Die Löwen erfüllen sich menschliche Grundbedürfnisse
Menschen dabei zuzuschauen, wie sie essen, trinken und Klebebildchen tauschen – so einfach kann Fernsehunterhaltung sein. Zum Glück gab es auch noch den einen oder anderen Deal, unter anderem für Taste Hero, ein Startup, das ein bisschen auch aus Hamburg kommt. Ja, wir haben wieder „Die Höhle der Löwen“ geguckt, die ganze dritte Folge der sechsten Staffel.
Stickerstars kann sich keinen Investor ins Album kleben
Viele Kinder und nicht wenige Erwachsene lieben sie, die Klebebildchen, die regelmäßig zu Sportereignissen wie der Fußball-WM auf den Markt geschmissen werden. Die berühmtesten Kicker der Welt werden so zum Sammelobjekt der Begierde, der Mannschaft vom Bolzplatz um die Ecke wird dagegen ein Unternehmen wie Panini kaum ein eigenes Album widmen. Diese Lücke fühlt das Startup Stickerstars. Von ihm können kleine Vereine kostenlos Alben und Sammelbilder produzieren und über Supermärkte vertreiben lassen. Der Einzelhandel bezahlt einen Pauschalbetrag von 4.000 Euro und profitiert von dem Werbeeffekt, die Erlöse aus dem Bilderverkauf gehen vollständig an Stickerstars.
Für die Show haben die Gründer Michael Janek, Fabian Bönsch und Mirko Lauterbach ein Album mit den Löwen fabriziert, die sich auch gleich über die Bildertütchen hermachen und fleißig tauschen. Kindheitserinnerungen werden wach, aber reicht das für ein Investment? 800.000 Euro für 10 % Unternehmensanteile sollen es sein. Rund 500 Vereine hatte Stickerstars seit 2015 als Kunden und damit einen Umsatz von 5,9 Millionen Euro erzielt. Das ist den Löwen zu wenig, also gibt es im Teamalbum des Startups kein Bild mit einem der Investoren drauf.
Taste Hero machen einen Deal wie frisch gezapft
Über Taste Hero, den Flaschenaufsatz, der Flaschenbier schmecken lässt wie frisch gezapft, haben wir schon ausführlich berichtet. Theoretisch leuchtet das Prinzip – weniger Kohlensäure und mehr Sauerstoff machen das Getränk bekömmlicher – ein, jetzt muss die Erfindung noch den Praxistest bestehen. Bei einer Blindverkostung hält Nils Glagau das mit Taste Hero eingeschenkte Bier tatsächlich für ein gezapftes. Das überzeugt ihn so sehr, dass er auf das Wunschangebot von 50.000 Euro für 20 % eingehen würde. Da es zurzeit der Aufzeichnung nur einen Prototyp gibt, ist es für Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer noch zu früh für ein Engagement und Georg Kofler bevorzugt Wein. Für Ralf Dümmel sind das alles keine Gegenargumente, er verspricht sein Rundum-Sorglos-Paket und will dafür 25 %. Deal! „Das ist mein Produkt“, schwärmt Dümmel, passionierter Cola Zero-Trinker.
Für SunCrafter scheint in der Höhle keine Sonne
Diese Geschichte ist eigentlich wie gemalt für die Höhle der Löwen. Er ist Australier, sie Deutsche, beide treffen sich in seiner Heimat, werden ein Paar und haben mittlerweile zwei Kinder. Nicht schlecht, und dann beschäftigt sich ihr Startup SunCrafter auch noch mit einem Thema, das momentan in aller Munde ist: erneuerbare Energie. Lisa Wendzich und Bryce Flemingham haben eine mobile Solaranlage entwickelt, die praktisch wartungsfrei ist. Dafür verwenden sie ausrangierte Solarpannels, Recycling kommt also ebenfalls dazu. Bei Musikfestivals und anderen Veranstaltung hat sich das Gerät zum Handyaufladen bereits bewährt. Der Traum des Paares ist, SunCrafter auch in entlegene Gebiete zum Beispiel in Afrika zu bringen und dort für nachhaltige Stromerzeugung zu sorgen.
