Arang bei den Löwen: Deal! Oder doch nicht?
Arang – so hieß das erste koreanische Restaurant Nordeutschland. Vor 50 Jahren hatten es die Eltern von Sung-Hee Kim in Hamburg eröffnet, wo die Gründerin auch geboren ist. Arang heißt auch das Startup, mit dem sie die Köstlichkeiten Koreas in deutsche Küchen bringen möchte. Dafür hat sie sich in „Die Höhle der Löwen“ gewagt und sogar einen Deal abgeschlossen. Wie es dazu kam und was daraus geworden ist, hat sie uns im Interview verraten.
Vielen Dank Sung-Hee, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Könntest du uns zu Beginn etwas über dich erzählen und was du vor Arang gemacht hast?
Ja gerne. Wie man so schön sagt: „vom Hause her“ bin ich Musikwissenschaftlerin und habe lange in der Musik- und Kulturbranche gearbeitet. Bevor ich Arang gegründet habe, war ich als Kooperationsmarketingmanagerin bei einem großen Ticketing-Anbieter tätig. Dann kam Corona, die gesamte Eventbranche lag plötzlich brach – und ich habe mich gefragt, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, eine Idee wieder aufzugreifen, die schon lange in mir schlummerte.

Wie ist die Idee für Arang entstanden?
Ich war damals schwanger mit meinem ersten Kind und habe in dieser Zeit sehr viel Seetangsuppe gekocht. In Korea ist es Tradition, dass Schwangere und frisch gebackene Mütter von ihren Müttern oder Schwiegermüttern mit Seetangsuppe versorgt werden – wegen des hohen Jodgehalts der Algen, aber auch wegen der Symbolik: Es ist eine Suppe der Fürsorge.
Dabei stellte ich mir die Frage: Warum gibt es eigentlich keine gute, authentische Seetangsuppe im deutschen Handel? Gerade in einem Markt, in dem gesunde, pflanzliche Ernährung so stark wächst. Für mich war klar, dass ich dieses Thema mit der koreanischen Küche verbinden möchte – denn sie begleitet mich mein ganzes Leben. Ich habe aber auch gesehen, dass ich Produkte brauche, die mehr Menschen erreichen. Deshalb kamen zu den Suppen bald auch koreanische Saucen hinzu – herzhaft, vielseitig und alltagstauglich.
Was macht Arang besonders?
Arang steht für authentische koreanische Küche – hergestellt in Deutschland und gedacht für Menschen, die neugierig auf neue Geschmäcker sind. Ich entwickle Produkte, die einfach anwendbar sind, aber ihre Wurzeln nicht verleugnen. Mir geht es nicht darum, die koreanische Küche zu vereinfachen oder zu „verwestlichen“, sondern sie zugänglich zu machen – durch gute Zutaten, nachvollziehbare Rezepte und eine Geschichte, die mitschwingt.
Was Arang besonders macht, ist genau dieser kulturelle Kontext. Essen ist mehr als Nahrung – es ist Erinnerung, Identität, Emotion. Und genau das möchte ich weitergeben: nicht einfach nur ein Produkt, sondern ein Stück Korea. Als in Deutschland geborene Koreanerin sehe ich es als meine Aufgabe, zwischen beiden Kulturen zu vermitteln – über Geschmack, der verbindet.

Was hat dich dazu bewogen, dich bei „Die Höhle der Löwen“ zu bewerben?
Ich hatte das Format natürlich auf dem Schirm, aber beworben habe ich mich nicht – die Redaktion ist auf mich zugekommen. Der Zeitpunkt passte, und ich wusste: Wenn ein Thema wie die koreanische Küche eine Chance hat, dann braucht es dafür eine Bühne. Die Sendung bietet nicht nur die Möglichkeit, eine Investorin oder einen Investor zu finden, sondern auch ein riesiges Netzwerk und Sichtbarkeit für eine noch junge Marke wie Arang.
Wie hast du dich auf die Sendung vorbereitet?
Ich habe mir gezielt frühere DHDL-Folgen angeschaut – vor allem mit Food-Startups. Da lernt man viel darüber, welche Fragen typischerweise gestellt werden, worauf die Löwen achten und wie man seine Zahlen kennen muss. Außerdem habe ich mich mit Gründerinnen und Gründern ausgetauscht, die schon bei DHDL waren – dieser Erfahrungsaustausch war unglaublich hilfreich.
Wie war dein Auftritt vor den Löwen?
Grundsätzlich gut – aber es gab zwei Patzer. Der erste war harmlos, die Redaktion hat das charmant zusammengeschnitten. Der zweite war leider gravierender: Als Tillman Schulz nach meinem Einkaufspreis fragte, bin ich automatisch davon ausgegangen, dass er den Händlerpreis meint – also den Preis, zu dem ich zum Beispiel an den Einzelhandel verkaufe. Gemeint war aber der Preis, den ich an meinen Produzenten zahle. Dieses Missverständnis ist mir erst im Nachgespräch im Studio bewusst geworden. Während der Aufzeichnung dachte ich noch, die Löwen finden einfach meine Marge zu knapp. Dass wir vollkommen aneinander vorbeigeredet haben, wurde mir zu spät klar – das hat mich fast den Deal gekostet.

Was ist seit dem Pitch passiert?
Ich war nach der Aufzeichnung überglücklich, dass Tillman Schulz in mich investieren wollte – er war mein absoluter Wunschlöwe. In den Monaten danach haben wir intensiv gesprochen und gemeinsam geprüft, wie eine Zusammenarbeit konkret aussehen könnte. Letztlich haben wir uns einvernehmlich entschieden, den Deal nicht weiterzuverfolgen, da unsere Vorstellungen zur strategischen Ausrichtung nicht vollständig übereinstimmten. Es war eine wichtige Erfahrung – und Arang geht den Weg jetzt eigenständig weiter.
Fotos: RTL / Stefan Gregorowius