MoinMobility macht Mitarbeiter mobil
MoinMobility nennt sich eine Initiative für Hamburger Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern moderne Mobilitätslösungen anbieten wollen. Dahinter stecken die HHLA, vor allem bekannt als Betreiber des Hamburger Containerterminals, und das Startup 25ways. Am 5. Juni präsentierten sie ihre Zusammenarbeit der Öffentlichkeit und kündigten weitere Veranstaltungen an.
„Bei einer Temperatur von 25 Grad haben wir nur noch die halbe Denkfähigkeit“, entschuldigte Prof. Dr. Stephan Rammler im Voraus etwaige geistige Aussetzer. Von denen war allerdings bei dem Vortrag des Mobilitäts- und Zukunftsforschers dann nichts zu merken. Dabei war es in den erste liebe studios im Oberhafenquartier noch deutlich wärmer, als sich die Initiative MoinMobility den zahlreich erschienenen Gästen vorstellte. Zum Auftakt fasste Rammler die Megatrends zusammen, die die Mobilität der Zukunft bestimmen werden.
Dazu gehört die nach wie vor steigende Weltbevölkerung. Noch ist völlig unklar, wie im Jahr 2050 vielleicht zehn Milliarden Menschen angemessen versorgt werden sollen und wie die dafür notwendige Infrastruktur aussehen muss. Besonders städtische Ballungsräume stehen vor enormen Herausforderungen. Allein in China werden in den nächsten zehn Jahren 300 Millionen Stadtbewohner hinzukommen, weil es dort wie überall immer mehr Landbewohner in die Metropolen zieht.
Sharing Economy statt E-Autos für alle
Der Klimawandel und die Ressourcenknappheit erfordern nachhaltige Konzepte, die zugleich die zunehmende Individualisierung berücksichtigen müssen. Eine mögliche Lösung bietet die Sharing Economy. Der Besitz von Dingen verliert an Bedeutung, das gilt nicht zuletzt für das von vielen immer noch geliebte Auto. Auf Deutschland bezogen erklärte Rammler, es könne nicht das Ziel sein, 47 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch 47 Millionen elektrisch getriebene zu ersetzen. Schon jetzt sind die meisten Fahrzeuge überwiegend Stehzeuge. Auch die totale Automatisierung sieht er eher skeptisch. Zumindest im komplexen innerstädtischen Verkehr wird es noch lange dauern, bis selbst fahrende Autos wirklich sicher sind. Und E-Scooter hält er unter den aktuellen Bedingungen in den Städten hierzulande für gar keine gute Idee.
Dem derzeitigen Verkehrsminister Andreas Scheuer, der in einer Videobotschaft die Begrüßungsworte sprach, traut Rammler eine entschlossene Verkehrswende nicht zu. Der Professor plädierte für einen starken Staat, der klare Rahmenbedingungen für einen Mobilitätswandel definiert. Er hofft auf die Kommunen, die den Handlungsbedarf früher und konkreter erkennen als der Bund. Verschiedene Raumtypen verlangen dabei verschiedene Lösungen. Das gilt schon für Innenstädte im Vergleich zu den Außenbezirken und erst recht zum ländlichen Raum. Dort wird das Auto auf absehbare Zeit noch unverzichtbar bleiben.
Ein bereits angelaufenes Mobilitätsprojekt für Hamburg präsentierten dann die Gastgeber von MoinMobility. Das Logistikunternehmen HHLA und das Startup 25ways hatten ihre Zusammenarbeit im Oktober 2018 beim ersten Demo Day des Next Logistics Accelerators verkündet. Für die HHLA nicht der erste Schritt in ein neues Mobilitätszeitalter, wie Arno Schirmacher, Direktor Personalmanagement, zeigte. Das Unternehmen hat zurzeit 367 E-Bikes und 81 E-Autos im Einsatz, um beispielsweise die insgesamt 909 Kilometer zu bewältigen, die allein zwischen sämtlichen Standorten in Hamburg liegen.
25ways berechnet den besten Weg von A nach B
Den besten Weg von A nach B zu berechnen, das ist die Spezialität von 25ways. Dabei berücksichtigt das Startup nicht nur die Klassiker eigenes Auto, eigenes Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel (ÖPNV), sondern auch die neuen Angebote der Sharing Economy. Diese Kombination aus alten und neuen Mobilitätslösungen hatte auch Prof. Dr. Rammler als Trend definiert. In einem Beispiel zeigte 25ways, dass die Nutzung von Fahrrad und Fähre bei einer bestimmten Strecke nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch deutlich schneller ist als eine Autofahrt.
Der erste Anwendungsfall der webbasierten App findet sich im Bewerbungsportal der HHLA. Jobkandidaten können sich die besten Anfahrtswege zu den nicht immer ganz leicht zu findenden Standorten des Unternehmens anzeigen lassen. Auch bereits bestehende Mitarbeiter nutzen den Service inzwischen. Zwar kennen die natürlich im Prinzip ihren Weg zur Arbeit, doch Baustellen, Betriebsstörungen, schlechtes Wetter und andere äußere Einflüsse können kurzfristige Umdisponierungen notwendig machen.
MoinMobility kündigt weitere Veranstaltungen an
Die Vorstellung der Kollaboration von HHLA und 25ways stand zwar im Mittelpunkt von MoinMobility, die Veranstaltung bot aber auch anderen Ausstellern Platz. Das Beratungsunternehmen Mobivators informierte über seine Angbote, Carano führte seine Fuhrpark-Software vor und Evectro lud zu kleinen Testfahrten mit Elektrofahrzeugen ein. Das Event in den erste liebe studios war der Kick-off für weitere Aktivitäten zum Thema Mobilität, ein erstes Meetup ist bereits für September angesetzt. Die Planungen reichen bis ins Jahr 2021, wenn der ITS-Weltkongress in Hamburg stattfinden wird. Mal schauen, was MoinMobility bis dahin bewegt hat.