Das klingt also alles super, beim Geschäftsmodell wird es dann allerdings schwierig. Bisher wurden die Geräte hauptsächlich vermietet und boten Sponsoren Werbefläche. Die Umsätze waren nicht weltbewegend und werden es so schnell wohl auch nicht sein. Wer den Eintritt in den afrikanischen Markt bezahlen soll, ist auch nicht so ganz klar – Regierungen, NGOs oder private Mäzene? Den Löwen ist das alles zu unübersichtlich und komplex, sodass die Geschichte zumindest heute kein Happy End bekommt.
iCapio angelt sich den Maschmeyer
„Die Höhle der Löwen“ ist ja durchaus eine Sendung mit Bildungsauftrag. In dieser Folge lernen wir zum Beispiel , dass Fische nicht besonders gut sehen können, ihr Geruchssinn dagegen ausgezeichnet ist. Diese Erkenntnis macht sich Dr. Christopher Rupp, seit der Kindheit leidenschaftlicher Angler, bei seiner Erfindung zunutze. Sein Köder iCapio verwendet getrocknete Fische oder Garnelen und strömt wohldosiert einen markanten Geruch aus, der die ersehnte Beute anlockt. Der Praxistext findet ausnahmsweise nicht im Studio statt, den hat der Gründer schon selbst erfolgreich absolviert und auf Video verewigt.
Dagmar Wöhrl und Nils Glagau lassen sich von iCapio nicht ködern, aber die restlichen drei Löwen würden gerne anbeißen. Sie sind alle bereit, auf die gewünschten 95.000 Euro für 20 % einzugehen, und bringen ihre unterschiedlichen Kernkompetenzen ins Spiel. Ralf Dümmel möchte schnell groß werden und seine vielen Vertriebskanäle dafür nutzen. Georg Kofler wirft seine Social Media-Expertise in die Waagschale. Carsten Maschmeyer spricht den riesigen US-Markt mit 60 Millionen Anglern an und trifft dabei den Nerv von Rupp, der zudem noch aus der Nähe von Hannover kommt und im Hannoveraner Maschmeyer den geeignetsten Geschäftspartner sieht.
RENJER hat rentierischen Erfolg
Fans von Judith Williams und Frank Thelen müssen lange warten bei dieser Folge. Die dienstsältesten Löwen kommen erst beim letzten Pitch an die Reihe. Und sie ist auch schnell wieder raus, denn als Vegetarierin kann sie mit den Produkten von RENJER wenig anfangen. Auch Carsten Maschmeyer beäugt das Gebotene eher argwöhnisch, schnuppert ein bisschen daran und stellt es dann zur Seite. Ihn erinnert das getrocknete Fleisch von Rentieren, Elchen und Hirschen an sein Medizinstudium und die Sezierung von Leichen. Eine Assoziation, die die Gründer sicherlich nicht beabsichtigt haben, aber zum Glück geht es nicht allen Löwen so.
Die drei Geschäftspartner kommen aus Deutschland, Österreich und Finnland und haben sich in Schweden kennengelernt, wie sie ihr Unternehmen gestartet haben. Jetzt wollen sie mit RENJER den deutschen Markt erobern und bekommen dafür gleich drei Angebote. Dagmar Wöhrl bietet 130.000 Euro für 10 %, Ralf Dümmel denselben Betrag für 15 % und Frank Thelen würde für 20 % 150.000 Euro geben. Das Trio berät sich, schließt den Thelen-Deal aus, stellt einige Rückfragen und möchte von Ralf Dümmel 150.000 Euro. Nach einer weiteren Beratungsrunde einigt man sich auf diesen Deal. Unsere Prognose: Das könnte eine zähe Angelegenheit mit diesen Gründern werden.
Beitragsbild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer