LITLE ASHÉ macht Puppen für alle Kinder
Schwarze Puppen sind eine Rarität auf dem Spielzeugmarkt. Noch, denn das Hamburger Startup LITTLE ASHÉ schickt sich an, diese Lücke zu schließen und mehr Diversität in die Kinderzimmer zu bringen.
Auf der Suche nach einem Geschenk die Geschäftsidee gefunden
Die Geschichte von LITTLE ASHÉ beginnt wie die vieler Startups: Jemand macht sich auf die Suche nach einem Produkt oder einer Dienstleistung, findet aber nichts, was seinen persönlichen Bedürfnissen entspricht. Bei David Amoateng aus Neumünster ging es um eine Puppe, die er seiner Nichte zum Geburtstag schenken wollte. Die Auswahl an Spielzeugpuppen ist vermeintlich sehr groß, doch sind sie meistens aus Plastik, unter fragwürdigen Produktionsbedingungen entstanden und ziemlich hellhäutig. Nun liegen Davids familiäre Wurzeln zwar einerseits in Norddeutschland, aber andererseits auch im westafrikanischen Ghana, also wünschte er sich für seine Nichte eine Puppe mit einer dunkleren Hautfarbe.

Groß genug sollte der Markt für solch ein Spielzeug weltweit eigentlich sein, doch selbst in Afrika herrscht weiß als Puppenfarbe vor. Fündig wurde David schließlich in den Niederlanden, aber seine mühsamen Recherchen wollte er zukünftigen Müttern, Vätern, Onkels und Tanten in einer ähnlichen Situation ersparen. Also entschloss er sich sein eigenes Puppen-Startup zu gründen: LITTLE ASHÉ. Der Begriff Ashé stammt aus der Sprache der westafrikanischen Yoruba und steht dort für viele positive Dinge, hier konkret für „make things happen and produce a change“. Bei der Aussprache ist auf die Betonung der letzten Silbe zu achten, damit keine Verwechslungsgefahr mit dem englischen „ash“ besteht.
LITTLE ASHÉ schafft Arbeitslätze in Ghana
An kaufmännischem Know-how für seine Gründung mangelte es David nicht, schließlich hat er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und ein Studium der Sozialökonomie abgeschlossen. Mit der handwerklichen Seite der Spielwarenherstellung hatte er sich dagegen noch nie beschäftigt, also belegte er einen Nähkurs mit dem Fokus auf Stoffpuppen. Dabei lernte er, wie komplex der Prozess ist, bis zur fertigen Puppe sind über 100 Arbeitsschritte erforderlich. Von vornherein war natürlich klar, dass er diese Arbeit nicht selbst übernehmen wollte.

Sein Plan war, eine Manufaktur in Ghana aufzubauen und dafür im Geburtsland seines Vaters den geeigneten Geschäftspartner zu suchen. Er fand ihn in Gideon Frimpong Baah, erstmals getroffen haben sich die beiden allerdings in China. Sechs Monate dauerte es, bis die Produktion unter fairen Bedingungen und in der gewünschten Qualität gesichert war. Die ersten 300 Puppen brachte er im April 2020 in überdimensionalen Sporttaschen aus Ghana nach Deutschland, wo er beim Zoll eine strenge Kontrolle überstehen musste. Den Verkauf organisierte er aus dem eigenen Wohnzimmer heraus, verpackte und verschickte jede Puppe selbst. Nach weniger als drei Monaten war er ausverkauft und hatte den Beweis erbracht: Mit LITTLE ASHÉ lässt sich Geld verdienen.
Inzwischen besteht das Team in Ghana aus rund 20 Personen, die bis zu 500 Puppen im Monat herstellen. Acht verschiedene Modelle gibt es, gestaltet von der Designerin Sue Göldner. Da sie in Handarbeit entstehen, ist keine Puppe exakt wie die andere, doch eines haben alle gemeinsam: ihre freundliche Ausstrahlung. Das liegt an ihrem Lächeln, aber auch an ihren Augen. Fans von Horrorfilmen wissen, welchen Schrecken Puppen mit ihrem starren Blick nach vorn verbreiten können, und auch im wahren Leben wirken sie auf manche Menschen eher furchteinflößend als liebenswert. Anders bei LITTLE ASHÉ, dank eines simplen Tricks. Hier schauen die Puppen nämlich leicht zur Seite.

Der Traum: LITTLE ASHÉ wird Steiff der Diversitätspuppen
Das kommt an, nicht nur bei Schwarzen Menschen. Die Kundschaft von LITTLE ASHÉ ist bunt gemischt, sowohl was das Alter als auch die Herkunft angeht. Das ist ganz im Sinne des Gründers, seine Marke soll für Selbstidentifikation, Inklusion und Vielfalt stehen. Und für langfristigen Erfolg. Der Traum ist es, „Steiff der Diversitätspuppen“ zu werden. Das spielt an auf die legendäre Plüschtiermarke Steiff, benannt nach ihrer Gründerin. Im 19. Jahrhundert nahm Margarete Steiff eine Pionierrolle als Unternehmerin ein und kann noch heute als Vorbild für Startups dienen.
Bisher ist LITTLE ASHÉ langsam, aber stetig gewachsen, jetzt schaltet das Unternehmen einen Gang hoch. Eine neue Geschäftspartnerschaft sorgt für noch mehr Professionalität, die Gründung einer GmbH steht unmittelbar bevor. Weitere Puppendesigns sind in Planung, die zusätzliche Zielgruppen erschließen sollen. Auch im Vertrieb tut sich einiges. So hat LITTLE ASHÉ bereits rund 250 Kitas beliefert und ist in 25 Einzelhandelsgeschäften erhältlich, sieben davon in Hamburg. Langfristig strebt das Unternehmen die Internationalisierung an, denn nach wie vor sind 90 % der Puppen weltweit weiß. Das Potenzial ist also riesig und Vorbild Steiff zeigt, wie es geht: Das Unternehmen ist inzwischen in über 50 Ländern präsent.
Beitragsbild: moodmacher KG