SXSW Tagebuch 2019 – warum mehr Frauen in Führungspositionen gehören
Am dritten Tag von South by Southwest ging es für Hamburg erst so richtig los. Bei den Reeperbahn Hamburgers gab es die schon fast legendär leckeren Burger und ein abwechslungsreiches Programm. In der vierten Folge unseres SXSW Tagebuchs 2019 treffen wir uns mit echten und zugereisten Texanern und übergeben Frauen das Wort.
Sollte es tatsächlich Menschen geben, denen an Hamburg hauptsächlich die Baustellen gefallen, werden diese Leute Austin lieben. Schon auf dem Weg zum Flughafen in die Stadt wird deutlich: hier wird überall gebaut, in diesem Jahr anscheinend noch mehr als im vorigen. Von 2010 bis 2017 ist die Einwohnerzahl von Austin um 23 Prozent gestiegen, stärker als in jeder anderen Metropolregion der USA. Die boomende Tech-Industie lockt die Massen und treibt die Preise in die Höhe. Manche sprechen schon von einem Mini Silicon Valley, und das ist durchaus nicht nur als Kompliment gemeint.
Der Kranich könnte Wappenvogel von Austin sein
An jeder zweiten Ecke finden sich also gewaltige Baugruben und halbfertige Wolkenkratzer. Es kursiert der Witz, der neue Wappenvogel Austins sei der „crane“, was sowohl „Kranich“ als auch „Baukran“ bedeuten kann. Auch South by Southwest ist in gewisser Weise eine permanente Baustelle. Jeden Tag kommen neue Elemente dazu, während manche Unternehmen ihre kurzfristig bezogenen Häuser schon wieder verlassen. Am 10. März öffnete unter anderem die Trade Show im Convention Center, wo sich Deutschland an einem großen Stand präsentiert.
Etwas kleiner, dafür aber noch sympathischer ist der Auftritt Hamburgs. Für ein paar Tage hat die Hansestadt mal wieder die beliebte Street Food-Bude Downtown Burgers in Reeperbahn Hamburgers umbenannt. Die Gäste durften sich dort auf leckere Burger freuen und ein doppelt starkes Programm. Den Auftakt machte Hamburg TexConnect, ein Matchmaking, das Persönlichkeiten aus der Hamburger Startup-Gemeinde mit amerikanischen Unternehmerinnen und Unternehmern an einen Tisch brachte. Dabei hatten alle Teilnehmer im Schnitt drei 20 Minuten lange Gespräche.
TexConnect fördert die deutsch-amerikanische Freundschaft
Wir haben uns zuerst mit Daniel Giblett und Andrew Rohdes unterhalten. Ihre Firma Valen Energy kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, denn sie produziert besonders kompakte Solaranlagen, die perfekt beispielsweise in Straßenlampen integriert sind. Für größere Gebäude ist die Technologie nicht gedacht, sehr wohl dagegen für Ladestationen an öffentlichen Plätzen, Überwachungskameras, beleuchtete Warnschilder und andere kleinere Konstruktionen, die im Freien stehen und Strom benötigen. Hier wird Energie umweltfreundlich produziert, ohne dabei die Landschaft zu verschandeln.
Unser nächster Gesprächspartner war Franck Hoffmann von der Agentur Clearhead, die zu Accenture gehört, einer der größten Unternehmensberatungen der Welt. Das rund 100 Köpfe starke Team von Clearhead entwickelt für Unternehmen Konzepte, um Kundenerlebnisse noch besser zu machen. Dabei kommt es ganz ohne künstliche Intelligenz aus. Nick Tarsi von Morgan Hill Partners aus Florida schließlich erzählte, was seine Agentur für Startups tun kann. In vielen relevanten Bereichen und Entwicklungsphasen berät Morgan Hill Partners bevorzugt Jungunternehmen aus der Tech-Branche und vermittelt auch die passende Finanzierung.
Die könnten zum Beispiel von True Wealth Ventures kommen. Voraussetzung: Mindestens eine Frau führt das Unternehmen an. Womit wir schon beim nächsten Programmpunkt angekommen sind, dem Reeperbahn Hamburgers Digital Media Women Day. Sara T Brand, Gründerin von True Wealth Ventures, verdeutlichte, warum ihre Investmentstrategie kein reines feministisches Statement ist, sondern auch eine auf vielen Fakten basierende Sache der Vernunft. Frauen treffen in wesentlichen Branchen, etwa bei Konsumgütern und Gesundheitsprodukten, bis zu 85 Prozent aller Kaufentscheidungen.
Mehr Frauen, mehr Erfolg
Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen schneiden wirtschaftlich deutlich besser ab als solche mit rein männlichen Führungsteams. Das ist nachweisbar, hat sich aber noch nicht genug herumgesprochen. Der Frauenanteil an der Spitze ist unterirdisch, und da fast alle Investoren Männer sind, finanzieren die bevorzugt ihre Geschlechtsgenossen. Das geschieht gar nicht in böser Absicht. Der Mensch neigt dazu, ihm ähnliche Personen für vertrauenswürdiger zu halten, auch in wirtschaftlichen Fragen. Dabei bringt Vielfalt unbestreitbare Vorteile, etwa unterschiedliche Betrachtungsweisen eines Problems, die eine Lösung wahrscheinlicher und schneller machen.
Über ihre Erfahrungen als Gründerinnen berichteten anschließend Laurie Felker-Jones (JuiceBox Hero – Vermittlung von Kinderbetreuung), Haydee Moreno (Almost Home Financial – Eigenheimfinanzierung für Arbeiterfamilien) Hanna Asmussen (Localyze) und Jennifer Schäfer, Gründerin von DailyDress, die inzwischen an einem neuen Projekt arbeitet. Aber unterscheiden sich weibliche wirklich von männlichen Unternehmern? Laurie konnte das zum Teil bestätigen: „Wir haben die gleichen Probleme wie Männer und noch ein paar mehr.“
Schon mal vom Dadpreneur gehört?
Weitere bemerkenswerte Aussagen: „Jedes Gründerteam braucht Generalisten.“ „Ein Produktlaunch ist die härteste Sache der Welt.“ „Mir gefällt der Begriff ‚Mompreneur‘ nicht, es spricht ja auch niemand von ‚Dadpreneur‘.“ Diese Sätze machen deutlich, dass Frauen gar nicht anders behandelt werden wollen als Männer, was aber bei Investorengesprächen oft noch geschieht. Bei Männern geht es sehr sachbezogen zu, Frauen werden emotionaler betrachtet und bekommen am Ende weniger Geld. Auch das macht das Engagement von True Wealth Ventures so wichtig.
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und berichtet hier über die SXSW-Abenteuer der bisher größten von uns begleiteten Delegation, die wir vor Ort tatkräftig unterstützen. Möglich machen das unsere grandiosen Partner von der Deutschen Bank, Hamburg Invest, Beiersdorf , der Sutor Bank, Lufthansa Industries Solutions sowie EY und Vast Forward, bei denen wir uns ganz herzlich bedanken!
Beitragsbild: Freya Oehle, Chaelsea Collier, Sara T Brand und Sanka Stankovic