Das MLOVE-Prinzip
MLOVE – das steht für innovative Events wie das dieses Jahr in Heiligendamm stattfindende Forum oder Veranstaltungen auf dem Future City Campus im Hamburger Hafen. Und für die Philosophie, dass technologische Entwicklungen auch sinnstiftend sein sollten.
Konferenzen und Kongresse rund um die Themen Startups und technische Innovationen gibt es viele – zu viele, sagen manche, zumal sie alle nach einem ähnlichen Schema ablaufen. Eine mehr oder weniger große Menge an Personen findet sich in einer mehr oder weniger gemütlichen Mehrzweckhalle zusammen, hört sich eine Reihe von Vorträgen an, nimmt eventuell an Workshops teil und feiert abends die Abschlussparty. Dabei können wertvolle Erkenntnisse und Kontakte entstehen, oft bleibt aber auch nur wenig hängen.
Ein neues Konzept für Events
Dass muss auch anders gehen, dachte sich Harald Neidhardt, Mitgründer des auf mobile Werbung spezialisierten Unternehmens Smaato. Also initiierte er 2010 das erste MLOVE ConFestival. Das Konzept: Eine überschaubare Zahl an ausgewählten Teilnehmern kommt an einem exklusiven Ort abseits der Metropolen zusammen, um gemeinsam etwas zu erleben.
Die Erstausgabe fand in einem Schloss südlich von Berlin statt, zuletzt war war das Luxusresort Weissenhaus an der Ostsee Schauplatz des mittlerweile in MLOVE Forum umbenannten Events (das Festival existiert in anderer Form weiter). Dieses Jahr nun geht es vom 7. bis 9. Juli nach Heiligendamm, dem spätestens seit dem G8-Gipfel 2007 international bekannten Seebad in Mecklenburg-Vorpommern.
EineMondmissionen und kodierte Musik in Seifenblasen
Spektakuläre Locations wie diese waren von Beginn an ein Grund dafür, dass die Veranstaltung auch spektakuläre Gäste als aller Welt begrüßen konnte – Vertreter von Microsoft und dem Grammykommittee ebenso wie einen Mobilfunkunternehmer aus Bangladesh. An zwei Gäste erinnert sich Harald, stellvertretend für viele andere, besonders gern: Zum einen an Röbert Böhme von den Part Time Scientists, die eine private Mondmission planen, wenn auch nicht bemannt.
Und an Charlotte Jarvis, die Kunst und Wissenschaft zusammenbringt; sie lässt Musik als DNS kodieren und bringt diese in Seifenblasen auf der Haut der Zuschauer zum Platzen. Das ist grenzüberschreitend, abgefahren und zugleich wissenschaftlich fundiert und passt damit genau zum MLOVE-Prinzip. Kuratierung ist da ein Stichwort, das sich nicht nur auf das Veranstaltungsprogramm bezieht, sondern auch auf die Auswahl der Teilnehmer.
Bewerben kann sich im Prinzip jeder für das MLOVE Forum, einfach so ein Ticket kaufen allerdings nicht. Durch eine Vorauswahl soll sichergestellt werden, dass eine bunte Mischung aus Startup-Menschen, Leuten aus etablierten Unternehmen, Investoren, Wissenschaftlern und Künstlern dabei ist; das soll aber niemanden davon abhalten, sein Glück zu versuchen, Chancen hat jeder, der eine gute Geschichte mitbringt.
Das Event in Heiligendamm steht unter dem Motto „Exponential Experience & Accelerated Brands“ und orientiert sich an den Ideen der kalifornischen Singularity University, die eine Lösung der Menschheitsprobleme mittels Technologie anstrebt. Die These dort: Technische Entwicklungen verlaufen nicht linear, sondern exponentiell, und Unternehmen müssen mit dieser beschleunigten Entwicklung fertig werden.
Im Vordergrund steht das Gemeinschaftserlebnis
Was das alles konkret bedeutet, wird beim MLOVE Forum schwerpunktmäßig anhand der Automobil- und der Gesundheitsbranche erörtert. Namhafte Speaker sind dafür eingeladen, dazu erwarten die Teilnehmer jede Menge Überraschungen und Höhepunkte, etwa ein „White Dinner“ (Kleiderordnung: ganz in weiß) oder die Fahrt mit einem historischen Segelschiff.
Das alles trägt dazu bei, die Veranstaltung zu einem besonderen Gemeinschaftserlebnis zu machen, abseits der üblichen Businessevents und möglichst offline, denn während der drei Tage in Heiligendamm sollten die vermeintlich unverzichtbaren Smartphones und Laptops einmal nicht im Dauereinsatz sein. Ursprünglich stand das „M“ in MLOVE für zwar „mobile“, jetzt aber eher für „meaning“.
Sinnsuchende konnten schon vergangenen Freitag besichtigen, wofür MLOVE unter anderem steht. Da öffnete nämlich der Future City Campus auf dem Baakenhöft im Hamburger Hafen wieder seine Tore. Bei der Auftaktveranstaltung stellen sich diverse Startups und Projekte vor, die thematisch das Programm des bevorstehenden Forums widerspiegelten.
Besonders am Herzen liegt Harald und seiner Crew das Refugee First Response Center, das eigentlich einen eigenen Beitrag verdient hat. Es handelt sich hierbei um Container für die medizinische Erstversorgung von Flüchtlingen, die an den Brennpunkten in Deutschland wie in Griechenland oder der Türkei aufgestellt werden können. Zum Konzept gehört, dass per Video zugeschaltete Dolmetscher jederzeit die Sprachbarrieren überwinden helfen, vor denen Patienten stehen, die weder Deutsch noch Englisch sprechen.
Von Containern und Mikroappartments
Das Wort „Container“ nehmen die Jungs von Retreat nicht so gerne in den Mund, wenn es um ihren Beitrag zur Flüchtlingsproblematik geht, lieber sprechen sie von Mikroappartments. Mitgründer Jean-Pierre Jacobi war in der Kleiderkammer in den Messehallen aktiv und wollte noch mehr tun. Das Ergebnis ist die besagte Wohneinheit, die auf dem Campus besichtigt werden und überall aufgestellt werden kann. Dabei ist Retreat auf privates Engagement angewiesen, in Berlin entsteht gerade ein Pilotprojekt.
Schon länger auf dem Gelände am Baakenhafen befinden sich die Bürocontainer von Floatility, dessen Elektroroller Teil des Programms war. Zum Thema Mobility ebenfalls am Start: Mellow Boards mit einem Elektroantrieb für Skateboards und Happy Wheel, die sich mit Elektro-Kleinstfahrzeugen aller Art beschäftigen. Drohnen gehören da eher nicht zu, aber die waren trotzdem vertreten, nämlich durch Spherie von SpiceVR.
Außerdem dabei: connected-health mit der digitalen Patientenakte LifeTime, die gerade offiziell gelauncht wird, und Memore, ein Videospiel gegen Altersdemenz, gefördert von der BARMER GEK. Ganz frisch vor Ort angesiedelt hat sich das Team von WEMAP, einer Hamburg-Community, die gerade erst am Entstehen ist. Wie lange MLOVE noch an seinem heutigen Standort bleiben kann, ist nicht gewiss, für 2016 ist der Verbleib aber gesichert, so dass wir uns noch auf einige attraktive Veranstaltungen dort freuen können!
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