Was macht eigentlich Nico Pliquett?
Eine der großen Erfolgsgeschichten der Hamburger Startup-Szene ist zweifellos die von Nico Pliquett. Als er Ende 2015 sein Unternehmen socialBench an Facelift verkaufte, war er gerade 26 Jahre alt. Wir erzählen, wie es dazu kam und was seitdem passiert ist.
Für die meisten Menschen ist es lästiger Lärm, für Nico fast schon Musik: das Röhren eines Auspuffs. Seit Kindertagen lässt ihn ein solches Geräusch aufhorchen und umschauen nach dem Fahrzeug, das es verursacht hat. Heute kann er sich ganz seiner Autoleidenschaft widmen, weil er früh angefangen hat, ein anderes Hobby zum Beruf zu machen. Mit 15 brachte er sich das Programmieren und Erstellen von 3D-Filmen bei und nahm schon als Schüler erste professionelle Aufträge an.
Nach dem Abitur begann er ein Wirtschaftsinformatikstudium und brach es nach vier Semestern wieder ab, weil er als Freiberufler reichlich zu tun hatte und sich die dafür notwendigen Kenntnisse lieber selbst aneignete. Das erste Startup, an dessen Gründung er beteiligt war, ist KiteWorldWide, ein Veranstalter von Kitereisen, den es immer noch gibt.
socialBench in vier Jahren zum Exit geführt
Einer der wichtigsten Marketingkanäle von KiteWorldWide war Facebook, und Nico lernte, wie der sich am besten nutzen lässt. Im Mittelpunkt stand dabei das Beschaffen und Analysieren von Daten. 2011 entstand aus diesem Know-how das Startup socialBench. Das wuchs schnell vom Nebenprojekt zum Erfolgsunternehmen und weckte das Interesse der Social Media Markting-Experten von Facelift. Nico war von Anfang an klar, dass er mit socialBench nicht alt werden wollte, und hatte immer einen Exit angestrebt. So war die Übernahme durch Facelift kurz vor Weihnachten 2015 die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches.
Einen weiteren Traum ließ Nico kurz danach wahr werden. Er kaufte sich einen Porsche 911, einen absoluten Klassiker. Ein paar Monate später kam noch ein Lamborghini Huracán hinzu. Im Juni 2016 tauchte der Facebook-Kenner dann in eine für ihn neue Internetwelt ein, nämlich die von YouTube. Auf dem Kanal „Nico Pliquett“ begann er Videos über seine Erlebnisse mit seinen und anderen Sportwagen zu posten, zunächst auf Englisch und als Hobby.
Beruflich war er jetzt Angestellter, zum ersten Mal in seinem Leben. Bei Facelift kümmerte er sich als CMO zunächst um die Integration von socialBench in das Unternehmen und dann allgemein um Marketing. Außerdem war er auch an der Weiterentwicklung von Foodguide beteiligt, jener App, die kürzlich durch „Die Höhle der Löwen“ und ein Investment durch Carsten Maschmeyer zusätzliche Bekanntheit erlangt hat.
Tipps eines Autodidakten
Nico hat also schon in sehr jungen Jahren sehr viele Erfahrungen sammeln können, die er gerne teilt. Schließlich hat er gelernt, wie wichtig es ist, andere um Rat zu fragen. Eine seiner prägendsten Erkenntnisse: Vertrieb im B2B-Bereich ist harte Arbeit. Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar, und bei einem Gespräch wird es nicht bleiben. Es gilt, ein ganzes Unternehmen mit mehreren Entscheidungsträgern und Instanzen zu überzeugen, da ist Ausdauer gefragt.
Ein weiterer Tipp: Holt euch einen Techie ins Team! Die Entwicklung der Software ist oft das Wichtigste bei einem Startup und sollte dort kontrolliert und vorangetrieben werden. Als Autodidakt hat sich Nico zwar vieles selber beigebracht. Dennoch hält er Informatik als Pflichtfach in der Schule für unverzichtbar. Ohne Programmierkenntnisse wird es zukünftig im Berufsleben immer schwieriger.
In diesem Clip erzählt Nico, wie er sich seinen „Lambo“ leisten konnte
Und wie sieht es mit Internationalisierung aus? Eigentlich sollte jeder, der ein Startup gründet, von Beginn an über die Landesgrenzen hinaus denken, meint Nico. Und liefert gleich darauf ein Gegenbeispiel, wenn auch in einem etwas anderem Bereich. Seit dem 1. August 2017 ist er ausschließlich YouTuber, denn da startete sein deutschsprachiger Kanal. Und der läuft richtig gut.
Ende November hat er bereits über 50.000 Abonnenten und weit über 5 Millionen Aufrufe von Videos. Größter Hit ist der Clip „Ständig POLIZEI mit dem Lamborgini Huracán“ mit mehr als 1,6 Millionen Klicks. Wer da allerdings eine Krawallgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Echten Ärger mit der Polizei hatte Nico noch nie, die meisten Beamten, die ihn angehalten haben, wollten sich wohl einfach den Wagen nur mal genauer ansehen.
Die Nähe zu den Fans steht im Mittelpunkt
Trotz extravaganter Autos geht es in den Videos recht bodenständig zu. Produziert werden sie auch nicht von einem professionellen Kamerateam, sondern hauptsächlich von Nico selbst, der beim Dreh unter anderem eine Drohne einsetzt. Das hat Erfolg vor allem beim deutschen Publikum, weshalb der englische Kanal mit etwas über 6.500 Abonnenten momentan ruht. Die Fans hierzulande kommen dagegen in den Genuss von ständig neuen Clips und von Livestreams, bei denen sie sich Rat von Nico zu Sportwagen- und Startup-Fragen holen. Auch Fantreffen gab es schon.
Mittlerweile verdient Nico als YouTuber auch etwas Geld und wird von Autoherstellern zu Testfahrten eingeladen. Nicht nur deshalb wird er seinem Vollzeithobby wohl noch eine Weile treu bleiben. Allerdings kann er sich auch vorstellen, irgendwann wieder Marketingberatung zu machen und dann sein neues Wissen zu vermitteln, das er sich auf der Videoplattform angeeignet hat. Auf die Frage „Was macht eigentlich Nico Pliquett?“ wird es in seinem Leben sicherlich noch viele Antworten geben.
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