Foodist – Aufstieg einer Food-Marke
Bundesweit bekannt wurde Foodist durch den Auftritt in „Die Höhle der Löwen“ und seine Abo-Boxen mit Leckereien. Längst aber hat das Unternehmen weit mehr zu bieten und schickt sich an, eine echte Marke in der Lebensmittelbranche zu werden. Wo die Reise hingeht, erfahrt Ihr in dieser Folge unserer Serie Spot on: Food & Health.
Wer in letzter Zeit häufiger mit S- und U-Bahn gefahren ist, dem könnten große Werbeplakate aufgefallen sein für Tortillachips von Manomasa, Popcorn von Propercorn oder Proteinsnacks von The Protein Ball Company. Unten rechts in der Ecke steht jeweils „selected bei Foodist.“ Dass die Plakatflächen dem Außenwerbungsspezialisten Ströer gehören, ist dabei kein Zufall.
Ströer ist nämlich längst mehr als ein Unternehmen für Außenwerbung, bezeichnet sich selbst als Multi-Channel-Medienhaus und ist zudem in der Startup-Welt engagiert. So geriet im Frühjahr 2016 auch Foodist in den Fokus von Ströer. Danach ging alles ziemlich schnell. Inklusive intensiver Due Dilligence, also der Risikoprüfung, vergingen nur vier Monate vom Erstkontakt bis zur Vertragsunterzeichnung im August. Seither ist Foodist eine Tochtergesellschaft von Ströer.
Die Zusammenarbeit mit Ströer ist „eine Traumsituation“
Ist dem bisher unabhängigen Startup dieser Schritt schwer gefallen? Gar nicht, versichert CEO und Co-Founder Alexander Djordjevic. Viele unterschätzten, wie kapitalintensiv gerade die Lebensmittelbranche sei, meint er. Für ein solides Wachstum sei da ein finanzstarker Partner unerlässlich. Zudem ließen ihm die neuen Eigentümer ziemlich freie Hand, eher kontaktiere er Ströer als umgekehrt. „Einen MDAX-Konzern an der Seite zu haben, mit dem du ein gemeinsames Interesse verfolgst – das ist eine Traumsituation!“, fasst Alex zusammen.
Tatsächlich ist der Umsatz seit der Übernahme noch einmal deutlich gestiegen. Dabei war Foodist schon vorher auf Erfolgskurs. Das zeigt auch die Bilanz aus den früheren Erfahrungen mit Crowdfunding. Die Plattform Companisto weist auf ihrer Homepage einen Auszahlungsbetrag von etwas über 3 Millionen Euro aus – für sämtliche dort abgewickelten Projekte. Rund 1,9 Millionen Euro gehen allein auf das Konto von Foodist. Das spricht sicher für das Unternehmen, weniger für das Modell Crowdfunding.
Der Erfolg basiert auf dem cleveren Geschäftsmodell, das Foodist schon früh verfolgt hat. Am Anfang stand die Box mit Delikatessen, die sich Feinschmecker jeden Monat zuschicken lassen können. Parallel gab es die Leckereien aus der Box auch im Onlineshop zu kaufen. Und bald kam noch eine dritte Säule hinzu, nämlich die Rolle als Zwischenhändler. Die beliebtsten Spezialitäten aus dem Sortiment konnte Foodist in Einzelhandel platzieren. Der scheut sonst die Einführung neuer Produkte, weil deren Akzeptanz nicht abzuschätzen ist und er in vielen Fällen dafür andere Ware aus den Regalen nehmen müsste.
Markforschung mit der Abo-Box
Dieses Risiko kann Foodist abfedern, es agiert ein bisschen wie ein Marktforschungsinstitut. Die Kunden werden bei jeder Box zu allen Produkten befragt, zudem lassen die Bestellmengen im Shop direkte Rückschlüsse auf die Beliebtheit zu. Sind diese Ergebnisse positiv, ist auch für den Einzelhandel ein Erfolg zu erwarten. Der lässt sich dank Ströer noch steigern, wenn Plakate gezielt in der Nähe von Läden platziert werden, die Foodist-Artikel listen. Nicht immer lassen sich übrigens alle Werbeflächen verkaufen. „Unsold Inventory“ heißt das im Fachjargon und kommt häufig Foodist zugute, das damit seine Präsenz in der Öffentlichkeit noch steigern kann.
All diese Faktoren führen dazu, dass besonders schnell reagiert werden kann. „Der Schnellere frisst den Langsamen“, bringt Alex eine Branchenregel auf den Punkt. Ein Beispiel: Die bereits erwähnten Protein Balls (Bild oben) wurden in London entdeckt und waren schon zwei Monate später in der Abo-Box. Die Kunden reagierten besonders positiv, so dass die Snacks bald darauf auch im Handel erhältlich waren. Dort tritt Foodist mehr und mehr als eigene Marke auf. Inzwischen gibt es Verkaufsdisplays, also temporäre Pappregale, mit dem Logo und Design des Startups. Auf diese Weise will es sich weiter als Kurator hochwertiger Lebensmittel etablieren, die es bereits an 5.000 Verkaufsstellen gibt.
Mit „Mission More“ bringt Foodist seine erste Eigenmarke in den Markt
Dabei wird allerdings nicht bleiben. Voraussichtlich im Mai kommt nämlich die erste Eigenmarke in den Läden: Mission More. Die ersten Rezepte dafür hat Co-Founder Ole Schaumberg in der eigenen Küche entwickelt – das ist noch echte Startup-Mentalität! Mission More wird hochwertige süße Snacks anbieten, ein Trend, der Deutschland gerade erst startet. In den USA verkaufen sich gesunde Riegel mittlerweile besser als beispielsweise Snickers.
Bewusster Genuss wird immer mehr zum Lifestyle-Thema, nachhaltig produzierte und gesunde Lebensmittel gelten für manche inzwischen als Prestigeobjekte. In Deutschland ist da noch ordentlich Luft nach oben. In kaum einem Land wird so wenig vom verfügbaren Einkommen in Essen und Trinken investiert, dafür sind wir Spitze bei der Anschaffung von Küchengeräten.
Der Shop soll auf bis zu 10.000 Produkte anwachsen
Noch ein paar Daten und Fakten zu Foodist: Auch wenn sich das Geschäft im Einzelhandel immer besser entwickelt, erzielt es noch zwei Drittel seines Umsatzes online. Dabei lauft die Hälfte aller Verkäufe inzwischen über Smartphone oder Tablet. Der Onlineshop bietet zurzeit etwa 1.400 Artikel an, angestrebt sind 10.000. Ab April gibt es eine Snackbox für 12,90 monatlich. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 55 Mitarbeiter und wird im September von der Großen Elbstraße in die Hafencity umziehen.
Es tut sich also einiges im Hause Foodist. Als Nächstes ist der schweizerische Markt im Visier, für den eigene Regeln gelten. Weitere Ziele: die Nummer 1 für Food-Geschenke werden, und überhaupt die führende Food-Plattform. Das mag etwas vermessen klingen, aber bei dem Weg, den das Unternehmen bisher gegangen ist, ist es ihm durchaus zuzutrauen.
Spot on: Food & Health
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