Das war das Hamburger Startup-Jahr 2025: Juli bis Dezember
Im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks auf das Hamburger Startup-Jahr 2025 fassen wir die Höhepunkte der Monate Juli bis Dezember zusammen. Im Fokus stehen die Impossible Founders, die höchstdotierte Finanzierungsrunde und viele Preisverleihungen. Und wir erinnern an die verstorbene Gründerin Kim Flint.
Juli – die Impossible Founders sollen es möglich machen

Im Juli klappt die Hamburger Startup-Gemeinde normalerweise die Bürgersteige hoch, doch 2025 war das wegen des späten Beginns der Sommerferien anders. Also feierte der Hamburg Innovation Summit sein zehnjähriges Jubiläum am 10. Juli und hatte mehr Gäste den je zuvor. Am selben Tag gab es aber noch mehr zu feiern. In Berlin würde nämlich verkündet: Hamburg hat jetzt eine Startup Factory – eine von zehn neuen bundesweit – und sie trägt den schönen Namen Impossible Founders. Mit einem Startkapital von 50 Millionen Euro soll nun Unmögliches möglich gemacht werden, vor allem Bereich Deep Tech. Frische Impulse sind auch dringend erforderlich, denn bei den Finanzierungsrunden verlieren Hamburger Startups immer mehr den Anschluss. Im ersten Halbjahr 2025 erhielten sie laut EY Startup-Barometer insgesamt 106 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das ist weniger als bei jeder einzelnen der zehn höchstdotierten Runden in diesem Zeitraum, sechs davon übrigens aus Bayern.
August – plancraft holt 38 Millionen Euro

Gegen den Trend holte sich plancraft 38 Millionen in einer Serie B-Finanzierungsrunde und setzte damit mitten im ansonsten sehr nachrichtenarmen August ein fettes Ausrufzeichen. Spätestens jetzt hatte sich das Startup als feste Größe im Hamburger Ökosystem etabliert. Zu verdanken hat es das einer Software, die Handwerksbetrieben die Arbeit leichter macht. Klingt nicht sonderlich aufregend, ist aber ziemlich zukunftssicher, denn echtes Handwerk mit echter Handarbeit wird so schnell durch künstliche Intelligenz (KI) nicht zu ersetzen sein. Wobei die auch im Angebot von plancraft eine wachsende Rolle spielt.
September – Traditionspreise für Medizin-Startups

Wenn das Attribut „traditionsreich“ bei Startup-Veranstaltungen überhaupt Sinn ergibt, dann bei zwei Preisverleihungen, die den September dominierten. In beiden Fällen konnten sich Jungunternehmen aus dem Medizinbereich durchsetzen. Den 24. Hamburger Gründerpreis in der Kategorie „Existenzgründer“ gewann TimeTeller. Nicht die erste Auszeichnung für Prof. Dr. Angela Moreira Borralho Relógio, die eine Methode für die Feststellung des optimalen Zeitpunkts einer Krebstherapie entwickelt hat. Ähnliches gilt für das Team von Aortex, das beim 19. Gründergeist den ersten Platz belegte und schon beim Health & Life Science Venture Day erfolgreich war (siehe Jahresrückblick, Teil 1). Der September war zudem geprägt von Finanzierungsrunden wie denen von encentive und suena energy. Und auch bei „Die Höhle der Löwen“ gab es nach längerer Durststrecke mal wieder was zu holen. Vlippy sicherte sich einen Deal mit Ralf Dümmel, KassenKompass einen mit Carsten Maschmeyer. Noch einmal zurück zum Stichwort „traditionsreich“: Das kann sich durchaus auch das betahaus Hamburg anheften. Seit 15 Jahren besteht es mittlerweile, in der Startup-Welt eine richtig lange Zeit.
Oktober – Startup-Welten treffen aufeinander

