VisioPlan macht aus Grundrissen Virtual Reality-Erlebnisse
Oft ist es schon eine Herausforderung, Stadtpläne und Straßenkarten mit der dreidimensionalen Realität in Verbindung zu bringen. Erst recht gilt das für Grundrisszeichnungen von Gebäuden. Deshalb erstellt das Startup VisioPlan aus ihnen digitale 3D-Modelle, die sich per VR-Brille begehen und erleben lassen.
Die Geschichte von VisioPlan beginnt an der Bauhaus-Universität in Weimar mit einem Projekt zur Erstellung von virtuellen Häusern. Damals dabei waren Kevin Fechner, Albert Lößner und Mathias Worm, die Management mit dem Fokus auf Bau und Immobilien beziehungsweise Bauingenieurswesen studierten. Auch nach dem Studium blieben sie in engem Kontakt, Kevin und Albert arbeiteten beispielsweise für das BIM-Labor der hochschule 21 in Buxtehude. BIM ist die Abkürzung für Building Information Modeling, eine Arbeitsmethode für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software.

VisioPlan bekommt viel Unterstützung von Hamburger Startup-Institutionen
Was sie bei ihrer Arbeit immer wieder feststellten: In der Immobilienbranche wird der Einsatz von Virtual Reality (VR) zwar grundsätzlich begrüßt, der Umgang damit aber oft als zu aufwendig beurteilt. Und auch die optische Qualität lässt häufig zu wünschen übrig. Daraus entstand die Idee, eine eigene Software zu entwickeln und diese über ein Startup zu vermarkten. Mathias, der zu der Zeit an der TU Hamburg tätig war, kam wieder hinzu, und als vierter vervollständigte Maximilian Schmidt das Gründungsteam. Den Softwareentwickler kannte Kevin noch aus seiner Jugend in Flensburg, wo Maximilian auch heute noch seinen Lebensmittelpunkt hat.
Ihr 2024 gegründetes Startup VisioPlan hat seinen Sitz jedoch in Hamburg, wofür es sowohl private als professionelle Gründe gab. Bewährt hat sich das beispielsweise bei der finanziellen Ausstattung. So erhielt VisioPlan vom Startup Port Unterstützung bei der Beantragung des EXIST-Gründungsstipendiums und der nachfolgenden Förderphase II. Diese zweite Phase ist am 1. August gestartet und sorgt für ein monetäres Polster für die nächsten zwölf Monate in Höhe von 240.000 Euro. Bereits im Herbst 2024 erhielt das Startup eine Förderung durch das InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH. Und einen Platz im Winter Batch des vom AI.STARTUP.HUB veranstalteten AI Accelerators hatte es sich auch noch sichern können.

Neben VR spielt also auch KI – künstliche Intelligenz – eine wichtige Rolle bei der Software von VisioPlan, die dazu dient, aus dem Grundriss eines Gebäudes ein VR-Modell zu erstellen. Diese Arbeit übernimmt vollständig das Team von VisioPlan. Die grundlegenden Schritte sind dabei automatisiert, aber viele Details werden auch noch quasi in Handarbeit angefertigt. Das betrifft beispielsweise die Möblierung. Die KI wird daher eingesetzt, um die Automatisierung der Prozesse voranzutreiben und sie noch schneller und flexibler werden zu lassen.
Geeignet für Fertighäuser wie für Großprojekte
Als eine erste Zielgruppe hat VisioPlan die Anbieter von Fertighäusern identifiziert. Die schicken ihre Kunden heute zuweilen in Musterhausparks, die eine halbe Tagesreise entfern sein können und zudem ein hoher Kostenfaktor für die Unternehmen sind. Sehr viel bequemer und günstiger ist da eine Hausbegehung mit der VR-Brille, die sogar zuhause beim Kunden stattfinden kann. Der bekommt die Brille zugeschickt und Zugang zu einer Web-App, über die das VR-Programm abläuft.

Positive Erfahrungen hat VisioPlan auch mit öffentlichen Auftraggebern gemacht, zuerst bei der Planung einer Sporthalle im Landkreis Stade. Gerade ist man in ein Projekt zum Bau einer Schule involviert. Lehrkräfte können eine Begehung ihres zukünftigen Arbeitsplatzes machen und eventuell Verbesserungen vorschlagen. Denn nicht alles, was auf dem Papier des Grundrisses gut aussieht, muss sich in der (virtuellen) Realität als sinnvoll erweisen. So sind Korrekturen noch in einer frühen Phase der Planung möglich. Als vorteilhaft erweist sich das auch bei öffentlichen Ausschreibungen, bei denen sich das Vergabegremium einen lebensechten optischen Eindruck von dem Entwurf machen kann. Mit solchen Großprojekten macht VisioPlan momentan den Löwenanteil seiner Umsätze.
Die Vision ist allerdings, dass irgendwann kein Hausbau ohne vorherige VR-Begehung stattfindet. Und dass sich VisioPlan zu einer ganzheitlichen Plattform für die Immobilienbranche entwickelt. Ein weiteres Geschäftsmodell könnte beispielsweise die Integration von real existierenden Möbeln oder Bodenbelägen sein, die sich gleich über die App bestellen ließen. Ideen für ein beschleunigtes Wachstum gibt es also genug. Um dieses möglich zu machen, peilen die Gründer, die bisher noch alle Unternehmensanteile besitzen, für 2026 die erste Finanzierungsrunde an. Nicht virtuell, sondern ganz real.
Bilder: VisioPlan