Food Innovation Camp übertrifft alle Erwartungen
Mit einem Satz wie „Die Veranstaltung hat alle Erwartungen übertroffen“ sollte man sparsam umgehen. Was das von Hamburg Startups in Kooperation mit dem Gastgewerbe-Magazin durchgeführte Food Innovation Camp angeht, ist diese Aussage allerdings absolut angebracht. Wir sind immer noch ganz überwältigt, wagen uns aber schon mal an einen ersten Rückblick.
September 2016. Die Sonderedition „Food“ des Hamburg Startups Mixer ist gerade über die Bühne gegangen. Die mehr als 20 Aussteller sind sich einig: Das Event mit Messecharakter im Mindspace war eine tolle Sache, das sollte unbedingt wiederholt werden, ruhig auch etwas größer. Das Team von Hamburg Startups, allen voran Mitgründerin Sina Gritzuhn, nimmt den Wunsch gerne auf und entwickelt das Konzept zum Food Innovation Camp.
17. Juli 2017. „Etwas größer“ ist es dann doch nicht geworden. Sondern einfach gigantisch. Schon der Ort des Geschehens, die Handelskammer Hamburg, begeisterte die Besucher. Ebenso die Vielfalt der Aussteller, die an 78 Ständen ihre Produkte und Geschäftsideen vorstellten. Rund 1.000 Besucher hatten sich angemeldet, nein, 1.100, oder, halt, am Ende waren es sogar um die 1.200; die letzten Ticketbestellungen trudelten erst am späten Nachmittag ein.
Wie Food-Startups zu Lovebrands werden
Wer erst zu diesem Zeitpunkt das Food Innovation Camp besuchte, hatte viele Höhepunkte bereits verpasst. Nach ein paar vorbildlich kurzen Begrüßungsworten hatte Chalwa Heigl mit ihrem Vortrag über Lovebrands das Programm eröffnet. „Lovebrands“, dieser Begriff fiel im Laufe des Tages noch häufiger. Er bezeichnet Marken, die nicht nur durch ihre Produkte zum Erfolg wurden, sondern auch durch die Geschichten, die sie erzählen.
Gerade auf dem besonders hart umkämpften Markt für Nahrungsmittel ist es überlebenswichtig, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Sympathie zu wecken. Chalwa ist das mit ihrem Gugl zweifellos gelungen. Eigentlich nur die Miniaturausgabe eines Guglhupfs und nicht ganz billig, wurde der Gugl zum Lifestyle-Produkt, und das längst nicht nur wegen seiner vielen Geschmacksrichtungen. Vielmehr sorgte konsequentes Marketing für ständige Medienpräsenz und steigende Nachfrage.
Kontakte knüpfen leicht gemacht beim Food Innovation Camp
Die Frage, wie ein kleines Startup in der großen Welt des Lebensmittelhandels bestehen kann, zog sich als roter Faden durch viele Gesprächsrunden und Workshops – manche waren so gut besucht, dass ein Einlassstopp ausgesprochen werden musste. Gute Einstiegsmöglichkeiten für junge Food-Unternehmen bieten auch Gastronomie und Hotellerie. Vertreterinnen und Vertreter aus diesen und allen anderen relevanten Branchen waren bei Food Innovation Camp reichlich vorhanden – aber wie finden?
Kein Problem, denn zu diesem Zweck hatte Hamburg Startups insgesamt gut 500 Matchmakings und Speed Datings arrangiert. Hier konnten Startups potenzielle Kapitalgeber und Geschäftspartner kennenlernen und sich wertvolle Tipps von Experten abholen. Denn das war ein wesentliches Anliegen des Food Innovation Camps: nicht nur Messe sein, sondern Begegnungsstätte für alle, die in der Food-Szene groß sind oder groß werden wollen. Wie gut das funktioniert hat, zeigt das Beispiel Konkrua aus Stuttgart. Für seine mit authentischen Zutaten bestückten, wunderschön designten Thai-Kockboxen fand das junge Unternehmen spontan einen Investoren. Herzlichen Glückwunsch!
Die Stargäste: Holger Stanislawski und Ralf Dümmel
Weitere Erfolgsmeldungen sind für die nähere Zukunft durchaus zu erwarten, denn viele Aussteller berichteten von wertvollen Kontakten und intensiven Gesprächen, auch mit den wohl prominentesten Besuchern des Camps: Holger Stanislawski und Ralf Dümmel. Holger Stanislawski ist gelernter Masseur, wurde als Fußballspieler und -trainer unter anderem beim FC St. Pauli zum Idol und ist heute einer der Inhaber des REWE-Markts in Winterhude. Der zeichnet sich durch enorme Angebotsvielfalt aus, mit vielen Food-Startups im Sortiment.
Inzwischen fast ebenso fernsehbekannt wie „Stani“ ist Ralf Dümmel. Seit er in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ als Investor auftritt, gilt der Vertriebsprofi auch als Startup-Experte. 23 Deals hat er in der ersten Staffel abgeschlossen, bei 18 kam es letztlich zum Vertragsabschluss. Zehn der von Dümmels Firma DS Produkte betreuten Startups seien richtig erfolgreich, vier könnten sich hoffentlich noch entwickeln und weitere vier würden wohl leider scheitern, berichtete er.
Malzit und Foodist: Karriereschub durch „Die Höhle der Löwen“
Definitiv eine Erfolgsgeschichte ist die von Malzit. Wie herzlich das Verhältnis von Ralf Dümmel zu Gründerin Steffi Tomljanovic ist, wurde beim Food Innovation Camp deutlich. Dabei ist die Erfinderin des Brotaufstrichs aus Gerstenmalz nicht nur eine bodenständige Sympathieträgerin, sondern ebenso eine clevere Geschäftsfrau, die sich so intensiv mit internationalem Patentrecht beschäftigt hat wie sonst niemand aus dem Kandidatenkreis der Show.
