Elke Jensen: STARTERiN Hamburg stärkt Gründerinnen mit Sichtbarkeit und Mut
Elke Jensen, 75, ist Produktdesignerin und Gründerin von CityCaddy, einem stilvollen Mobilitätshelfer für ältere Menschen. Mit 70 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und gewann 2023 bei der STARTERiN Hamburg in der Kategorie Commerce. Ihre Botschaft für die Bewerbungsphase 2025: Gründen kennt kein Alter – traut euch!
Bitte stelle dich und dein Startup kurz vor!
Ich bin Elke Jensen, Produktdesignerin mit dem Schwerpunkt Möbel. Mein Studium habe ich an der Muthesius Hochschule in Kiel absolviert und war viele Jahre als Professorin an einer privaten Hochschule in Hamburg tätig. Mit 70 Jahren habe ich mein eigenes Startup gegründet und heute bin ich 75. Mein Unternehmen heißt CityCaddy – dieser Name ist sowohl Produkt- als auch Firmenname, den ich frühzeitig habe schützen lassen. Als Designerin war es mir wichtig, ein funktionales und gleichzeitig stilvolles Produkt zu schaffen, das den Alltag älterer Menschen erleichtert, ohne nach „Hilfsmittel“ auszusehen.
Du hast an der STARTERiN Hamburg 2023 mit Erfolg teilgenommen. Wie bist du damals auf den Wettbewerb aufmerksam geworden?

Ich glaube, ich bin über Social-Media darauf gestoßen. Meine Pressemitarbeiterin, die mich seit Beginn unterstützt, wurde bei ihren Recherchen auf den Wettbewerb aufmerksam. Sie hat mich ermutigt, mich zu bewerben nach dem Motto: „Warum nicht mal sein Glück versuchen!“
Ein wichtiger Teil des Wettbewerbs ist die Voting-Phase. Wie hast du deine Kampagne gestaltet?
Das war sehr vielseitig. Durch meine langjährige Tätigkeit als Galeristin in Hamburg war ich bereits in vielen Netzwerken aktiv und hatte gute persönliche Kontakte. Ich habe viel telefoniert, Freunde mobilisiert und auch ehemalige Studierende angesprochen. So konnte ich ganz unterschiedliche Altersgruppen erreichen und ein breites Unterstützer-Netzwerk aktivieren. Der persönliche Kontakt war für mich der effektivste Weg
Warum sollten sich Gründerinnen bei der STARTERiN Hamburg 2025 bewerben?

Weil es unglaublich wichtig ist, sich gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen. Bei STARTERiN Hamburg entsteht genau dafür ein Raum – für offenen, wertschätzenden Austausch unter Gründerinnen. 2023 war auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank als Schirmherrin involviert, das zeigt, dass Gründerinnen hier auch politische Sichtbarkeit erhalten. Außerdem ist der Wettbewerb eine tolle Möglichkeit, sich und das eigene Unternehmen im Rahmen eines Pitches zu präsentieren – das kann potenzielle Investoren oder Partnerinnen und Partner auf einen aufmerksam machen.
Wie hat CityCaddy von der Teilnahme an der STARTERiN Hamburg profitiert?
Für uns war die Teilnahme an der STARTERiN Hamburg 2023 ein großartiges Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Pressearbeit hat stark von der Sichtbarkeit profitiert und wir nutzen das auch heute noch aktiv. Preise und Auszeichnungen tragen einfach zur Glaubwürdigkeit und zum Image des Unternehmens bei.
Welche Ziele hast du für 2025 mit CityCaddy?

In den letzten Monaten habe ich gelernt, dass sich Pläne in der heutigen Zeit schnell verschieben können – die Welt ist unberechenbar geworden. Selbst ein kleines Unternehmen wie meines spürt die Auswirkungen deutlich, insbesondere in Form steigender Kosten. Dennoch bleibt unser Ziel klar: Wir wollen die Produktionsmenge erhöhen, die Verkaufszahlen steigern und endlich den Sprung in die Gewinnzone schaffen. Ein zentrales Etappenziel ist dabei die CE Zertifizierung, eine Grundvoraussetzung, um unser Produkt europaweit vertreiben zu können. In diesem Zusammenhang haben wir bereits internationale Kontakte geknüpft, etwa nach Frankreich und Dänemark. Im Laufe der Zeit wurde mir auch bewusst: CityCaddy ist nicht einfach nur ein neues Produkt, es steht für eine völlig neue Produktkategorie. Diese Einordnung bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch großes Potenzial.
Was war die zusätzliche Herausforderung?
CityCaddy ist kein klassisches Gesundheitsprodukt, sondern ein Lifestyle-Produkt. Ich habe bereits eine umfangreiche, bebilderte Gebrauchsanleitung erstellt. Doch bei der CE-Zertifizierung stoßen wir immer wieder auf Hürden. Viele behaupten, es sei ganz einfach, aber in der Praxis ist es das nicht. Ich habe unzählige Recherchen angestellt, Gespräche geführt – und dennoch scheint niemand genau zu wissen, wie man diesen Prozess korrekt durchführt. Nach unserer Teilnahme an der RehaCare-Messe 2024 haben wir großes internationales Interesse erhalten – aber ohne CE-Zertifizierung können wir nicht im Ausland verkaufen. Hier braucht es dringend Unterstützung von Politik und Zertifizierungsstellen. Es gibt zwar zahllose digitale Tools, aber kaum praxisnahe Hilfe für Startups in diesem Bereich. Das ist wirklich frustrierend.
Was würdest du anderen Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Gebt nicht zu schnell auf. Glaubt an eure Idee und an euch selbst. Hört anderen zu, aber lasst euch nicht verunsichern. Gründerinnen sind oft zu kritisch mit sich selbst und besonders vorsichtig beim Thema Finanzierung, während Männer sich an Millionenprojekte heranwagen. Natürlich sollte man sich nicht überfordern, aber man sollte auch nicht zögern, loszulegen. Man braucht Mut, ein gutes Nervenkostüm und manchmal einfach einen langen Atem.

Bildmaterial: CityCaddy, Mathias Jäger / Hamburg Startups