Jury, sich zurückzuziehen und sich auf den Sieger festzulegen. Die Jury, das sind Dr. Brigitte Mohn (Bertelsmann), Christoph Schuh (Lakestar), Dr. Cornel Wisskirchen (Deutsche Bank), Tatjana Kiel (Klitschko Ventures), Katharina Link (WeltN24), Sven Klenner (Thalia), sowie die schon erwähnten Gina Deeble (QVC) und Fridtjof Detzner (Jimdo).
Die Juryentscheidung ist eindeutig
Von Beginn an kristallisiert sich ein Favorit heraus, doch natürlich werden die Pros und Contras aller Teilnehmer sorgfältig abgewogen. Dabei wird deutlich, wieviel Fachkompetenz und Erfahrung in dieser Jury steckt. Entscheidende Kriterien sind dabei die Markttauglichkeit und Konkurrenzfähigkeit der Geschäftsmodelle. Am Ende steht eine klare Entscheidung für Platz 1 und eine knappe für Platz 2.
Als das geklärt ist, geht es raus auf die Bühne zur Siegerehrung. Ein Mediabudget für die WELT im Wert von 50.000 Euro sichert sich Sceenic. Der Hauptpreis, ein Mediabudget in Höhe von 100.000 Euro und eine Reise zum SXSW-Festival, gewinnt Inspirient. Und auch Taxdoo geht nicht leer aus. Die Lokalmatadore haben das Publikum am meisten überzeugt und dürfen zur XTC, einem Startup-Festival auf Necker Island, der Privatinsel von Milliardär Richard Branson.
Begeisterung bei Siegern und Jury
Der Sieg von Insprient kam für einige durchaus überraschend, nicht zuletzt für den Gründer selbst. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, das kommt völlig überraschend“, sagt Georg. Für ihn waren die Minuten auf der Bühne mit die härtesten seines Lebens, aber das erstmals so gepitchte Konzept mit der Entdeckungsreise hat sich offensichtlich ausgzahlt. Und auch Paul von Sceenic zeigt sich hochzufrieden, schon der Kontakt zu QVC und der WELT sei ein Gewinn für ihn. Die Hansestadt ist seit seiner Zeit beim next media accelerator ein gutes Pflaster für Paul. „Hamburg hat mir viel gegeben“, fasst er zusammen.
Und was sagt die Jury? Wir haben dazu ein paar Stimmen eingesammelt, so von Dr. Brigitte Mohn:
Die Gründer bei Startups@Reeperbahn sind sehr weit entwickelt und auch international hoch kompetitiv. Sie haben bei diesem außergewöhnlichen und familiären Pitch-Format eine sehr gute Plattform gefunden. Schön, dass es in Hamburg eine so lebendige Startup-Szene gibt!
Gina Deeble von QVC lobt nicht nur den Pitch, sondern die gesamte Veranstaltung:
Der Sieger Inspirient fasziniert mich, auch wenn das nicht mein Business ist. Hier ist alles voller Energie, und es war wundervoll mit all den Startups zu sprechen, denen ich hier begegnet bin!
Begeistert ist auch Sven Klenner von Thalia, einem der Hauptpartner des Startups@Reeperbahn Pitch:
Es war ein großartiger Abend mit einer tollen Auswahl an Startups. Ein dickes Kompliment auch an Sanja und Sina, die die Veranstaltung grandios organisiert haben!
Schließlich zieht Dr. Cornel Wisskirchen, von der Deutschen Bank, ebenfalls als Goldpartner dabei, sein Fazit:
Besonders beeindruckt hat mich die Bandbreite der Usecases bei den Teilnehmern!
Ein Dinner und allen Grund zum Feiern
Nach so einer gelungenen Veranstaltung lud Hamburg Startups noch zum VIP Aftershow-Event, und zwar im Edelsteakhaus MASH in der Großen Elbstraße, wohin es per Shuttleservice geht. Neben den Gold-Partnern wird das Dinner von drei weiteren wichtigen Partnern begleitet: EY, seit fünf Jahren und damit von Beginn an dabei, Lakestar und NetJets. So langsam können sich jetzt auch die beiden Cheforganisatorinnen und Gründerinnen von Hamburg Startups, Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn, etwas entspannen. Eine aufregende Zeit und ein stressiger Tag liegt hinter ihnen, der mit der Gewissheit endet: Es war wieder großartig! Auf ein Neues in 2018!
Wir bedanken uns bei allen großartigen Partnern, die dieses Event erst möglich gemacht haben.
Alle Fotos: Stefan Groenveld
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