ZRKULAR baut auf Papier
Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit betrifft alle Lebensbereiche, so auch bei der Verwendung umweltfreundlicher Materialien. Innovationen sind hier gefragt, wobei auch ein Klassiker wie Papier neu interpretiert werden kann. Das Startup ZRKULAR hat da schon gute Ideen entwickelt.
Achim Schnell ist ein vielseitiger Unternehmer. Bei seiner Firma RODENBORG.ORG beschäftigte er sich mit den mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten von Papier, LASERCUT.HAMBURG ist eine Schildermanufaktur und verfügt über eine Prototypenwerkstatt, bei der unter anderem 3D-Druck zum Einsatz kommt. Seine neueste Gründung nennt sich ZRKULAR. Sein Partner ist dort Dirk Pieper, ebenfalls ein vielbeschäftigter Mann. Er arbeitet als beratender Ingenieur in den Bereichen Maschinenbau und Automotive und hat das CAE-Forum initiiert, ein Netzwerk für Ingenieure. Das gibt es seit 2008, das ebenfalls von ihm ins Leben gerufene HPC-Forum für High Performance Computing seit 2022.
Im Rahmen seiner Tätigkeiten war Dirk auch Aussteller auf Messen und hat dort für die Stände Teppiche verlegt, die nach Ende der Veranstaltung auf dem Müll landeten. Da muss es doch eine umweltfreundlichere Alternative geben, dachte Dirk, und kam auf Papier als Ausgangsmaterial. Der neue Belag namens paprfloor feierte seine Premiere bei der Hannover Messe und konnte mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne weiterentwickelt werden. Das Unternehmen paprfloor hat seinen Sitz in Weil der Stadt in Baden-Württemberg und seinen Ursprung im Jahr 2014, also weit vor der offiziellen Gründung von ZRKULAR im Mai 2022.
paprfloor steht beispielhaft für den Ansatz von ZRKULAR
Trotzdem gehört paprfloor zum Kosmos des jungen Hamburger Startups. ZRKULAR entwickelt, produziert und vertreibt nämlich nachhaltige, kreislauffähige Produkte, Konzepte sowie Geschäftsmodelle. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Entwicklung und Neuinterpretation von Materialien für eine Kreislaufwirtschaft. Da ist der Bodenbelag aus Papier, der pro Quadratmeter 10 Kilogramm CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Messeböden einspart, ein gutes Referenzbeispiel. Perspektivisch denkt ZRKULAR allerdings in ganz anderen Dimensionen. Ziel ist es, Papier als Basismaterial in die Bauwirtschaft einzubringen.
In Deutschland herrscht zunehmend Wohnungsmangel und eine der Ursachen dafür ist eine Verknappung von Baumaterial. Das gilt erst recht, wenn es um die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien geht. Styropor wird seit langem als Dämmstoff verwendet, ist aber als erdölbasierter Kunststoff nicht unumstritten. Gips als Rohstoff ist grundsätzlich weniger problematisch, ist aber häufig ein Endprodukt der Rauchgasentschwefelung. Die findet in Kohlkraftwerken statt, die bekanntlich im Zeichen des Klimaschutzes in Deutschland möglichst bald abgeschaltet werden sollen.
Papier als Baumaterial mit Zukunft
Wandsysteme, die mit Papier arbeiten, könnten also bereits bestehende und noch zu erwartende Versorgungslücken schließen. Bis es so weit ist, müssen noch einige Tests stattfinden. Besonders geeignet könnte das neue Material für Sanierungen etwa von denkmalgeschützten Objekten und Aufstockungen sein. Aufstockungen sind immer dann eine Lösung, wenn Bauland fehlt und als Alternative eben der Bau weiterer Stockwerke auf ein bereits bestehendes Gebäude in Frage kommt. Wie hoch es dann gehen kann, ist nicht zuletzt eine Frage der Statik, und eine Leichtbauweise unter der Verwendung von Papier ermöglicht mehr Spielraum nach oben.
Momentan hat ZRKULAR eine Präsentationsfläche im ehemalten Karstadt Sporthaus, das jetzt Jupiter heißt. Nach Terminvereinbarung kann man sich dort unter anderen über eine VR-Brille ansehen, wo in Hamburg Aufstockungen möglich sind. Weitere Projekte, die dort zu sehen sind, drehen sich um Unterbringungslösungen für Obdachlose und Geflüchtete. Und ZRKULAR entwickelt noch eine Reihe anderer Ideen, eigentlich zu viele für ein Zwei-Mann-Team, welches das Startup auf den ersten Blick ist. Deshalb sollte man sich ZRKULAR auch eher als Netzwerk vorstellen, in dem Fachleute aus sehr unterschiedlichen Bereichen assoziiert sind. Allen gemeinsam ist jedoch der Wunsch, neue Impulse für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft zu setzen.
ZRKULAR ist Mitglied im Hamburg Startups Club
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Fotos: ZRKULAR