help: Die App, die den Schmerz aus dem Kopf vertreibt
Bei unserem Gründerinnenwettbewerb STARTERiN Hamburg 2024 erregten Dr. Antje Kallweit und Annika Bruhns-Petersson Aufsehen, als sie mit ihrer App help in der Kategorie „Tech“ den ersten Platz belegten. Wir haben mit den Gründerinnen gesprochen und spannende Einblicke in die Planung und Entwicklung von help erhalten.
Chronischer Schmerz ist ein Volksleiden
Als chronische Schmerzen bezeichnet man Schmerzen, die über den Heilungsprozess hinaus bestehen und keine direkte physische Ursache mehr haben. Sie sind weit verbreitet, in jedem dritten Haushalt in Europa lebt ein Mensch, der darunter leidet. Etwa 17% aller Deutschen sind von lang anhaltenden, chronischen Schmerzen betroffen, also mehr als 12 Millionen Personen. Bei mehr als der Hälfte von ihnen dauert es mehr als zwei Jahre, bis sie eine wirksame Schmerzbehandlung erhalten. Und nur ein Zehntel aller Patienten mit chronischen Schmerzen werden überhaupt einem Spezialisten vorgestellt (Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft).
Dr. Antje Kallweit ist eine solche Spezialistin. Die erfahrene Anästhesistin und Schmerztherapeutin sah sich in ihrer Praxis mit der Herausforderung konfrontiert, aufgrund von Zeitmangel nicht allen Patienten gerecht werden zu können. Also entwickelte sie das Konzept für eine digitale Lösung, die mehr Patienten helfen könnte. Ihre Freundin, Annika Bruhns-Petersson, eine erfolgreiche Musicaldarstellerin erkannte das Potenzial der Idee sofort und brachte ihre Kreativität und Begeisterung in das Projekt ein.
Von der Vision zur Realität: Die Entstehung von help
Das Team wird durch IT- Experten Malte Bornholdt und Hosun Lee ergänzt, die bereits durch ihre Arbeit an der erfolgreichen Brustkrebs-App PINK! auf sich aufmerksam gemacht habn. Jurist Jörn Griffel rundet das Team ab. Die kontinuierliche Zusammenarbeit und die Expertise des gesamten Teams sind entscheidend für den Fortschritt von help.
Die App zielt darauf ab, chronische Schmerzen nicht nur zu lindern, sondern sie langfristig zu verlernen. Sie kombiniert moderne Technologie mit fundiertem medizinischem Wissen und integriert Diagnosen, Wissensvermittlung sowie gezielte Übungen wie Atemtechniken, Meditation und physische Aktivitäten.
Das Ziel von help ist es, das Nervensystem zu regulieren und neuronale Verknüpfungen zwischen Angst und Schmerz zu lösen. Dies bedeutet, dass sie hilft, die physiologischen und psychologischen Reaktionen des Körpers auf Stress und Schmerzen zu beruhigen und zu verbessern. Durch diese Regulierung können die Verknüpfungen im Gehirn, die Angst und Schmerz miteinander verbinden, geschwächt oder aufgelöst werden. Dies trägt dazu bei, dass Menschen bei Stress nicht mit Schmerz reagieren, und verbessert so ihre Lebensqualität .
Was help von besonders macht, ist die empathische und verständliche Sprache, die den Nutzern hilft, ihre Schmerzen besser zu verstehen. Statt nur Daten zu liefern, bindet help die Nutzer aktiv ein und spricht sie emotional an, um eine nachhaltige Verbesserung ihrer Situation zu erzielen. Hier spielt Annika als Sprecherin und Übersetzerin vom medizinischen Fachjargon in verständliches Deutsch eine wichtige Rolle.
Der Weg zur Markteinführung: Herausforderungen und Fortschritte
Durch die Teilnahme und den Erfolg bei der STARTERiN Hamburg 2024 hat sich viel getan bei help. Die Gründerinnen haben die Bedeutung von Social-Media erkannt, eine beeindruckende Präsenz aufgebaut und ein starkes Netzwerk etabliert. Das Team steht von der Idee bis zum fertigen Endprodukt derzeit vergleichbar mit der Strecke von Hamburg nach München kurz vor Frankfurt. Dank der IFB Hamburg, von Familie und Freunden sowie durch Bankkredite konnte ein erster Prototyp entwickelt werden. Die fertige App soll in etwa einem Jahr auf den Markt kommen.
Bevor die App als diegitale Gesundheitsanwendung (DiGA) von Krankenkassen jedoch verordnet werden kann, muss sie ein umfassendes Zulassungsverfahren durchlaufen. Das Team ist zuversichtlich, dass help bald Menschen mit chronischen Schmerzen unterstützen wird. Die erste Resonanz aus der Testphase ist bereits ausgesprochen positiv.