12HRS.US trifft voll auf die 12
Konferenz, Party, Demo und Netzwerkveranstaltung für die digitalisierte Gesellschaft – all das wollte 12HRS.US sein und hat ordentlich geliefert. Das Team von 12min.me hatte sich so selbst für seine unermüdliche Arbeit belohnt und allen Grund zu feiern.
Champagner für alle! Wer eine solche Forderung auch nur im Scherz ausspricht, wird normalerweise höchstens ein müdes Lächeln ernten. Nicht so bei 12HRS.US. Hier hatten die Organisatoren nicht weniger als 120 Flaschen echten Champagner besorgt und der wurde buchstäblich unters Volk gebracht. Wer am Freitagnachmittag zufällig am Adoplphsplatz in der Hamburger Innenstadt vorbeikam und sich fragte, was da eigentlich los sei, bekam mit etwas Glück einen Pappbecher mit dem französischen Edelschaumwein in die Hand gedrückt.
Die friedlichste Demo aller Zeiten
Begonnen hatte das zweitägige Spektakel mit einer offiziell angemeldeten Demonstration für eine bessere Digitalisierungspolitik. Wahrscheinlich hat noch nie eine Demo der Polizei so wenig Stress bereitet, pflichtschuldig war sie mit nur einem Einsatzwagen präsent. Wirklich demonstriert wurde ja auch nicht, vielmehr ging es darum, einen Teil des Programms im Freien durchführen zu können. Beispielsweise die Eröffnungsrede von Kultursenator Carsten Brosda, der die Bedeutung des „us“ für eine erfolgreiche europäische Digitalisierung im Wettstreit mit den USA und China betonte und auf die Heiligkeit der Zahl 12 hinwies.
Die 12 in allen Variationen als roter Faden
Ein bisschen heilig schien die 12 den Veranstaltern von 12HRS.US tatsächlich zu sein, die sie tauchte immer wieder auf. Seinen Ursprung hat diese Zahlenmagie bekanntlich in dem vor fünfeinhalb Jahren in Hamburg gestarteten und inzwischen weltweit populären Meetup-Format 12min.me. Dessen Grundprinzip übernahm jetzt die erste darauf aufbauende Konferenz. Den Löwenanteil des zwölfstündigen Programms bildeten zwölfminütige Vorträge mit anschließend sechs Minuten Zeit für das Publikum Fragen zu stellen. Außerdem gab es diverse Panels mit jeweils vier Teilnehmern, die zusammen konsequenterweise 48 Minuten Zeit bekamen.
Gesucht und gefunden: die beste Gründerin und der beste Gründer
Der SQUARE HSBA Innovation Hub war Schauplatz des auf sechs Stockwerke verteilten Geschehens. Sechs Kilo wog der 12HRS.US Award für die beste Gründerin und den besten Gründer. Die erhielten zu der quadratischen Trophäe mit zwölf Zentimeter Kantenlänge ein Preisgeld in Höhe von 1.200 Euro. Mehr als 120 Nominierungen pro Kategorie waren eingegangen, gewonnen haben schließlich Hanna Asmussen von Localyze aus Hamburg und Fabian Eckert von reCup aus München. Petrus grüßte die beiden mit einem kurzen Schauer, ansonsten blieb das Wetter an beiden Tagen stabil genug, um die Außenveranstaltungen problemlos über die Bühne zu bringen.
Kompliment an die roten Schlümpfe
Die äußeren Bedingungen stimmten also, Zahlenfetischisten kamen definitiv auf ihre Kosten für und für feine Gratisgetränke war durchgehend gesorgt, auch auf der Party im NOHO am Donnerstagabend. So weit, so gut, aber wie sah das inhaltliche Programm zur digitalen Transformation aus? Bei über 72 Speakerinnen und Speakern war zumindest für alle was geboten. Erwies sich mal ein Vortrag als nicht so spannend wie erhofft, war er wenigstens schnell wieder vorbei, und außerdem gab es jederzeit genug Alternativen. Wer sich zum Beispiel über künstliche Intelligenz informieren wollte, wurde themenübergreifend bei vielen Beiträgen fündig. Und wen das alles nicht interessierte, der konnte zumindest ordentlich Netzwerken. Insgesamt 700 Teilnehmern waren an beiden Tagen dabei.
Kompliment also an das von Oliver Rössling angeführte Orgateam von 12HRS.US, wegen der roten T-Shirts auch scherzhaft „rote Schlümpfe“ genannt. Es ist gelungen, das beliebte Meetupformat auf eine große Veranstaltung zu übertragen. Besonders bemerkenswert nicht zuletzt deshalb, weil hinter dem Event kein kommerzielles Interesse steckt, sondern es alle Beteiligten als „eskaliertes Hobby“ betreiben. Wie man die Truppe kennt, wird sie sich nicht lange auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern versuchen, es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Noch mehr internationale Teilnehmer wären ein Ansatz. Konferenzsprache war schon jetzt Englisch und vielleicht findet die kommende Ausgabe gar nicht in Hamburg statt, sondern irgendwo sonst in der Welt von 12min.me. Eines zumindest ist sicher: Es wird wieder voll auf die 12 gehen.