WeDart plant den großen Wurf
Am 15. Dezember startet in London wieder die Darts-WM, ein Spektakel, das von Jahr zu Jahr mehr Fans begeistert. Längst hat sich das Kneipenspiel zu einer ernsthaften Sportart gemausert, die intensives Üben erfordert. Das Hamburger Startup WeDart möchte nun mit einer digitalen Lösung für das Training einen boomenden Markt erobern.
Florian Bautsch und Lennart Zorn kennen sich seit Kindesbeinen an. Zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen zählt das Dartspiel, bevorzugt mit den klassischen Steeldarts. Dort befinden wir uns in der analogen Welt, wo die Punkte noch überwiegend im Kopf und auf einem Zettel gezählt und geschrieben werden. Das ist gar nicht so einfach, denn bei Darts muss man nicht addieren, sondern subtrahieren. Bei der gängigen Turniervariante fangen die Spieler bei 501 an und versuchen, mit möglichst wenigen Würfen den Wert auf 0 herunterzubringen.
Die Zählweise bei Darts ist eine Wissenschaft für sich
Die einzelnen Felder haben Werte von 1 bis 20. Manche zählen doppelt oder dreifach und sind dann wesentlich kleiner, und dann ist da noch das berühmte rote Bull’s Eye mit dem Wert 50 (Der grüne Ring drumherum bringt 25 Punkte.). Die Spieler haben abwechselnd jeweils drei Würfe, und der entscheidende Pfeil, der das Ergebnis auf 0 stellt, muss immer in einem Doppelfeld landen. Da kann man sich vor allem als Neueinsteiger schnell mal verrechnen, eine digitale Hilfe käme da gerade recht.
Die erste Idee dazu hatten Florian, Medizintechniker und für die Hardware zuständig, und Lennart, Spezialist für Bilderkennung und der Mann für die Software, bereits 2016. Der erste Prototyp basierte auf einem Küchenschrank. Über die Jahre entwickelten die beiden ihr Bastelprojekt immer weiter, bis sie im Sommer 2021 dafür ein EXIST-Gründerstipendium erhielten. Zum Team gehörte jetzt auch Alisa Möhrke, die das betriebswissenschaftliche Fachwissen mitbrachte und in ihrem Studium den Schwerpunkt auf China gesetzt hatte. Eine leidenschaftliche Dartspielerin ist sie natürlich auch.
WeDart vereint Hard- und Software
Damit war das Trio komplett für das Projekt WeDart , das Anfang 2022 zu dem gleichnamigen Startup wurde. Das Produkt von WeDart besteht aus zwei Komponenten. Da ist zunächst ein Ring, der um jede übliche Dartscheibe passt. In diesen Ring sind diverse Kameras eingebaut, die erfassen, in welchem Feld ein Pfeil landet. Das Ergebnis wird an eine App übertragen, welche die Punkte regelgerecht abzieht. Aber sie kann natürlich noch mehr: Statistiken erstellen, Wurfmuster und Schwachstellen erkennen und daraus resultierende Trainingsprogramme empfehlen.
Ein weiterer Vorteil ist der Mehrspielermodus; die Teilnehmenden müssen nicht zwingend am selben Ort sein und dieselbe Scheibe benutzen, solange sie die Hard- und Software von WeDart einsetzen. So sind Duelle über große Entfernungen möglich, und Menschen, die im Rollstuhl sitzen, können gegen Stehende antreten, wenn sie verschiedene Scheiben jeweils auf Augenhöhe verwenden. Eines haben die Spieler in der Regel gemeinsam: Sie sind noch immer überwiegend männlich. Das mag noch mit dem alten Image des Kneipensports zu tun haben, doch das ändert sich glücklicherweise gerade.
Ein boomender, internationaler Markt
Darts ist ein Mentalsport, den man lieber nüchtern betreibt, wenn man konzentriert bleiben und erfolgreich sein möchte. Er eignet sich auch bestens zum Stressabbau – vielleicht ein guter Tipp für Startups, die keinen Platz für einen Kickertisch haben. Es gibt also eine Reihe von Gründen, warum Darts boomt. WeDart beziffert das Potenzial auf 1 Million Spielerinnen und Spieler und hat dabei längst nicht nur Deutschland im Visier. Die Hochburgen sind nach wie vor das UK und die Benelux-Staaten, wobei dort die Fans für technische Neuheiten offener sind als die traditionellen Briten.
Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne erhalten 90 Unterstützer voraussichtlich noch in diesem Jahr ihre Testgeräte. Produziert wird in China, zum einen wegen Alisas guter Kontakte dorthin, zum anderen aber auch, weil kein europäischer Hersteller eine Komplettlösung anbieten konnte. Im Frühjahr 2023 soll dann die erste Charge von 1.000 Geräten in den Handel gehen. Angepeilt wird ein Verkaufspreis um die 500 Euro. Der Markt sollte das hergeben, der Mitbewerber Scolia, der ein ähnliches, aber störungsanfälligeres System verkauft, verlangt für die Basisversion rund 900 Euro. Gut möglich also, dass WeDart mit seinem Angebot ins Schwarze trifft – auch wenn das bei Darts eigentlich gar nicht das Ziel ist.
WeDart ist Mitglied im Hamburg Startups Club
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Fotos: WeDart