Während Steffi als Teilnehmerin der dritten Staffel einigermaßen abschätzen konnte, was sie bei den Löwen erwartete, war die Sendung für Alexander Djordjevic absolutes Neuland. Er war mit seinem Startup Foodist in Staffel eins dabei und auf den Ansturm auf die Delikatessen-Boxen im Internet nicht vorbereitet. Für Foodist war der Fernsehauftritt auf jeden Fall ein Meilenstein auf einem bemerkenswerten Erfolgsweg, den wir hier nachgezeichnet haben.
Höhepunkt des Abends: die Hamburg Startups FOOD AWARDS
Das Food Innovation Camp bot noch viele weitere Geschichten und Themen, auf die wir in den nächsten Tagen sicherlich auch noch zurückkommen. Jetzt aber erstmal zum Abschluss und Höhepunkt des Events: der Verleihung der Hamburg Startups FOOD AWARDS 2017! Den gab es gleich in drei Kategorien. Der Gewinner in der Sparte „Beste Innovation“ durfte sich über ein üppiges Mentoring- und Matchmakingprogramm freuen, sowie über die Teilnahme an den wichtigen Fachkonferenzen NEXT GENERATION FOOD und NGIN Food Conference.
Den Preis überreichte Fabio Ziemßen, Head of Food Innovation and FoodTech bei der METRO Group, an Flowtify. Das Kölner Startup hatte eine zwanzigköpfige Fachjury mit seiner Tabletlösung für papierlose HACCP-Dokumentation überzeugt. Es würde an dieser Stelle zu weit führen im Detail zu erklären, was sich hinter dem Kürzel HACCP verbirgt. Kurz gesagt, es geht um die Umsetzung von Hygienevorschriften in der Gastronomie, und da hat Flowtify schon in der Praxis bewiesen, wie gut seine Software funktioniert.
Der Award für den besten Newcomer, überreicht von Foodist-CFO Jan Kaeten, ging an Smuus. Das ist ein Brotaufstrich, ähnlich wie Marmelade, nur mit Obst und Gemüse, in sechs Sorten. Und auch nicht nur Brotaufstrich, sondern außerdem Basis für Drinks und Saucen, Zutat für Müslis und Joghurts und noch so einiges mehr. Diese Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten gab den Ausschlag und sicherte Smuus ein Mediabudget von 100.000 Euro bei Foodist.
Lycka für das beste Produkt ausgezeichnet
Den Hauptpreis für das beste Produkt sicherte sich Lycka. Das Hamburger Startup verkauft Frozen Yoghurt, veganes Eis und seit Kurzem auch Mini Power-Riegel. Die Qualität der Produkte, das schöne Verpackungsdesign und das soziale Engagement (ein Teil der Einnahmen verhilft Schulkindern in Afrika zu einem Mittagessen) wurden reichlich belohnt. Susan Molzow, Geschäftsführerin der Hamburger Morgenpost, sicherte ein Mediabudget von 50.000 Euro in der MOPO zu, Nicolas Wöhlke, Chefeinkäufer bei Budnikowsky, sorgt dafür, dass ab heute Lycka in allen Hamburger BUDNI-Filialen erhältlich ist.
Einen haben wir noch: Der Sonderpreis „Gastropraxis digital“ ging an das Dienstplanungstool von gastromatic aus Darmstadt. Verbunden ist die Auszeichnung mit einem Mediabudget im Wert von 10.000 Euro im Gastgewerbe-Magazin, dessen Redakteur Andreas Türk den Preis überreichte.
Die Fortsetzung wird schon herbeigesehnt
Und das war es dann, das erste Food Innovation Camp in Hamburg! Noch größer, besser und erfolgreicher als von uns erhofft und erwartet. Schon während der Veranstaltung wurden Stimmen laut, die sich wünschten, ein solche Event könne ruhig mehrmals im Jahr stattfinden. Dazu wird es sicherlich nicht kommen, aber mal sehen, ob und wie wir bei der nächsten Ausgabe noch einen draufsetzen können…
Vielen herzlichen Dank!
Für heute möchten wir uns erst einmal herzlich bedanken! Bei unseren Partnern, die uns bei der Organisation und Durchführung des Food Innovation Camps unterstützt haben. Wer die im Einzelnen sind, zeigt die Grafik ganz unten.
Ein ganz besonderer Dank gilt dem Handelskammerteam um Doreen Hotze. Die Leiterin des Gründungszentrums der Handelskammer hat es möglich gemacht, dass das Food Innovation Camp an diesem wunderschönen und traditionsreichen Ort stattfinden konnte.
Dank auch an die Aussteller, die an das Konzept glaubten, und die zahlreichen Besucher, die hoffentlich viele neue Inspirationen und Erkenntnisse mit nach Hause nehmen konnten. An Sarah Pust für ihre charmante und kompetente Moderation. An alle, die die Workshops, Talks und Gesprächsrunden so informativ und unterhaltsam gemacht haben. Und ganz herzlich an die vielen Helferinnen und Helfer, die vor während und nach dem Event alles am Laufen gehalten haben.
Die Krone aber gebührt den beiden Gründerinnen von Hamburg Startups, Sina Gritzuhn und Sanja Stankovic. Vor allem Sina hat sich in den letzten drei Monaten gefühlt rund um die Uhr darum gekümmert, dass das Food Innovation Camp zu einem Erfolg wird. Und was für ein Erfolg: Hamburg hat ab sofort ein neues Leuchtturm-Event, das weit über die Grenzen der Hansestadt ausstrahlen kann.
Alle Fotos: Stefan Groenveld
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