taxi.de bringt Taxiunternehmen in Fahrt
Die Taxibranche ist im Umbruch und hat in Großstädten mit wachsender Konkurrenz zu kämpfen. Insgesamt aber prägen vor allem in kleineren Städte solide mittelständische Unternehmen die Szene. Den Sprung in die Digitalisierung haben viele von ihnen auch schon geschafft, nicht selten mit der Software von taxi.de. Dessen neuester Service ist ein WhatsApp-Assistent.
Quizfrage für Startup-Historiker: Wie hieß die erste deutsche Taxi-App, die ab Februar 2010 für das iPhone erhältlich war? Antwort: TaxiButton. Erst zwei Monate danach kam 1TouchTaxi auf dem Markt, nannte sich später Mytaxi und gehört inzwischen unter dem Namen FREE NOW zur Standardausstattung vieler Smartphones. TaxiButton konnte sich dagegen nie richtig durchsetzen. Der Gründer Alexander von Brandenstein, ein Diplomkaufmann, hatte den Markt nicht akribisch genug analysiert und war zu wenig in die Softwareentwicklung involviert.
Beim zweiten Versuch wurde alles besser
Dieses Problem hatte der Informatiker Ulf Bögeholz bei seinem ebenfalls 2010 gegründetem Fintech-Startup PicoPay sicherlich nicht. Trotzdem hatte der Mikrobezahldienst nicht den gewünschten Erfolg und musste nach zwei Jahren aufgeben. 2011 trafen sich Alex und Ulf zum ersten Mal und entdeckten viele Gemeinsamkeiten. Eine davon war der Vorsatz, bei ihrem nächsten Unternehmen aus alten Fehlern zu lernen, Potenziale genau zu analysieren und immer die Kontrolle über das eigene Produkt zu behalten.
Unter diesen Voraussetzungen gründeten sie 2012 die Talex mobile Solutions GmbH. Dafür sicherten sie sich die Domain taxi.de und fokussierten eine neue Zielgruppe. Richtete sich TaxiButton noch an Fahrgäste, standen jetzt die Taxiunternehmer im Mittelpunkt. Für sie hat taxi.de eine Software parat, die ihnen das Leben und das Geschäft auf vielerlei Art leichter macht.
Eine effizientere Steuerung und Verteilung der Touren lässt sich damit bewerkstelligen, ebenso eine bessere Schichtplanung und Arbeitszeitauswertung. Das System erkennt anhand der Rufnummer Stammkunden und ihren Abholort, hilft bei der Zahlungsabwicklung und Abrechnung und vielem mehr. Ganz neu und hierzulande bisher einmalig ist ein WhatsApp-Chatbot, der eine weitere Form der Kommunikation mit den Fahrgästen ermöglicht. Nach acht Jahren permanenter Entwicklungsarbeit hat taxi.de inzwischen einen Standard erreicht, der zukünftig nur noch kleinere Optimierungen nötig machen wird.
Seit ende 2013 schreibt taxi.de schwarze Zahlen
Profitabel ist das Unternehmen schon deutlich länger. Die erste schwarze Null stand bereits Ende 2013. Die Kunden zahlen einen Festbetrag von 15 Euro pro Monat und Fahrzeug. Über 800 Flottenbetreiber und Taxizentralen aus der DACH-Region sind dabei. Daher ist taxi.de praktisch überall in Deutschland vertreten, auch in kleineren Städten und ländlichen Regionen. Dort ist der Konkurrenzkampf längst nicht so hart wie Großstädten mit ihren vielfältigen Mobilitätsangeboten und das Geschäft zumindest mittelfristig gesicherter.
Über 18.700 Wagen werden über die Software von taxi.de gemanagt, darunter nicht nur Taxis, sondern auch Krankentransporte und Kurierfahrzeuge für Dentallabore. An guten Tagen kommen bis zu zehn Fahrzeuge quasi automatisch hinzu, während die Kündigungsquote bei nur einem Prozent pro Jahr liegt. taxi.de ist mit seinem Angebot zwar nicht konkurrenzlos, aber hierzulande Marktführer, während fms aus Österreich europaweit die Nase vorn hat.
Als Großinvestor ist Müller Medien an taxi.de beteiligt. Das Unternehmen hat seinen Erfolg ursprünglichen den Gelben Seiten zu verdanken, setzt aber schon länger auf vielversprechende Startups mit innovativen Technologien. taxi.de war eine der ersten Beteiligungen in diesem Bereich. Übrigens ist das Startup seit drei Jahren mit einer App und einem Online-Bestelldienst auch wieder verstärkt im Endkundengeschäft unterwegs, nachdem die B2B-Software stabil etabliert war.
Tradition und Moderne in der Provinz
Die Zukunft sieht das Team, das zurzeit aus insgesamt sieben Personen besteht, im autonomen Fahren. Darauf sein man grundsätzlich gut vorbereitet. Softwareexperte Ulf rechnet aber frühestens in zehn Jahren mit ersten kommerziellen Versuchen und dann eher im ländlichen Raum, weil dort die Verkehrsverhältnisse weniger komplex sind. Dann könnte die vermeintliche Provinz sogar eine Vorreiterrolle spielen. Mit ihren vielen traditionsreichen mittelständischen Unternehmen gehört sie sowieso zu den Säulen unserer Wirtschaft. Das älteste Taxiunternehmen Deutschlands stammt übrigens auch aus einer Kleinstadt, nämlich aus Bad Tölz. 1886 startete Taxi Much als Lohnkutscherei, 1908 fuhr die erste „Benzinkutsche“. Heute vertraut das Unternehmen auf Software aus Hamburg.