CiDO öffnet Paketboten die Tür
Alle Paketboten stehen tagtäglich vor diesen Fragen: Wie soll ich die Sendung ordnungsgemäß abliefern, wenn der Empfänger nicht da ist? Wie soll ich die Tür öffnen? Der Schlüssel liegt dabei buchstäblich in dem Paket selbst, dank einer Technologie, die das Team hinter CiDO entwickelt hat. Wie das funktioniert, erklären wir in diesem Bericht.
Wenn der Postmann zweimal klingelt…dann sind die meisten Menschen nicht zu Hause und können ihr Paket nicht annehmen. Ein großes Problem in einer Zeit, in der der Online-Handel weiterhin an Bedeutung zunimmt. In Mehrfamilienhäusern gibt es die Möglichkeit, Päckchen in speziellen Taschen oder Boxen zu verstauen, doch auch dafür muss ein Bote erst einmal ins Haus kommen, und das ist in der Regel die größte Hürde.
Die Gründer sind leidenschaftliche Bastler von Kindesbeinen an
Dieses Thema beschäftigte Dr. Julian Wulf und Felix Ueckermann, beide ehemalige Studenten der Wirtschaftsinformatik an der Uni Hamburg, im Zusammenhang Felix Bachelorarbeit, die von Julian am Institut für Logistik und Transport betreut wurde. Beide sagen von sich, sie seien mit dem Lötkolben in der Hand aufgewachsen, und Programmierkenntnisse haben sie sowieso. Beste Voraussetzungen also, um ein neues Türöffnungssystem zu entwickeln.
Bisher benötigt man einen herkömmlichen Schlüssel oder Transponder, um Zugang zu einem Haus zu bekommen. Irgenden speziell auf einen bestimmten Ort ausgerichtetes Werkzeug also. Bei CiDO, so der Name der Lösung von Julian und Felix, entfällt das. CiDO macht sich die Tatsache zunutze, das sich auf jedem Paket ein unverewechselbarer Strichcode befindet. Dieser Code dient nun als Schlüssel.
Der Strichcode als Schlüssel
Das funktioniert so: Im Eingangsbereich, in der Klingelanlage oder direkt daneben, wird ein Barcodescanner installiert. An den hält der Bote ein an diese Adresse auszulieferndes Paket. Das System überprüft unmittelbar, ob die Lieferung hier tatsächlich hingehen soll, und öffnet bei positiver Rückmeldung die Tür. Voraussetzung ist nur, dass das Zustellunternehmen Partner von CiDO ist und den Zugriff auf die Daten erlaubt.
Diese Erlaubnis zu erhalten sollte das geringste Problem sein, denn den Logistikdienstleistern entstehen dabei keinerlei Kosten, im Gegenteil. Sie sparen sogar Geld, da die Auslieferung schneller geht. Tatsächlich konnte CiDO für ein Pilotprojekt schon einige Partner gewinnen, denn sie konnten bei ihren Kontaktgesprächen nachweisen, dass die Technik tatsächlich funktioniert.
Der Test verlief zunächst heimlich
In Julians Wohnhaus haben die Gründer nämlich zu Testzwecken einen Scanner eingebaut und dann die Daten genutzt, die allgemein zugänglich sind. Jeder kennt die Mails, die man über den Lieferstatus seines Pakets erhält. In denen steht bereits ein Teil der Daten, die man für den Betrieb der CiDO-Technologie benötigt. So konnte eine erste Testreihe starten, auch wenn die Zusteller davon zunächst nichts wussten.
Als zahlende Kunden hat CiDO Hauseigentümer und Immobilienverwalter im Visier. Die würden ihren Mietern damit nicht nur ein besonderen Service bieten, sondern könnten diesen auch anderweitig nutzen. Etwa, um Handwerkern den Zugang zu einem Haus zu ermöglichen. Dafür würden diese nach Bedarf einen Code auf ihr Smartphone gespielt bekommen, oder der Code würde in Auftragsdolumente inegriert werden.
CiDO funktioniert auch als Party-App
Außerdem lässt sich die Software nutzen, um die Hausgemeinschaft zu stärken. Alle Nutzer bilden eine Community, deren Mitglieder sich gegenseitig über Vorgänge im Haus informieren können. Und wer eine Party gibt und nicht die ganze Zeit auf die Türklingel hören möchte, kann an seine Gäste einen Code verschicken, der ihnen an diesem Abend die Tür öffnet.
Die Technologie bietet also eine Reihe von Einsatzmöglichkeiten, weshalb sich Julian und Felix seit gut einem Jahr vollständig auf CiDO konzentrieren. (CiDO bedeutet übrigens „Come in and drop off“.) Seit März 2017 ist das Team EXIST-gefördert, eine Patentanmeldung für die Technologie ist auf dem Weg. Für Ende 2017 ist ein Pilotprojekt mit mehreren Teilnehmern in einer Straße geplant.
Startups als Partner willkommen
Zusätzlichen Rückenwind bekam das Startup durch den Sieg beim Betapitch vor wenigen Wochen. Danach haben sich schon einige Interessenten gemeldet, und Julian und Felix sind immer offen für neue Partnerschaften, etwa mit anderen Startups, deren Geschäftsmodell eng mit der Auslieferung von Waren verknüpft ist. Zumindest einen zusätzlichen Schlüssel zum Erfolg hat CiDO dafür jetzt gefunden.
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