Die Startups vom Health & Life Science Venture Day können Leben retten
Es gibt wohl keinen anderen Themenbereich, mit dem Startups ihr Publikum so in ihren Bann ziehen können, wie die Gesundheit. Zu erfahren, wie schwere Erkrankungen möglicherweise zu heilen, zu lindern oder frühzeitig zu erkennen sind, fasziniert und berührt. Eine Herausforderung besteht allerdings darin, komplizierte wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich zu erklären und das damit verbundene Geschäftsmodell deutlich zu machen. Beim zweiten Health & Life Science Venture Day gelang das dem Hamburger Startup Aortex am besten.
Health & Life Science sind in der Startup-Welt längst keine Nischenthemen mehr. Immer mehr Gründerinnen und Gründer wagen den Sprung aus den Hochschulen und Laboren in die Wirtschaft. Die Erfolgsgeschichte von BioNTech, berühmt geworden durch seinen COVID-Impfstoff, mag da als Vorbild dienen. Millionen- ja Milliardenumsätze sind möglich, bis es so weit ist, vergehen in der Regel allerdings viele Jahre. Oft zu viele für Investoren, die auf einen schnellen Exit aus sind. Eine Veranstaltung wie der Health & Life Science Venture Day, veranstaltet vom Cluster Life Science Nord, kann Anstöße zum Umdenken geben. Zu wünschen wäre es jedenfalls allen neun Startups, die es aus über 40 Bewerbungen ins Finale geschafft hatten.




Acht starke Ideen aus Health & Life Science
- 3D BioAnalytiX kommt ursprünglich aus Kalifornien und hat sich dem Kampf gegen Krankheiten verschrieben, die durch fehlgefaltete Proteine entstehen. Zu ihnen gehört die Amyloidose, eine Schwächung des Herzens, die tödlich enden kann. Das Startup hat einen Bluttest entwickelt, um solche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
- Berking Theranostics hat seine Ursprünge ebenfalls in Amerika, allerdings in der südlichen Hälfte, genauer gesagt in Chile. Dort leben Alpakas, die zur Familie der Kamele gehören. Ihr Blut ist besonders gut geeignet für die Gewinnung von Antikörpern. Mit deren Hilfe lassen sich Infektionserkranken und Tumore identifizieren und bekämpfen.
- BirdTec setzt unter anderem Robotertechnologie ein, um kleine Mengen von medizinischen Flüssigkeiten zu erzeugen und steril abzufüllen. Der Trend zu stärker individualisierten Therapien spricht für das Startup, das eine schnelle und kostengünstige Produktion verspricht.
- Innovative Schnelltests sind die Spezialität von Diamics. Das Prinzip kennen alle von den COVID-Tests, Diamics überträgt es auf viele andere Krankheitsformen. Auch Genotypen lassen sich so analysieren, beispielsweise im Zusammenhang mit der Behandlung von Alzheimer.




- Panadea entwickelt ebenfalls medizinische Tests, der Schwerpunkt liegt hier auf neuen und tropischen Infektionserkrankungen. Ungewöhnlich für ein Health-Startup: Erst 2023 gegründet, macht es von Beginn an Umsätze, im ersten Quartal 2025 bereits über 200.000 Euro.
- Beim QuantView geht es um Visualisierung, Magnetisierung, Radioaktivität (genauer gesagt, das Auskommen ohne diese) und eine um den Faktur 24.000 bessere Bildauflösung. Auch wer da nicht immer ganz mitkommt, wird eines verstehen: Das weltweit patentierte Verfahren hilft bei der Früherkennung von Krebs.
- Mit dem Begriff „tröpfchenbasierte Mikrofluidik“ können wahrscheinlich die wenigsten etwas Anfangen. Ihn zu erklären, würde an dieser Stelle zu weit führen. Es genügt zu wissen, dass SURFACtoBioTech damit biotechnologische Experimente schneller, preiswerter und präziser machen kann.
- Das Glioblastom ist eine besonders bösartige Form des Gehirntumors, das Hauptproblem ist, dass operativ nicht alle Krebszellen entfern werden können. Hier setzt Zilentix an und setzt umgewandelte, ursprünglich ebenfalls bösartige Viren, als Aufräumkommando ein und steigert so erheblich Lebenserwartung von Erkrankten.
Aortex überzeugte Jury und Publikum am meisten

Bei so vielen lebensrettenden Ideen fiel es schwer einen Favoriten zu benennen. Bei einem richtigen Pitch muss aber am Ende einen Gewinner geben. Das Publikum und die vier Mitglieder einer Fachjury konnten jeweils 1 bis 10 Punkte vergeben. In der Summe hat Aortex davon am meisten eingesammelt. Überzeugen konnte hier die Kombination aus professioneller Präsentation, Marktpotenzial und natürlich medizinischen Fortschritt. Aneurysmen, gefährliche Erweiterungen der Arterien, gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Eine effektive Behandlung ist aber oft nicht möglich, weil die erforderlichen Gefäßstützen zu groß sind. Aortex hat nun eine Membrantechnologie entwickelt, die einen schmaleren Stent ermöglicht, der auch noch erheblich schneller zu produzieren und besser an individuelle Patientenbedürfnisse anzupassen ist. Bisher agierte das Startup weitgehend unter dem Radar, mit dem Erfolg beim Health & Life Science Venture Day hat es nun ein erstes öffentliches Ausrufzeichen gesetzt.