Nanu, gibt es inzwischen auch so etwas wie ein Herbstloch? Der Oktober war 2025 jedenfalls erstaunlich ruhig in Hamburg. Dafür fanden zwei der interessantesten Events, die zeigten, wie vielschichtig der Startup-Kosmos ist, am selben Tag statt. Am 21. Oktober ging es zunächst zum AI.SUMMIT. Dort drehte sich alles um KI, und bei den Beträgen, von denen dort die Rede war, konnte einem schon schwindelig werden. Milliarden sind längst die Regel und in Summe sprechen wir bald von Marktpotenzialen im Bereich von Billionen. Deutschen Billionen, versteht sich, denen mit zwölf Nullen. In ganz anderen Dimensionen bewegen sich die Startups, die beim Abschlusspitch des Next.Generation Inkubators im Rampenlicht standen. Ihnen geht es nicht um globale Dominanz, sondern soziale Veränderungen im Kleinen, die auch eine große Wirkung haben können. Wie bei Yakady, das verbindliche Informationen in Fragen des komplizierten deutschen Aufenthaltsrechts liefert. Beide Startup-Welten haben ihre Berechtigung – und zum Glück auch ihren Platz in Hamburg.
November – Kim Flint 21.10.1992 – 03.11.2025

In diesem Jahr hat der November den September als den Monat mit den meisten Startup-Events abgelöst. Wer wollte, konnte fast jeden Tag an einer kleineren oder größeren Veranstaltung teilnehmen, beispielsweise am Harbour Founder Summit oder der Verleihung des 17. IDEE-Förderpreises. Etwas Wehmut kam auf beim letzten Graduation Pitch des AI.STARTUP.HUB. Seit 2022 hat der mit seinem Förderprogrammen frische Ideen und junge Unternehmen mit dem Schwerpunkt KI vorangebracht. Jetzt lief die öffentliche Förderung aus. In der Startup-Szene ist bekanntlich wenig von Dauer, doch auf Pleiten, Pech und Niederlagen folgt oft die Chance, beim nächsten Versuch mehr Erfolg zu haben.
Für Kim Flint wird es keine zweite Chance geben. Zusammen mit Teresa Brouwers hatte sie 2019 WONDA gegründet, ein Startup für Bade- und Sportbekleidung aus recyceltem Plastik. 2021 erfuhr sie, dass sie an einem Nebennierenrindenkarzinom erkrankt war, einer sehr seltenen und besonders aggressiven Krebsart. Sie wird häufig erst spät erkannt, was die Heilung erschwert, betrifft mehrheitlich Frauen und die Altersgruppe von 40 bis 60. Kim war zum Zeitpunkt der Diagnose 29 Jahre alt. In der Folge machte sie sich einen Namen als Influencerin, die sonnendurchflutete Strandbilder und von sportlichen Aktivitäten postete, aber auch immer wieder über ihren Gesundheitszustand und die Fort- und Rückschritte ihrer Therapie berichtete. Über die Kim Flint Foundation sammelte sie Spendengelder für die onkologische Forschung. Ihre Hochzeit im Juni 2025 sollte ein Zeichen der Hoffnung sein, doch der Krebs war stärker; Kim Flint verstarb am 3. November 2025.
Dezember – mehr STARTERiN denn je!

Unsere Reise durch das Hamburger Startup-Jahr 2025 beenden wir mit einem Blick zurück in eigener Sache, denn die STARTERiN-Konferenz mit dem gleichnamigen Gründerinnenwettbewerb war bekanntlich eine Veranstaltung von Hamburg Startups. Als Ganztagesevent war sie eine Premiere und gab Unternehmerinnen, die in der Startup-Szene leider nach wie vor unterrepräsentiert sind, noch mehr Möglichkeiten als bisher, sich zu präsentieren und zu vernetzen. An dieser Stelle noch einmal herzliche Glückwunsche an unsere drei STARTERiNNEN: Parnian Fazel von Biohugs, Yvonne Ramat von Voicestories und Sogol Kordi von myProtectify! Wir werden ihre Entwicklungen weiter begleiten, genau wie die von Dr. Sanaz Bahari Javan von VitaSeq, die einen weiteren, mit dem Hamburg Investors Network durchgeführten Pitch für sich entscheiden konnte. Wir sehen uns 2026!






Fotos: Leonie Krüger, Jana Richter, myProtectify, Claudia Höhne, PicturePeople
