Snorly: Von Null auf Startup in wenigen Wochen
Vor wenigen Wochen noch eine spontane Idee aus dem Urlaub, jetzt schon ein profitables Startup – das ist die Geschichte von Snorly. Den Erfolg hat es individuell angefertigten Protrusionsschienen zu verdanken, die gegen Schnarchen helfen und nur einen Bruchteil der üblichen Kosten beim Zahnarzt verursachen.
Wie viele Schnarcher gibt es in Deutschland? Ganz genau weiß das niemand, aber es gibt seriöse Quellen, die von bis zu 60 % bei Männern und 40 % bei Frauen ausgehen. Wenn fünf Jungs zusammen Urlaub im südspanischen Tarifa machen, sind also mit ziemlicher Sicherheit auch Schnarcher darunter. In diesem Fall lag das Verhältnis sogar bei 4 zu 1, was der Nachtruhe ziemlich abträglich war. Viele wissen gar nicht, was für Geräusche sie im Schlaf so absondern. Simon Wilmes, einem der Urlauber, war das Problem dagegen aus eigener Erfahrung bekannt und er wusste auch, das sogenannte Schnarchschienen ein wirksames Gegenmittel sein können.

Schnarchschiene ist nicht gleich Schnarchschiene
So eine Schiene wird wie eine Zahnspange getragen und fixiert den Unterkiefer in leicht nach vorn geschobener Position. Das verhindert eine Verengung der Atemwege, der Hauptursache für das Schnarchen. Schnarchschienen gibt es schon ab circa 15 Euro im einschlägigen Internethandel zu kaufen, und so ein Teil hatte sich Simon besorgt. Im Prinzip hat das auch funktioniert, aber der Tragekomfort war schlecht und es fühlte sich immer wie ein Fremdkörper im Mund an. Die Alternative ist eine medizinische Protrusionsschiene (so der Fachausdruck), die individuell angefertigt wird. Bei obstruktiver Schlafapnoe, einer gesundheitsgefährdenden Atmungsstörung während des Schlafs, übernehmen Krankenkassen die Kosten. Das gilt allerdings nur, sofern im Schlaflabor ein hoher Indexwert ermittelt wurde, der eine ernsthafte Gefährung signalisiert.
Das ist daher die Ausnahme, der Otto-Normal-Schnarcher muss rund 1.300 Euro für so eine Schiene zahlen. Das muss doch auch günstiger gehen, dachte sich Simon und brachte in kürzester Zeit mit Snorly eine Lösung auf den Weg. Nicht sein erstes Startup: Simon fällt in die Kategorie Seriengründer. Unter anderem gehen Justhair (medizinische Lösungen gegen Haarausfall) und BELEAF (pflanzliche Lederalternativen) auf sein Konto. Bei Snorly steht ihm Julian Weber als CMO zur Seite. Der Marketingexperte aus Köln baute noch im November 2024, als die Idee gerade erst geboren war, eine einfache Webseite für Snorly.
Snorly hatte schon vor dem eigentlichen Start Kunden
Ein paar Google-Ads später gingen bereits die ersten Bestellungen ein. Dabei war das angebotene Produkt noch gar nicht verfügbar. Glücklicherweise musste Snorly das Rad nicht neu erfinden, sondern sich zunächst auf die Suche nach einem Dentallabor machen, das die Schnarchschienen herstellen konnte. Eines in Köln war schnell gefunden, drei weitere sind inzwischen dazugekommen. Die Kits für die Zahnabdrücke enthalten alles Nötige, um den Abdruck bequem zu Hause zu erstellen. Zur Ausstattung gehören vier Bissgabeln, jeweils zwei für Ober- und Unterkiefer. Die doppelte Ausführung ist für den Fall, dass beim ersten Versuch etwas schiefgeht. Die Abdruckmasse setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die direkt vor der Verwendung vermengt werden. Alles ganz ähnlich wie beim Zahnarzt, nur innerhalb weniger Minuten und ohne Termin.

Die Abdrücke gehen dann per Post an das Dentallabor, wo zunächst ein Gipsmodell erstellt wird und aus diesem dann ein 3D-Scann. Der dient schließlich als Vorlage für die Schienen aus medizinischem Polycarbonat. Am Ende zahlen die Kunden 390 Euro für alles, also erheblich weniger, als wenn sie einen Zahnarzt in Anspruch genommen hätten. Schon im Dezember konnte Snorly sein Versprechen in die Tat umsetzen und verbesserte Werbung, unter anderem in Verbindung mit einem erklärenden Blogbeitrag mit Simons Geschichte, ließ die Nachfrage schnell steigen.
Bei der hohen Quote von Menschen mit Schnarchproblemen ist natürlich noch mehr drin. Deshalb will Snorly seine Zielgruppenansprache noch weiter schärfen und eventuell Testimonials ins Boot holen. Der Erfolg von Snorly hängt auch davon ab, ob es sein bisheriges Tempo beibehalten kann, denn das Geschäftsmodell lässt sich kopieren, auch wenn der rechtliche Aufwand für die Genehmigung nicht zu unterschätzen ist. Schließlich zeichnet sich das Startup nicht durch eine revolutionäre Technologie aus, sondern durch schnelle und konsequente Umsetzung einer guten Idee. Und gerade die kann eine Menge wert sein. Gründer Simon jedenfalls ist vom Erfolg überzeugt:
„Viele unserer Kunden haben vorher billige Schnarchschienen aus dem Internet ausprobiert und waren enttäuscht. Unsere Schienen sind individuell vom Zahnlabor gefertigt und bieten die Qualität einer Zahnarztlösung – nur ohne die hohen Kosten.“
Bilder: Snorly