Stargazr bringt mit künstlicher Intelligenz das Controlling auf eine neue Ebene
Controlling – das ist in einem Unternehmen die Abteilung, wo alle für Entscheidungen relevanten Daten und Fakten gesammelt und analysiert werden. Dabei geht der Trend immer mehr weg von der reinen Zusammenführung von Informationen hin zur Erstellung von konkreten Handlungsempfehlungen. Das 2020 gegründete Startup Stargazr entwickelt nun eine Software, die unter Einsatz von künstlicher Intelligenz dazu wertvolle Hilfe leisten soll.
Hamburg spielt eine große Rolle im Leben von Rafi Wadan. Er ist hier geboren, hat in der Hansestadt wesentliche Teile seines BWL-Studiums absolviert und vier Jahre bei Beiersdorf gearbeitet, einem der Hamburger Vorzeigeunternehmen. Eine weitere wichtige Karrierestation ist Los Angeles, wo er von Mitte 2017 bis Ende 2018 für Lufthansa Technik tätig war. Etwa zur gleichen Zeit hielt sich dort auch der spanische Informatiker Juan Carlos Roldán auf und war an Projekten beteiligt, die sich mit der Beschaffung und Auswertung von Daten beschäftigten. Getroffen haben sich die beiden allerdings in Sevilla, wo Juan zum Organisationsteam einer Veranstaltung der dortigen Universität gehörte, bei der Rafi einen Vortrag hielt.
Zwei sich ergänzende Gründer und ein Ziel
Sie stellten fest, dass sie einiges gemeinsam hatten, etwa das Ziel zu promovieren. Juan darf sich bereits „Doktor“ nennen, Rafi wird hoffentlich in wenigen Monaten folgen. Viel wichtiger war aber die ähnliche berufliche und wissenschaftliche Ausrichtung mit sich ergänzenden Kompetenzen. Rafi hat im Controlling gearbeitet, Juan bringt die IT-Expertise für diesen Bereich mit. So entstand die Idee, ihr jeweiliges Know-how in einem eigenen Startup zu bündeln. Stargazr heißt es. Der Name steht für den Blick in eine Zukunft, in der Controller profunde Prognosen und Handlungsempfehlungen abliefern können.
Angefangen hat Stargazr im Februar 2020. Die notariell beglaubigte Gründung datiert auf den Mai und die konkrete Entwicklung der Software hat Ende August begonnen. Konkret auch deshalb, weil sie mit einem Pilotprojekt verbunden ist, und zwar für Lufthansa Technik. Erste Ergebnisse sollen schon in wenigen Wochen vorliegen. Stargazr will für seine Auswertungen mithilfe künstlicher Intelligenz eine Fülle von Daten auswerten, weit mehr als etwa nur Umsätze, Verkaufszahlen, Gewinne und Verluste. Der Fokus liegt zunächst auf der Industrieproduktion, für die Analyse stehen an die 30 Methoden und Herangehensweisen zur Verfügung.
Stargazr greift auf eine Vielzahl an Daten und Methoden zurück
Da ist zum Beispiel das Wertetreibermodell, das alle Faktoren berücksichtigt, die den Erfolg und den Wert eines Unternehmens beeinflussen. Hier geht es um Produktivität und Effizienz und beispielsweise um die Frage, was es für den Unternehmenserfolg bedeutet, wenn in einem bestimmten Zeitraum nur 900 statt 1.000 Stück von einer Ware produziert werden. Stargazr greift dabei auf Informationen aus einzelnen Abteilungen, ja über einzelne Mitarbeiter zu und verknüpft diese. So entsteht ein abteilungsübergreifendes Datenbild, das neue Erkenntnisse liefert. Gerade der Informationsfluss zwischen den verschiedenen Bereichen ist in vielen Unternehmen noch ausbaufähig. Zweck ist dabei nicht, bestimmte Personen oder Abteilungen zu maßregeln, sondern Prozesse besser zu verstehen und zu optimieren.
Um ein Gefühl für den Stand der Dinge bei Lufthansa Technik zu bekommen, hat Stargazr zunächst über 20 Gespräche geführt. Eine Erkenntnis daraus fasst eines der wichtigsten Ziele des Startups zusammen: Bei Entscheidungen sollte das Bauchgefühl möglichst durch faktenbasiertes Wissen ersetzt werden. Was nicht heißt, dass Stimmungen keine Rolle spielen. So beschäftigt sich Stargazr auch mit der Sentimentanalyse, die vor allem bei Prognose von Börsenkursen zu Einsatz kommt und die Psychologie von Anlegern berücksichtigt. Übertragen auf Unternehmen, können zum Beispiel Trends in den sozialen Medien wichtige Hinweise für Vertrieb und Marketing liefern.
Von „Predictive“ zu „Prescriptive“
Momentan gilt aber wie gesagt das Hauptaugenmerk Industriebetrieben. Dort soll der sich der Service möglichst bald von „Predictice Analytics“ zu „Prescriptive Analytics“ entwickeln. Zurzeit ist es noch üblich, aus historischen Daten auf zukünftige Entwicklungen zu schließen. Im nächsten Schritt sollen dann zur reinen Vorhersage Vorschläge hinzukommen, die das zu erwartende Ergebnis in die eine oder andere Richtung lenken können. Wenn dann, wie geplant, noch eine kontinuerliche Analyse in Echtzeit hinzukommt und somit jederzeit Korrekturen von Prozessen möglich sind, hat Controlling endgültig eine neue Ebene erreicht.
Dass das klappt, hofft nicht nur das Gründerduo von Stargazer. Neben dem Projekt mit Lufthansa Technik sind eine Förderung durch das InnoFounder-Programm der IFB und die Aufnahme ins Creative Destruction Lab der Universität Oxford weitere Vertrauensbeweise. Vielleicht kommen bald auch zahlende Kunden dazu, die einen Grundbetrag und eine Monatsgebühr zahlen sollen, abhängig von der Unternehmensgröße. Dafür verspricht Stargazr einen Return on Investment, der jedes Controllerherz höherschlagen lässt.
Stargazr ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Hier könnt ihr noch mehr über den Club erfahren. Zudem profitiert Stargazr von unserem Programm Startup Verstärker und wird von unserem Partner ba group unterstützt.