NONOI Studio macht aus Altkleidern modisches Neu
Wohin mit überschüssigen Altkleidern? Wir hätten da eine Idee: Das Hamburger Modelabel NONOI Studio macht aus alten Klamotten neue, schicke Kleidungsstücke und Accessoires. Wer sich die genauer ansehen möchte, hat dazu jetzt Gelegenheit in einem Pop-up Store im Schanzenviertel. Wir haben uns das auch mal angeschaut.
„NixNeues“ wäre theoretisch auch ein passender Name gewesen, aber NONOI Studio klingt eindeutig schöner und auch etwas geheimnisvoller. Dabei ist die Botschaft eindeutig: Bei diesem Modelabel gibt es keine vollständig neuen Sachen, sondern aus alten Kleidungsstücken upgecyclete Teile. Bisher online und nun bis mindestens 31. Dezember 2021 in einem Pop-up Store in der Bartelsstraße, wo im Sommer Die Eisbande, genau, Eis verkauft.
Katharina Rybakov und Sophie Koop kennen sich schon seit ihrer Schulzeit in Wunstorf bei Hannover. Nach dem Abitur studierten beide Design, zunächst an verschiedenen Orten. Ihre Masterarbeit führte sie dann in Pforzheim wieder zusammen. Zur Thesis gehörte die Erstellung eines Businessplans für eine nachhaltige Geschäftsidee. Der sollte keine Theorie bleiben, denn die Freundinnen hatten Lust auf ein eigenes, kreatives Unternehmen, am besten in der Modebranche.
Erstes Produkt von NONOI Studio waren Corona-Masken
Richtig losgehen sollte es es im Jahr 2020, ursprünglich mit Kleidungsstücken für die obere Körperhälfte. Zu der gehören bekanntlich auch Mund und Nase. Als im Zuge der Corona-Krise das Tragen einer Maske zur Pflicht wurde, stiegen Katharina und Sophie zunächst in das Mund-Nasenschutz-Geschäft ein. Es folgten Haar- und Stirnbänder und Mützen, alles individuell in Handarbeit gefertigt. Inzwischen gibt es rund 15 verschiedene Produkte, darunter auch T-Shirts, Blusen und Pullover.
Da das Ausgangsmaterial immer von ausrangierter Bekleidung stammt, ist fast jedes Stück ein Unikat oder nur in sehr kleiner Auflage verfügbar. Die Schnitte wiederholen sich natürlich und aus einem großen Pullover lassen sich auch mehr als eine Mütze schneidern. Materialkosten entfallen zwar, dafür steckt viel Arbeitszeit in den Teilen. Für eine Bluse sind das schnell mal sechs Stunden. Das erklärt auch die etwas höheren Preise, die NONOI Studios verlangt.
Ein weiterer Grund dafür sind kleinen Mengen, denn die Gründerinnen schneidern fast alles selbst, unterstützt von nur einer weiteren Näherin. Beide haben zwar Design studiert, allerdings nicht mit dem Schwerpunkt Mode, das haben sie sich in Eigenregie beigebracht. Und NONOI Studios ist für beide auch noch kein Vollzeitjob; Katharina arbeitet außerdem für das Immobilien-Startup moovin, Sophie für eine Agentur.
Crowdfunding machte den Pop-up Store möglich
Der Vertrieb von NONOI Studios startete über den Online-Marktplatz Etsy, seit September 2020 gibt es den eigenen Webshop. Zudem sind die Sachen im Internet im Avocadostore, bei entire stories und Habitus erhältlich. Und jetzt eben auch im Pop-up Store. Möglich gemacht hat das eine Crowdfunding-Kampagne, die erst am 15. August angelaufen war und gut 6.500 Euro einbrachte. Ein Glücksgriff ist die Location in der Eisdiele, denn Sophie und Katharina leben und arbeiten ganz in der Nähe.
Ob der Laden eine vorübergehende Erscheinung bleibt oder an anderer Stelle zur dauerhaften Einrichtung wird, hängt natürlich zum einen vom Publikumszuspruch ab. Zudem stellt sich die Frage, wie skalierbar das Geschäftsmodell ist. Upcycling liegt zumindest im Trend, sich mehr mit seinem Konsumverhalten gerade bei der Bekleidung auseinanderzusetzen. NONOI Studio arbeitet daran, seinen Materialnachschub über Sammelstellen zu organisieren. Synthetische Stoffe sind dabei tabu, individuelle Spenden aber nach wie vor willkommen. Der Pullover darf dabei ruhig Löcher haben, als Grundlage für Wollmützen taugt er allemal noch.