Soulfi bei den Löwen: „ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden“
Das Hamburger Startup Soulfi bietet psychologische Soforthilfe per App. Mit diesem Konzept haben sie es bis in „Die Höhle der Löwen“ geschafft und dort sogar einen Deal abgeschlossen – oder doch nicht? Im Interview erzählen Dr. Paolo D`Andrea, Thomas Bolz und Eray Özmü, was vor, während und nach der Show passiert ist und wie die Idee zu Soulfi entstanden ist.
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Könntet ihr uns zu Beginn etwas über euch erzählen und was ihr vor Soulfi gemacht habt?
Paolo: Ich bin Psychologe und arbeite seit fast 20 Jahren in meiner eigenen Privatpraxis in Hamburg. Ursprünglich komme ich aus Italien, bin verheiratet und Vater von drei Kindern. In meiner täglichen Arbeit habe ich tiefe Einblicke in die menschliche Psyche erhalten – insbesondere, wie akut und einsam mentale Krisen erlebt werden.
Tom: Mein beruflicher Hintergrund liegt im Digitalmanagement. Als Betriebswirt habe ich viele Jahre im Unternehmensumfeld gearbeitet – und dabei erlebt, wie wenig Raum psychisches Wohlbefinden im Berufsleben oft bekommt. Ich wollte das ändern – aus echter Überzeugung heraus, dass wir mentale Gesundheit genauso ernst nehmen müssen wie körperliche.
Eray: Ich bin Softwareunternehmer mit einem eigenen Team. Technologische Lösungen zu entwickeln war schon immer mein Ding – aber mit Soulfi hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit, Technik mit echtem gesellschaftlichen Impact zu verbinden.

Paolo, wie ist die Idee für Soulfi entstanden?
Die Idee wurde aus einem echten Schmerz heraus geboren. In meiner Praxis begegneten mir immer wieder Menschen, die mitten in Panikattacken, Schlaflosigkeit oder massiven Stressmomenten einfach nur einen Wunsch hatten: „Kann mir bitte jemand sofort sagen, was ich tun soll?“ Dieser Satz blieb hängen. Und ich dachte mir – warum nicht genau das tun?
Zunächst begann ich, Erste-Hilfe-Videos zu psychischen Notfällen zu entwickeln und online zu stellen. Doch ich merkte schnell, dass ich Mitstreiter brauche, um daraus eine richtige Lösung zu machen. Über die Plattform founderio.com lernte ich Tom und Eray kennen. Uns war sofort klar: Wir teilen dieselbe Vision. Aus dieser Verbindung wurde Soulfi geboren.
Was macht Soulfi besonders?
Soulfi ist die erste App, die speziell für akute psychische Notfälle entwickelt wurde. Wir bieten sofortige Stabilisierung – in 13 verschiedenen mentalen Krisensituationen – durch kurze, gezielte Erste-Hilfe-Videos und eine KI-gestützte Begleitung, die direkt auf die Notlage eingeht. Alle Inhalte wurden von einem interdisziplinären Team aus Ärzt:innen, Therapeut:innen, Psycholog:innen und Coaches entwickelt. Dabei geht es nicht nur um Beruhigung, sondern um echte, strukturierte Hilfe. Zusätzlich bietet Soulfi Podcasts, Musik, Blogartikel und Meditationen – für den Alltag nach der Krise. Was uns unterscheidet? Wir sind keine Plattform für Therapievermittlung oder Achtsamkeitsübungen – wir sind die erste Anlaufstelle, wenn der emotionale Notfall da ist.
Was hat euch dazu bewogen, euch bei “Die Höhle der Löwen” zu bewerben?
Uns war klar: Soulfi braucht nicht nur Kapital – wir brauchen ein starkes Netzwerk, Expertise und jemanden, der an unsere Vision glaubt. „Die Höhle der Löwen“ war für uns die ideale Bühne, um genau diese eine Person zu finden, die sagt: „Ich will euch helfen, das groß zu machen.“ Es war ein mutiger Schritt – aber einer, der uns eine riesige Chance eröffnete.
Wie habt ihr euch auf die Sendung vorbereitet?
Wir haben viele Folgen der Sendung analysiert, typische Fragen durchgespielt und unseren Pitch Dutzende Male geprobt – erst allein, dann vor Freunden und Familie. Es war uns wichtig, souverän aufzutreten, aber auch echt zu bleiben. Authentizität war für uns genauso wichtig wie Professionalität.

Wie war euer Auftritt vor den Löwen?
Ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Natürlich waren wir aufgeregt – aber die Energie war großartig. Die Gespräche hinter den Kulissen waren herzlich, aber als auf der Bühne die ersten drei Löwen nacheinander absagten, stieg die Nervosität spürbar. Als dann auch noch Carsten Maschmeyer ablehnte, dachten wir kurz: „Das war’s.“ Doch dann kam Nils Glagau – er nannte uns ein „Unicorn“ und bot ohne langes Zögern einen Deal an. In diesem Moment war alles da: Erleichterung, Freude, Dankbarkeit. Wir haben den Moment gefeiert – mit unserem Team, unseren Familien, unseren Herzen.
Was ist seit dem Pitch passiert?
Auch wenn der Deal am Ende nicht zustande kam, war die Reise danach entscheidend. In den Gesprächen mit dem Team von Orthomol – insbesondere mit Nils Glagau – haben wir wertvolle Impulse erhalten, die uns tief geprägt haben. Wir haben die App grundlegend überarbeitet, das Produkt neu konzipiert und Strukturen angepasst, um für den nächsten Schritt gewappnet zu sein. Besonders wichtig: Wir haben begonnen, die Internationalisierung gezielt voranzutreiben. Denn mentale Krisen kennen keine Landesgrenzen – und Soulfi soll weltweit helfen können.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer