SXSW Tagebuch 2018: Inspirient erpitcht Silbermedaille
Das South by Southwest Festival (SXSW) hat gerade erst angefangen, und schon gibt es die erste Erfolgsmeldung: Inspirient holt bei einem stark besetzten Wettbewerb den zweiten Platz! Nun stammt Inspirient zwar aus Berlin, hat aber als Gewinner bei unserem letztjährigen Startups@Reeperbahn Pitch auch einen starken Bezug zu Hamburg Startups. Da freuen wir uns also gerne mit und fassen unsere ersten Eindrücke aus Texas zusammen.
Keine andere Großstadt der USA wächst so schnell wie Austin. Hatte die texanische Hauptstadt bei der ersten Ausgabe von SXSW im Jahr 1987 noch deutlich unter 500.000 Einwohner, geht die Zahl inzwischen rasant auf die Million zu. Es muss also einiges dran sein an Austin. Die schönste Stadt der Welt ist sie sicherlich nicht, aber sie hat Flair und eine Lebensqualität, die sich dem Besucher schnell offenbart, nicht nur zur Festivalzeit.
Austin ist Vorreiter bei Food und einer der wichtigsten Tech-Standorte
Austin ist eine Enklave der Demokraten im weitgehend republikanischen Texas und ein Anziehungspunkt für Kreative und Anhänger einer alternativen Lebensweise. Whole Foods, die weltgrößte Bio-Supermarktkette, hat hier ihren Ursprung. Ein Besuch des Geschäfts lohnt sich unbedingt, denn das Angebot ist riesig und hochwertig, auch wenn das alternative Image spätestens seit der Übernahme durch Amazon nicht mehr ganz so makellos ist.
Nicht wenige erwarten, dass sich Austin zu einem ernsthaften Konkurrenten für das Silicon Valley entwickelt. Zahlreiche namhafte Tech-Unternehmen haben hier schon Büros eröffnet. Die Lebenshaltungskosten sind noch nicht so überhitzt wie in San Francisco und Umgebung, während das Freizeitangebot durchaus mithalten kann. Dafür steht die berühmte 6th Street im Herzen der Stadt. Abends dringt dort das ganze Jahr über Livemusik aus zahlreichen Clubs und Bars. Kein Wunder, dass SXSW als reines Clubfestival begonnen hat.
Zum Auftakt viel Applaus für Bernie Sanders
Heute ist das Zentrum des Geschehens das Austin Convention Center. Das ist die erste Anlaufstelle für alle Besucher, denn hier ist auch die Ausgabestelle der begehrten Badges, die den Zugang zu insgesamt mehr als 2.000 Sessions der Konferenz ermöglichen – das Musikprogramm ist da noch gar nicht mitgezählt. Letztes Jahr hatte der Konferenzteil über 70.000 Teilnehmer, dieses Jahr werden es ähnlich viele sein. Trotzdem erfolgte die Ausgabe schnell und reibungslos, die meisten freiwilligen Helfer schienen geradezu beseelt von ihren Aufgaben.
Am 9. März 2018 ging es dann offiziell los. Eines der ersten Programmhighlights hatte zwar wenig mit dem Konferenzschwerpunkt „Interactive“ zu tun, aber SXSW stellt sich bewusst breit und durchaus politisch auf. Für Bernie Sanders, dem nicht wenige Politexperten bei der Präsidentenwahl bessere Chancen gegen Donald Trump eingeräumt hätten als Hillary Clinton, war der Auftritt im Ballsaal D des Convention Centers ein gefühltes Heimspiel. Der demokratische Senator aus Vermont hatte im Gespräch mit CNN-Reporter Jake Tapper das Publikum bei praktisch jedem Thema auf seiner Seite, ob es nun um Waffenkontrolle, soziale Ungleichheit oder Migration ging.
SXSW ist mehr als das offizielle Programm
Das Austin Convention Center ist zwar das Zentrum, aber letztlich nur einer von vielen Schauplätzen von SXSW. Viele Unternehmen nutzen das Ereignis zudem, um zusätzlich zum offiziellen Programm potenzielle Kunden und Geschäftspartner mit attraktiven Speakern und Panels zu locken – und mit kostenlosen Getränken und Speisen. Wer sich geschickt anstellt und weiß, wie man auf die richtigen Gästelisten kommt, kann sein Budget für die Verpflegung erfreulich schmal halten.
Für die Startups, die wir von Hamburg Startups mit besonderem Interesse begleiten, steht aber nicht die Jagd nach Verpflegungsschnäppchen im Vordergrund, sondern die Kontaktaufnahme mit potenziellen Kunden und Investoren. Sceenic beispielsweise führte schon erfolgversprechende Gespräche mit Vertretern von Intel Capital und dem Kabelnetzbetreiber Comcast. Das Startup, das neue Wege gemeinschaftlichen Fernsehens eröffnet, hat seinen möglicherweise wichtigsten Auftritt am Sonntag beim SXSW Accelerator, dem großen Pitchwettbewerb des Festivals. Darüber werden wir dann ausführlich berichten.
Gelungener Pitchauftakt mit Inspirient
Inspirient nimmt insgesamt sogar an vier Wettbewerben teil. Den ersten Erfolg konnte das Jungunternehmen, das die Analyse großer Datenmengen erleichtert, bereits verbuchen. Beim Pitch des International Accelerator reichte es bei ursprünglich über 300 Bewerbern und 73 Finalisten zu einem hervorragenden zweiten Platz. Der International Accelerator aus Austin ist ein Förderprogramm, das sich ausschließlich auf nichtamerikanische Startups spezialisiert hat. Die Auszeichnung ist nicht mit einem konkreten Preis verbunden, aber als Nächstes steht ein vielversprechendes Treffen mit Vertretern der Silicon Valley Bank auf dem Programm. Zudem lässt die äußerst positive Resonanz der Jury hoffen, dass es nicht bei diesem einen Erfolgserlebnis bleibt.
Wenn am frühen Abend das Konferenzprogramm zu Ende geht, fängt für viele SXSW erst so richtig an. Überall steigen dann große und kleine Partys, oft an ungewöhnlichen Orten. So zum Beispiel im Loft von Kerry Rupp, General Partner von True Wealth Ventures. Diese Investmentfirma hat sich auf Startups spezialisiert, die von Frauen gegründet werden. Passenderweise war der offizielle Gastgeber der Party die Initiative Women@Austin, die Gründerinnen aus der Region unterstützt.
Es war also schon einiges los am ersten Tag SXSW, doch aus Hamburger Sicht geht es am Samstag erst richtig los. Dann schmeißt nämlich Reeperbahn Hamburgers den Grill an, und auch das German Haus öffnet seine Pforten. Da gibt es dann wieder richtig viel zu berichten. Bis morgen!
Hamburg bei SXSW – gestern und heute
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und begleitet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Startups bei ihrem SXSW-Abenteuer.
Unvergessen aus Hamburger Sicht ist der Sieg von Tinnitracks beim SXSW Accelerator 2015, der ein einzigartiges Medienecho zur Folge hatte. Auch in diesem Jahr ist dank unserer Partner Deutsche Bank, Hamburg Invest, Sutor Bank und Vast Forward wieder eine schlagkräftige Hamburger Delegation am Start. Dabei sind Qualitize, Nordantech und der Gewinner des Startups@Reeperbahn Pitches, Insprient aus Berlin. Bei diesem Wettbewerb holte Sceenic aus London den zweiten Platz, in Austin strebt das Startup mit starken Verbindungen nach Hamburg den Sieg im Accelerator an. Hamburg Startups wird vor Ort berichten, und Hamburg News hat dem Festival eine eigene Unterseite gewidmet. Außerdem bringt unsere Partnerseite StartupSpot zusätzliche Berichte aus Texas.