Ankerkraut erobert „Die Höhle der Löwen“
Das gab es noch nie: Zwei ehemalige „Löwenkinder“ kehrten zurück an die Stätte ihres ersten Erfolges und machten den alteingesessenen Löwen mächtig Konkurrenz! Anne und Stefan Lemcke von Ankerkraut sorgten für ordentlich Wirbel und brachten sogar den Dealkönig Ralf Dümmel zum Schwitzen. Wie es ihnen genau ergangen ist, was der Oberlöwe dazu sagt und wie die Startups STUR, Moovya, HOLY PIT, Kleiderly und Veggie Crumbz aus Hamburg abschnitten – das alles erfahrt ihr in diesem Beitrag!
Bei STUR bleibt die Pfanne kalt
Ankerkraut ist zweifellos die größte Erfolgsgeschichte von „Die Höhle der Löwen“. 50 Millionen Euro Jahresumsatz macht das Gewürz-Startup mittlerweile, das Gründerpaar Anne und Stefan Lemcke hat Promistatus erreicht und vor allem spätestens seit dem Teilverkauf des Unternehmens viele Millionen verdient. Geld genug, um jetzt selber in Startups zu investieren. Da Stefan ein großer Pfannenfan ist, bieten sich dafür gleich die ersten Kandidaten an. Filip Mierzwa und Simon Köstler haben nämlich einen ganzen Blog der Bratpfanne gewidmet: pfannenhelden.de.
Jetzt wollen die Jungs selber Pfannenproduzenten werden und haben unter Mithilfe ihrer Community ein neues Modell aus Gusseisen entwickelt. STUR heißt es und wiegt 30 % weniger als herkömmliche Geräte. Durch Crowdfunding und Vorbestellungen ist schon eine Nachfrage im Wert von über 1,7 Millionen Euro entstanden. Das motiviert einige Löwen, die jeweils 380.000 Euro geben würden: Georg Kofler (für 30 %), Dagmar Wöhrl (25 %) und die Lemckes (20 %). Die Gründer wollen aber nicht mehr als 12 % abgeben und freuen sich über die üppige Werbezeit.
Moovya bewegt die Löwen nicht
Weiter geht es, in derselben Löwenbesetzung und in denselben Klamotten. Auch das ist nämlich die große Ausnahme dieser Folge: Sie wurde an einem Tag gedreht und nicht aus verschiedenen Drehs zusammengeschnitten. Nun also eine App, vorgestellt von Etienne Petermann, Richard Schütze und Jakob Wowy. Moovya verbindet Videospiele mit Fitnessübungen und soll so körperliche Ertüchtigung zum Vergnügen machen.
Bisher 600 Downloads sind allerdings nicht der Kracher. Dem Trio geht es allerdings auch mehr um die Technologie dahinter, Sensoren, die Körperbewegungen erkennen und einordnen. Mit künstlicher Intelligenz und so. Die wollen sie mit ihrer Firma Evomo im Lizenzgeschäft anbieten. Georg Kofler, nach eigener Aussage führendes Mitglied im „Verein für deutliche Aussprache“, überzeugt das alles überhaupt nicht. Auch den Rest des Rudels schreckt spätestens die hohe Bewertung bei 200.000 Euro für 10 % ab.
HOLY PIT – Ankerkraut vs. Ralf Dümmel 1:0
Zeit für ein Körperpflegeprodukt und damit eigentlich für Judith Williams, doch die ist heute gar nicht dabei. Allerdings ist das Kosmetik-Startup Rosental Organics das erste Ankerkraut-Investment. Also nehmen Anne und Stefan gleich Witterung auf. Schweiß riechen sie dabei nicht, den HOLY PIT ist ein Deo, dass die Bakterien bekämpft, die den unangenehmen Geruch erst verursachen. Nicht gerade revolutionär, aber dafür überzeugt die nachhaltige Verpackung mit einer auswechselbaren Kartusche und dem daraus resultierenden Abomodell.
Dafür gibt es mehrere Angebote. Eines von Georg Kofler, das allerdings nicht konkurrenzfähig ist, und jeweils eines von den Lemckes und Ralf Dümmel über 100.000 Euro für 20 %. Den Zuschlag bekommen Anne und Stefan, da das Gründerpaar Branka Puljic und Asmir Samardzic hofft, dass das andere Gründerpaar sich am besten in sie hineinversetzen kann.
Klar ist: Die Lemckes können keine 10.000 Regale auf einen Schlag bieten. Sie stehen eher für langfristigen Markenaufbau, vor allem über das Onlinegeschäft, das auch Ankerkraut beim Wachsen sehr geholfen hat. Bei Fragen zum operativen Geschäft, zu Logistik, Marketing, PR und einigem mehr können sie eine Menge aus ihrem Erfahrungsschatz einbringen. Und ja, der Deal hat Bestand, auch wenn die rechtlichen Belange bei einem österreichischem Startup wie HOLY PIT komplizierter sind als gedacht.
Kleiderly kommt nicht in die Klamotten
Eigentlich klingt das nach einem guten Angebot: Der Preis, 90.000 Euro für 15 %, ist moderat, das Produkt durchaus innovativ. Kleiderly stellt aus alten Klamotten ein Granulat her und daraus wiederum Sonnenbrillen. Recylcing, Müllvermeidung, CO2-Vermeidung – eigentlich ist alles dabei. Trotzdem kann das Gründerpaar Dave und Alina Bassi nicht schlüssig darlegen, wie das Geschäftsmodell eigentlich aussehen soll. So reicht es nicht einmal für ein Sympathieinvestment.
