Elbmatic – Großhandel mit Startup-Spirit und hanseatischen Tugenden
Hamburg hat als Handelsmetropole eine große Tradition, die das Startup Elbmatic ins 21. Jahrhundert überführt. Das internationale Team setzt dabei auf persönliche Kontakte und automatisierte Prozesse und hat sich so innerhalb von fünf Jahren außergewöhnlich erfolgreich entwickelt.
Ein Gründungsteam bestehend aus gleich fünf Personen, kann das gut gehen, oder ist da Stress programmiert? Bei Sebastian Bode, Sina Kashiri, Nadim Massarwa, Raffaele Scarcelli und René Zymierski hat sich diese Frage nie gestellt. Sie kennen sich bereits viele Jahre, teils privat, teils beruflich, und teilen gemeinsame Werte. Sina ist Banker, die anderen kommen aus dem Großhandel. Da lag es nahe, bei ihrem Startup Elbmatic dieser Branche treu zu bleiben und gleichzeitig neue Wege zu gehen.
Ein Team aus 16 Nationen
Internationalität ist eines der wesentlichen Merkmale von Elbmatic. Das Gründungsquintett vereint fünf Kulturen und zwölf Sprachen, im 40-köpfigen Team finden sich insgesamt 16 Nationen. Dementsprechend breit aufgespannt ist das Netzwerk, über das das Startup verfügt. Es liefert in 78 Länder auf fünf Kontinenten. Bei einem so vielfältig aufgestellten Team kommen automatisch unterschiedliche Sichtweisen zusammen, wobei am Ende alle Entscheidungen einstimmig fallen. „Das Kollektiv ist das Regulativ“ lautet ein Motto, welches das Arbeitsklima beschreibt. Ziel ist es, einen Arbeitsplatz zu schaffen, mit dem man sich identifizieren kann und an dem Spaß und Erfolg Hand in Hand gehen.
Die persönliche Ebene ist nicht nur firmenintern wichtig, sie prägt auch die Zusammenarbeit mit den Businesspartnern. René erzählt von einem Lieferanten aus Bulgarien, den er persönlich besucht hat. Für diesen war das eine Premiere, sonst finden seine Kontakte nur schriftlich oder übers Telefon statt. So etwas stärkt die Geschäftsbeziehung und führt zu Weiterempfehlungen, ein wichtiger Faktor für Elbmatic, das auf klassische Werbung weitestgehend verzichtet. Dafür zeigt es Präsenz auf Messen überall auf der Welt und hat in seinem internationalen Team meist auch ein Mitglied, das die Landessprache spricht. Auf der IFA Anfang September in Berlin war Elbmatic erstmals mit einem eigenen Stand vertreten. Es gab Popcorn und die Stimmung war so gut, dass die Veranstalter für das nächste Mal einen größeren Stand angeboten haben. Gute Geschäfte wurden natürlich auch gemacht.
Die konzentrieren sich auf drei Bereiche: IT-Hardware, Consumer Electronics und Spielwaren. Insgesamt ist die Angebotspalette aber viel breiter, um die 100.000 Produkte lassen sich über Elbmatic beziehen, wobei es sich um ein reines B2B-Geschäft handelt. Wenn eine Anfrage für ein Produkt aus einem Bereich kommt, mit dem das Startup bisher noch nicht so vertraut ist, wird es diese nicht ablehnen, sondern sich in seinem Netzwerk auf die Suche nach dem passenden Anbieter machen. Die findet weltweit statt, was in Zeiten steigender Preise und unsicherer Lieferketten einem weiteren Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen bietet, die kaum über die eigenen Landesgrenzen hinwegschauen. Zusätzliche Liefersicherheit bietet das eigene Hochregallager mit einer Fläche von 5.000 Quadratmetern. Dort befinden sich vor allem Waren für den Onlinehandel, die in hoher Frequenz nachgefragt werden.
In 2022 macht Elbmatic 68 Millionen Euro Umsatz
Neben der Internationalität und der Pflege persönlicher Kontakte gibt es einen weiteren Faktor, der zum Erfolg von Elbmatic beiträgt. Viele Prozesse sind digitalisiert, was in der Branche noch nicht selbstverständlich ist. Und man will weiter in die eigene IT investieren, ebenso in Einkauf und Vertrieb. Möglich machen das stetig steigende Umsätze. 2018 war noch kein vollständiges Geschäftsjahr, aber schon damals erzielte das Startup 8 Millionen Euro. 2022 stehen bereits 68 Millionen Euro in der Bilanz und die Tendenz ist weiter positiv. Das Ziel ist allerdings nicht Wachstum um jeden Preis, eher hanseatisch-solides Wirtschaften, sodass auch temporäre Rückschläge zu verkraften wären.
Daher konnte Elbmatic auf Investoren bisher verzichten, es gibt lediglich einen stillen Gesellschafter, der einst ein längst zurückgezahltes Darlehen gewährt hat. Ansonsten sorgt die hohe Kreditwürdigkeit des Unternehmens für finanzielle Sicherheit. So solide positioniert, tritt Elmatics mit seinem Investment-Arm Elbventures mittlerweile selbst als Förderer von Startups auf, bevorzugt solchen aus den Bereichen Logistik und Nachhaltigkeit. Und mit Elbbricks ist das Startup auch ins Endkundengeschäft eingestiegen und fokussiert sich dabei auf eine seiner Kernkompetenzen. Der Onlineshop bietet nämlich eine große Auswahl an Spielwaren.
Das Herz von Elbmatic schlägt für Hamburg
Die verschiedenen Firmenbezeichnungen haben offensichtlich eines gemeinsam: die Elbe als Namensgeber. Bei aller Internationalität schlägt bei Elbmatic das Herz in und für Hamburg. „Hamburg ist unsere Homebase, wir alle sind hier geboren oder aufgewachsen und fühlen uns der Stadt und ihren Werten stark verbunden“, erläutert Sebastian. „Hamburger Herzstück meint hanseatische Werte wie langfristige, werteorientierte Verbindungen basierend auf Transparenz und Verantwortung“, ergänzen Raffaele und René. Ihr Wertesystem fassen sie unter dem Schlagwort „Fair play Trade“ zusammen. Wie das in der Praxis aussehen kann, erläutert Nadim:
„Wir übernehmen Risiken für maximalen Erfolg. So hatten wir aus Osteuropa in den Mittleren Osten geliefert als uns der Lieferant verzweifelt anrief, dass sein Team einen existenzbedrohenden Fehler gemacht hatte und er die Ware unbedingt rückabwickeln müsse. Den meisten Händlern wäre das egal, aber wir sehen das anders. Also haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, intensiv mit dem Kunden im mittleren Osten gesprochen, die Ware per Luftfracht ausfliegen lassen, Vertragsstrafe gezahlt und on time geliefert. Lieferant happy und auch der Kunde ist bis heute an Bord.“
Fotos: Elbmatic/Maxim Schulz