Penseo – betriebliche Altersvorsorge für die Digitalwelt
Wenn eines sicher ist, dann das: Die gesetzliche Rente allein wird bei den meisten Angestellten nicht reichen, wenn sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Die betriebliche Altersversorgung stellt eine sinnvolle Ergänzung dar, wird aber von vielen trotzdem noch nicht genutzt. Mit Penseo hat es sich ein Hamburger Startup zur Aufgabe gemacht, das zu ändern und dieses Vorsorgemodell fit zu machen für das Digitalzeitalter.
Die Softwarefirma Fortytools entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen aller Art, von kleinen Startups bis zu großen Namen wie dem Medienhaus Gruner + Jahr. Außerdem arbeitet Fortytools an Ideen, deren Umsetzung idealerweise zu eigenen Startups führen soll. Hier kommt Morten Hartmann ins Spiel, der bei der Flohmarkt-App Stuffle schon einige Erfahrungen in der Szene sammeln konnte. Im September 2016 nahm Morten Kontakt mit der Softwareschmiede auf und schaute sich deren Projekte einmal genauer an.
Am meisten beeindruckte ihn ein Konzept, das sich mit betrieblicher Altersvorsorge (bAV) beschäftigte, ein Thema, auf das er schon zu Stuffle-Zeiten häufiger angesprochen worden war. Auch Lennart Wulff, dessen Familie in der Versicherungsbranche zu Hause ist, erkannte das Potenzial und stieg mit ein. So entstand Ende 2016 in Zusammenarbeit mit Sebastian Gauck, Timo Kranz und Axel Tetzlaff von Fortytools, das Startupp Penseo, mit dem Anspruch, die betriebliche Altersvorsorge insgesamt neu zu denken.
Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf bAV
Die funktioniert im Prinzip so: Der Arbeitnehmer wandelt einen Teil seines Bruttolohns in einen Beitrag für eine Rentenversicherung um. Dadurch verringert sich logischerweise zwar der Nettolohn, dafür spart er Steuern und Sozialabgaben, was allerdings ein leicht negativen Einfluss auf die spätere Höhe der gesetzlichen Rente hat. Für den Arbeitnehmer sinken in jeden Fall die Lohnnebenkosten. Unterm Strich lohnt sich die bAV in den meisten Fällen für alle Beteiligten, seit 2002 hat sogar jeder Arbeitnehmer rechtlichen Anspruch darauf. Trotzdem schrecken viele vor einem Abschluss zurück.
Hauptsächlich deshalb, weil alles für alle Beteiligten viel zu kompliziert scheint. Penseo will da in mehrfacher Hinsicht für Vereinfachung und Transparenz sorgen. Am Anfang steht immer eine Versorgungsverordnung, die die grundsätzlichen Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern bezüglich der bAV definiert. Ist das geklärt, nimmt Penseo den Unternehmen eine Menge Verwaltungsarbeit ab. Und geht bei der Beratung der Versicherungsnehmer ganz neue Wege.
Bisher ist es üblich, dass ein Berater ein Unternehmen persönlich aufsucht, um über die betriebliche Altersvorsorge zu informieren. Das kostet Zeit, und hinterher sind trotzdem garantiert noch Fragen offen. Bei Penseo erfolgt die Beratung digital, per Chatbot. Vorteil eins: Die Arbeitnehmer können jederzeit und so oft Fragen stellen, bis alle Unklarheiten beseitigt sind und das beste Versicherungsmodell gefunden ist. Vorteil zwei: Chatbots bekommen, im Gegensatz zu menschlichen Beratern, keine Provision. Durch den Verzicht auf Provisionszahlungen fließt mehr Geld direkt in die Versicherungskasse, was sich über die Jahre mit Zins und Zinseszins deutlich positiv auswirkt.
Nettopolicen kommen ohne Provisionszahlungen aus
Nettopolicen nennen sich solche Vertragsvarianten, die allerdings nicht alle Versicherungsunternehmen anbieten. Deshalb arbeitet Penseo zurzeit nur mit R & V und neue leben zusammen, obwohl es theoretisch die Produkte vieler weiterer Anbieter verwalten könnte. Penseo selbst erhebt einen Teil des Überschusses, den die Arbeitgeber durch die verminderten Lohnnebenkosten bekommen, als Gebühr, sodass am Ende niemand draufzahlen muss.
Für dieses bAV-Modell haben sich in der Pilotphase inzwischen insgesamt 15 Unternehmen entschieden, mit einer Mitarbeiterzahl von 8 bis 150. Die meisten von ihnen stammen aus der Digitalwirtschaft, einer Branche, in der der Nachholbedarf besonders groß ist und die Penseo daher gezielt angesprochen hat.
figo ist der erste Kunde von Penseo
Als allererster Kunde geht am 16. August figo mit dem neuen bAV-Programm live. Die Beziehung zu diesem Fintech-Startup ist naturgemäß besonders eng, da figo-CEO André M. Bajorat einer beiden Investoren bei Penseo ist. Der andere ist Andreas Lenz, Geschäftsführer des t3n-Magazins der über die bootbird Ventures GmbH involviert ist. Gemeinsam haben sie 100.000 Euro und jede Menge Know-how in das Startup eingebracht.
Momentan ist Morten auf der Suche nach weiteren Finanzquellen, denn das junge Insuretech-Unternehmen hat in der Zukunft noch einiges vor. Noch sind fünf Vollzeitkräfte bei der Arbeit, wobei das Team von Fortytools als Verstärkung schon bereit steht. Mit vereinten Kräften soll dann ein eigenes Produkt für die betriebliche Altersversorgung auf den Markt gebracht werden. Natürlich mit der Unterstützung eines etablierten Versicherungsunternehmens, denn ganz ohne fremde Hilfe kann aus vielen Gründen auch ein finanziell gut ausgestattetes Startup ein solches Vorhaben nicht stemmen.
Es wird Chatbots mit verschiedenen Charakteren geben
Und selbstverständlich steht die Neugewinnung von Kunden immer ganz oben auf der To-Do-Liste. Für die Kundenberatung ist im Team bisher nur Chatbot Clarissa zuständig. Bald wird sie neue Kollegen bekommen, den eher konservativen Walter etwa, oder Fabian, der die Sprache der Generation Y spricht. Denn gerade für junge Leute, die beispielsweise bei einem Startup arbeiten und in ihrem Leben mit ziemlicher Sicherheit noch häufiger den Arbeitgeber wechseln werden, lohnt sich eine bAV, denn ein entsprechender Vertrag wechselt immer mit.
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