Veggie Crumbz – Ankerkraut vs. Ralf Dümmel 2:0
Ganz anders geht es da bei Veggie Crumbz zu. Die Gemüsepanade von Marlon Harms und Wayne Kock aus Hamburg löst allgemeine Begeisterung aus. Nur Carsten Maschmeyer steigt vorzeitig aus. Dagmar Wöhrl geht auf das Einstiegsangebot von 200.000 Euro für 10 % ein und peilt gleich den amerikanischen Markt an. Georg Kofler will den auch erschließen, während Ralf Dümmel mal wieder seine Einzelhandelskompetenz ins Spiel bringt. Gemeinsam wollen sie allerdings 20 %. Zu viel für die Gründer. Der Deal geht daher erneut an die Lemckes, die mit 10 % zufrieden sind.
Auch dieser Deal hat gehalten, wie uns Anne von Ankerkraut versichert. Sie schwärmt von den beiden tollen Teams, die sie unterstützen können, und insgesamt von einer tollen Erfahrung. Dabei war die durchaus eine Achterbahnfahrt der Gefühle, denn am Tag vor der Aufzeichnung hatte es einen Trauerfall in der Familie gegeben. Ob der Auftritt bei den Löwen ein einmaliges Erlebnis bleibt oder ob es eine Fortsetzung gibt, steht nicht fest. Die Lemckes wollen aber auf jeden Fall weiter in Startups investieren und mit ihnen ihren Erfahrungsschatz teilen.
Ralf Dümmel über die Ankerkraut-Folge und wie er mit Niederlagen umgeht
Das ist Ralf Dümmel nicht gewohnt: Gleich zwei Deals gehen ihm durch die Lappen, er bleibt in der gesamten Folge ohne Erfolgserlebnis. Anne und Stefan waren überrascht, wie schwer er solche Schlappen nimmt, auch hinter den Kulissen noch. Dazu haben wir dem Herrn der Regale ein paar Fragen gestellt.
Normalerweise bis du es gewohnt, auch bei harter Konkurrenz den Deal zu machen. Wie schwer trifft dich da eine Niederlage und wie lange dauert es, bis die gute Laune wieder hergestellt ist?
Wenn mich Gründer und Gründerinnen mit ihrem Pitch überzeugen, dann möchte ich den Deal auch unbedingt machen, weil ich zu 100% daran glaube. Wenn das nicht klappt, dann bin ich schon sehr geknickt. Und das kann schon ein bisschen dauern. Bei Veggie Crumbz hat es bis zum nächsten Tag angedauert. Nach ausreichend Schokolade und eine Shopping Tour am nächsten Tag, war die Laune dann wieder hergestellt (lacht).
Was glaubst du, warum sich HOLY PIT und Veggie Crumbz für Anne und Stefan entschieden haben? Welche Schlüsse ziehst du daraus für deine zukünftige Argumentation, dich zum Löwen zu wählen?
Grundsätzlich ist es absolut legitim, wenn Gründerinnen und Gründer sich für andere Löw:innen entscheiden. Anne und Stefan haben ja nun auch eine tolle Erfolgsgeschichte und sie haben die Gründer mit ihrem Pitch überzeugt. Wir alle haben unsere unterschiedlichen Schwerpunkte und das ist auch gut so. Wenn ich einen Deal verliere frage ich mich immer, ob ich meine Vorteile als Löwe nicht richtig erklärt habe und was ich hätte anders machen können. Manchmal ist es aber auch so, dass man nichts hätte anders machen oder sagen können, weil andere Gründe, wie z.B. Prozente, für eine Enstcheidung maßgeblich waren. Das muss man dann so hinnehmen.
In der Regel machst du Angebote wie für Veggie Crumbz im Alleingang. War es im Nachhinein betrachtet ein Fehler, sich mit Georg Kofler zusammenzutun und dadurch fast zwangsläufig 20 % einfordern zu müssen?
Überhaupt nicht. Ich mache gerne Angebote mit anderen Löwen, wenn wir uns gut ergänzen. Und das hätten wir in diesem Fall getan. Mit Georgs Social Media und E-Commerce Kompetenz und meinem Handelsnetzwerk hätten wir gemeinsam mit den Gründern etwas ganz Großes schaffen können. Davon bin ich immer noch sehr überzeugt. Wenn man gemeinsam etwas groß macht, dann müssen alle Beteiligten daran Spaß haben. Schade fand ich, dass die Gründer nach der Diskussion hinten nicht nochmal versucht haben zu kämpfen und die 15% rauszuholen. Darauf hätten wir uns wohl eingelassen. Aber Ankerkraut hat natürlich bewiesen, dass man ein Startups aus „Die Höhle der Löwen“ zum Erfolg führen kann. Ich wünsche allen, dass sie es auch dieses Mal schaffen.
Wie hat sich durch die und nach der Sendung das Verhältnis zu Anne und Stefan verändert?
Gar nicht! Unser Verhältnis ist super. Ich habe ganz großen Respekt vor Anne und Stefan und ihrer unternehmerischen Leistung. Was sie mit Ankerkraut geschafft haben, ist mehr als beeindruckend. Ich finde auch, dass sie sich als Löwenteam sehr gut geschlagen haben. Das Krallen ausfahren gehört in der Höhle dazu, denn wir alle wollen den Deal haben. Da wir alle gegenseitig einen großen Respekt voreinander haben, schätzen wir uns alle sehr. Nach einen Fight heißt es, kurz Wunden lecken und dann gemeinsam wieder in „Die Höhle der Löwen“ für den Unternehmergeist in Deutschland gehen.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer