Nüwiel bringt nicht nur Gemüse ins Rollen
Food+City ist eine Initiative aus der texanischen Startup-Metropole Austin, die sich mit der Versorgung von Großstadtbewohnern mit frischen, gesunden Lebensmitteln beschäftigt. Wenn am 4. Februar die besten Ideen zu diesem Thema in einem internationalen Wettbewerb präsentiert werden, ist auch ein Hamburger Startup dabei: Nüwiel. Wie es dazu kam und und mit welcher Erfindung das junge Team überzeugen konnte, erzählt ein neuer Beitrag unserer Serie Spot on: Food & Health.
Ein Single kommt in einer Stadt wie Hamburg auch ohne Auto gut zurecht und rum. Ein Vater von drei Kindern hat es da schon schwerer. Die lieben Kleinen in einem Fahrradanhänger hinter sich herzuziehen, kann ganz schön anstrengend sein. Abhilfe schaffen könnte ein elektrisch getriebener Anhänger, der sich den äußeren Bedingungen anpasst und das Strampeln auf dem Rad erheblich erleichtert. Diese Idee stellte Sandro Rabbiosi im Rahmen eines Workshops vor, den das Startup Dock der TU Harburg vor gut zwei Jahren veranstaltet hatte.
Dort fand der Produktionstechniker und dreifache Vater gleich zwei Mitstreiter, die mit ihm das Projekt auf die Straße bringen wollten: Fahad Khan, ein Ingenieur, der schon an der Entwicklung von autonomen Flugzeugen gearbeitet hatte. Und Natalia Tomiyama, Organisatorin des Workshops und Mitarbeiterin der allerersten Stunde beim Startup Dock. Die Marketingexpertin regte an, sich nicht auf Eltern von kleinen Kindern als Zielgruppe zu beschränken, sondern den Anhänger auch für innerstädtische Kleintransporte zu konzipieren. Darauf konnten die drei sich schnell einigen, und das Startup Nüwiel war geboren.
Wie ein Perpetuum mobile mit Anschubsen
Der Anhänger von Nüwiel lässt sich ganz einfach an jedes handelsübliche Fahrrad ankuppeln. Sensoren messen, ob es bergauf- oder bergab geht und welche Last der Anhänger trägt. Dementsprechend gibt der Elektromotor mehr oder weniger Schubkraft oder bremst bei abschüssigem Gelände. Dafür sorgt ein dreifach abgesichertes Bremssystem, das auch bei leerem Akku funktioniert. Die Akkus lassen sich an ganz normalen Steckdosen oder durch fleißiges Trampeln auf dem Fahrrad aufladen. Wenn alles läuft, spürt man das Gewicht des Anhängers nicht, der momentan bis zu 120 kg laden kann, und hat sogar das Gefühl, einen zusätzlichen kleinen Anschub zu bekommen, auch wenn dies in Wahrheit nicht der Fall ist.
Beheimatet ist Nüwiel an der TU Harburg und bekommt von dort auch nach wie vor Unterstützung. Zudem konnte das Startup eine Reihe von Förderprogrammen von sich überzeugen. EXIST, InnorampUp und Climate-KIC investieren alle Geld und Know-how in Nüwiel. Private Invstoren zu finden erweist sich allerdings als schwieriger. Vielleicht ändert sich das bald, denn bei der Food+City Challenge in Austin geht es nicht nur um 50.000 US-Dollar Preisgeld, es werden auch jede Menge Investoren vor Ort sein. Die 18 Finalisten präsentieren sich zuerst auf einer kleinen Messe, die besten dürfen dann um den Hauptgewinn pitchen.
Auch dank Hamburg Startups fährt Nüwiel zur Food+City Challenge
Der Wettbewerb richtet sich an alle Startups, die die Nahrungsmittelversorgung in Großstädten verbessern, egal, ob durch neue Produkte, Technologien oder Vertriebswege. Naturgemäß dominieren amerikanische Unternehmen das Teilnehmerfeld, Nüwiel ist dieses Jahr der einzige Kandidat aus Europa! Auf die Idee gekommen sich zu bewerben sind die Hamburger dank der von Hamburg Startups veranstalteten Blind Dates im Rahmen der Startups@Reeperbahn-Events im September. Mentorin war damals die in der Austiner Startup-Szene aktive Chelsea McCullough. Daher freut es uns ganz besonders, dass Nüwiel es ins Finale der Food+City Challenge geschafft hat. Wir drücken ganz fest die Daumen!
Unabhängig vom Ergebnis, über das uns übrigens das Nüwiel-Team in einem Reisetagebuch berichten wird, geht es es auf jeden Fall weiter zügig voran. Erste Tests mit Prototypen verlaufen bereits erfolgreich. Die Komponenten für den Anhänger werden importiert und in Hamburg zusammengefügt, der Patentschutz ist gesichert. Als potenzielle Kunden hat das inzwischen auf zehn Personen angewachsene Team Unternehmen im Visier, die bei ihren Lieferungen mit Autos im Großstadtverkehr nicht vorankommen.
Diese Märkte will Nüwiel aufrollen
Die müssen nicht zwingend aus der Foodbranche kommen, aber dort ist der Bedarf, möglichst schnell und frisch zu liefern, besonders groß. Als Märkte hat Nüwiel vorerst Länder aus dem fahrradaffinen West- und Nordeuropa angepeilt. Auch aus Österreich gibt es bereits Anfragen. Natürlich sind die USA ein Ziel, vielleicht bald früher, als ursprünglich erträumt.
Später dann Asien, mit seinen Megastädten und der weiten Verbreitung von Fahrrädern eigentlich prädestiniert für den elektrisch getriebenen Anhänger. Die ursprüngliche Zielgruppe, Eltern mit Kindern, hat man dabei nicht vergessen. Im Laufe des Jahres soll es eine Crowdfunding-Kampagne geben, die genau diese Klientel anspricht. Es ist also einiges in Bewegung bei Nüwiel.
Spot on: Food&Health
Hamburg ist ein Food-Standort und optimaler Eintrittsmarkt für Lebensmittelhersteller aller Art. Über 10% der Hamburger Startups bei uns im Monitor sind der Lebensmittelbranche zuzuordnen, und es werden immer mehr. Sie setzen als Innovatoren neue Trends, entwickeln neue Produkte, Vertriebswege und Geschäftsmodelle.
Geschätzt verfügt das Hamburger Startup Ökosystem über mindestens 100 Food-, Beverage- oder Food-Tech-Startups. Ein invieler Hinsicht großes Thema! Daher werden sich unsere Redaktion und unser Eventmanagement dem Thema Food in den nächsten Monaten mit dem ‚Spot on: Food&Health Special‘ intensiv widmen! Bleibt also gespannt!
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