Nichts war unmöglich bei ChefTreff 2025
Angefangen hat es 2017 als ziemlich überschaubare Veranstaltung von Studierenden für Studierende, inzwischen zählt ChefTreff zu den Top-Events in Hamburg. Vergangenes Wochende kamen an zwei Tagen 5.000 Gäste in die Handelskammer und erlebten ein Netzwerk-Event der Superlative. Wir haben uns dort nach Startup-Geschichten umgeschaut und unter anderem erfahren, wie Impossible Founders Hamburg zur Startup-Metropole machen will.
Hamburgs neue Startup Factory heißt Impossible Founders

Am 30. April endet die Einreichungsfrist für den EXIST Leuchtturmwettbewerb Startup Factories. Bis zu zehn Projekte können eine Förderung erhalten, 15 Standorte sind noch im Rennen. Einer davon ist Hamburg. Beim ChefTreff wurde nun verkündet, unter welchen Namen unsere Factory für Furore sorgen soll: Impossible Founders. Das dazugehörige Panel hatte den verheißungsvollen Titel „Hamburg auf dem Weg zur Startup-Metropole Europas“. Impossible Founders will Brücken von der Wissenschaft in die Wirtschaft bauen und die ultimative Anlaufstelle für zukünftige Gründerinnen und Gründer werden. Als kommender Geschäftsführer wurde auf der Bühne Arik Willner, CTO von DESY, mit dem passenden Hoodie ausgestattet. Der Wissenschaftler und Gründer wird den Job am 1. November antreten. Dann steht längst fest, ob Hamburg überhaupt den Zuschlag bekommt. Optimistisch stimmt da das nicht zuletzt finanziell starke Engagement der Michael Otto Stiftung und der Joachim Herz Stiftung.
Pettoo sucht Investoren bei ChefTreff

Die Ausgangsidee von ChefTreff besteht darin, junge Talente, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stehen, mit Unternehmen zusammenzubringen, die solche Talente suchen. Die Möglichkeit, sich auf Augenhöhe zu begegnen und kennenzulernen, macht den Reiz der Veranstaltung aus. Auch Startups spielen eine wichtige Rolle im Programm, sie sollen Appetit darauf machen, es selbst mit einer Gründung zu versuchen. Und natürlich sind bei ChefTreff auch viele Gründerinnen und Gründer unterwegs, die auf der Suche nach Kooperationspartnern und Investoren sind. Doch woran erkennt man die? Im Fall von Elias Tilmes und Omkar Kondhalkar war das kein Problem: Sie liefen mit einem Pappschild herum, auf dem stand: „Suche Investor“. Ob sie den für ihr Startup Pettoo, das zur ultimativen Webseite für Haustierfreunde werden soll, gefunden haben, steht noch nicht fest. Mit ihrem simplen Pappschild gehörten sie zu den heimlichen Starts des Events.
1KOMMA5° geht vorerst nicht an die Börse

Zu den etablierten Stars der Hamburger Startup-Szene gehören zweifellos Tarek Müller und Philipp Schröder. Tarek hat als Gründer ABOUT YOU an die Börse gebracht und die Übernahme durch Zalando eingefädelt, Philipp 1KOMMA5° innerhalb weniger Jahre zum milliardenbewerteten Einhorn gemacht. Bei ChefTreff waren sie zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bühne, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. So erklärte Tarek, man sei beim Börsengang zu zaghaft vorgegangen und habe zu wenig in amerikanischen Dimensionen gedacht. Überhaupt würden neue deutsche Unternehmen fehlen, die es an die Weltspitze geschafft haben. 1KOMMA5° ist immerhin schon in sieben Ländern aktiv und hat seinen Jahresumsatz auf über 500 Millionen Euro gesteigert, Tendenz steil steigend. Schon mehrfach wurde über einen baldigen Börsengang spekuliert. Der läge aber momentan auf Eis, die allgemeine Lage würde das aktuell nicht hergeben. Insgesamt verbreiteten beide aber überwiegend Optimismus und animierten zum Gründen.
AllyTime gewinnt Pitch Battle

Den Schritt haben die Teilnehmer am Pitch Battle schon hinter sich, nun gilt es für sie, ihre Unternehmen bekannt und erfolgreich zu machen. Startup-Wettbewerbe sind dafür immer eine gute Gelegenheit, und bei diesem gab immerhin ein Mediabudget von 25.000 Euro und noch einmal 25.000 direkt aufs Konto zu gewinnen. Vier Startups hatten sich für das Finale qualifiziert. Ganz neu war Rukki, das eine App zum Thema Berufswahl entwickelt und damit natürlich hervorragend zu ChefTreff passt. Der Launch einer Beta-Version ist für Juli geplant. Deutlich weiter ist schon klima&so. Das Berliner Startup macht Social-Media-Marketing klimafreundlicher. Auch schon recht etabliert ist HelloBonnie, das eine Smartcard für Mitarbeitervergünstigungen anbietet. Den meisten Applaus vom Publikum und dann auch den Zuschlag von einer Fachjury bekam AllyTime. Hier überzeugte eine App für psychologische Beratung, bei der Betroffene persönliche Betreuung erhalten. Eine KI unterstützt dabei, ersetzt aber nicht den zwischenmenschlichen Kontakt.
ChefTreff auf dem Weg zum internationalen Event
Jan Henri Kalinowski ist der Gründer von ChefTreff, der Chef-Netzwerker und -Organisator und auch als Moderator mehrfach im Einsatz. Am zweiten Konferenztag eröffnete er das Programm mit fünf Thesen, die junge Talente für bei ihrem Karriereweg beachten sollten:
- Traditionelle Bildung ist überholt. Laut einer McKinsey-Studie werden 30 % der heute noch gefragten Skills 2030 nicht mehr relevant sein.
- Automatisierung ist das neue Excel. Nur wer seine Arbeitsprozesse automatisiert, kann mit den rasanten Entwicklungen der Moderne mithalten.
- Bildet Netzwerke. Laut einer LinkedIn werden 85 % aller Spitzenjobs über persönliche Netzwerke vergeben.
- Career Creators prägen das Wissen über die Arbeitswelt.
- Dein Job wird nicht bleiben. Flexibilität ist kein Bonus, sie ist lebenswichtig in der Berufswelt.




Die Keynote stand unter Überschrift „The State of German Talent“. Erinnert das an irgendetwas? Na klar, an „State of the German Internet“, einem Programmklassiker des OMR Festivals. Das Megaevent, das nächste Woche wieder Zehntausende nach Hamburg locken wird, hat auch einmal klein angefangen. ChefTreff nimmt gerade eine ähnliche Entwicklung. Von Jahr zu Jahr steigen die Besucherzahlen, die Programmelemente und die Promidichte, dieses Jahr waren unter anderem Markus Lanz, Gregor Gysi und Dr. Michael Otto dabei, letzterer als eine treibende Kraft bei Impossible Founders. Der Vergleich mit OMR ist durchaus angebracht, auch ChefTreff strebt nach internationaler Relevanz und möchte die führende Talentveranstaltung Europas werden. Jan Henri hofft, das auch die Stadt das Potenzial erkennt und die erforderliche Unterstützung gibt. Im April 2026 geht es auf jeden Fall weiter, wenn alles klappt, mit bis zu 10.000 Gästen und dem CCH als neuen Veranstaltungsort.