Niederländischer Accelerator PortXL ließ Starups auf einer Fregatte pitchen
Startup-Pitches können im Prinzip an den ungewöhnlichsten Orten stattfinden, warum also nicht an Bord einer Fregatte der niederländischen Marine? Am 4. September war die HNLMS Van Amstel, die gerade im Hamburger Hafen liegt, Schauplatz einer Präsentation von Startups aus dem internationalen Accelerator PortXL, der sich ganz der Schifffahrtsbranche verschrieben hat. Mit dabei waren auch drei Vertreter aus Hamburg.
Wer von seinen Eltern den Vornamen „Mare“ erhält, hat quasi von Geburt an eine enge Beziehung zum Meer. Der Niederländer Mare Staetmans hat diese konsequenterweise zum Beruf gemacht. Er ist Managing Director von PortXL, dem ersten und einzigen „World Port Accelerator“, so zumindest die Selbstbeschreibung. Themenschwerpunkte sind Energie, Transport und Logistik, Chemie und Treibstoffverarbeitung sowie alles, was sonst noch mit der Schifffahrt zu tun hat.
PortXL scoutet bis zu 1.000 Startups
Hauptsitz des Accelerators ist Rotterdam, weitere Standorte sind Antwerpen und Singapur. Ein wichtiges Merkmal von PortXL ist also die internationale Ausrichtung, ein weiteres die enge Zusammenarbeit mit großen Unternehmen und Konzernen, die in den Auswahlprozess miteinbezogen sind. Um die 1.000 Startups spürt das Team von PortXL dafür auf. Die aktuelle Scoutingphase hat gerade begonnen, Interessenten können sich jetzt auch bewerben.
Die 20 vielversprechendsten Kandidaten kommen dann im Dezember auf den Prüfstand. Das eigentliche Programm mit letztlich zehn Startups läuft von Januar bis März, anschließend werden im Idealfall die zwischen Startups und Corporates entwickelten Kooperationen vorangetrieben. Wie vielfältig die Szene ist, konnten die rund 150 Gäste an Bord der HNLMS Van Amstel am 4. September erleben. Gleich 13 Startups stellten sich in kurzen Pitches vor, durchaus in der Hoffnung, im größtenteils aus der Schifffahrtsbranche stammenden Publikum einen passenden Kunden oder Investor zu finden.
Mit der Frage, wie sich Emissionen und Treibstoffverbrauch verringern lassen, beschäftigten sich gleich mehrere der Startups, ebenso mit den Möglichkeiten der Blockchain. Aber auch die ärztliche Versorgung auf hoher See, der Kampf gegen die Cyberkriminalität oder eine Plattform zur Messung von Wassertiefen standen auf dem Programm.
Drei Pitch-Teilnehmer aus Hamburg
Hamburg war gleich dreifach vertreten: HHX.blue ist ein noch im Aufbau befindliches Startup, das neue Wege bei der Schiffsfinanzierung gehen will. Der Inkubator Maritime Data Systems (MDS) ist schon ein paar Schritte weiter und hat bereits fünf Startups in seinem Portfolio. Und bei der Initiative Cobility zur Transportlogistik ist die CHAINSTEP GmbH federführend. Das sind erfreuliche Ansätze, doch gemessen an der Bedeutung des Hafens für Hamburg tut sich in der hiesigen Startup-Szene noch zu wenig in diesem Bereich.
Mare Staetmans sieht das Problem sogar weltweit. Angesichts der gigantischen Umsätze, die mit der Schifffahrt und anliegenden Branchen nach wie vor erzielt werden, und dem enormen Innovationsbedarf sollten viel mehr Gründerinnen und Gründer die Chance ergreifen, hier etwas zu bewegen. Hamburg könnte hier Vorreiter sein. Veranstaltungen wie der Pitch auf der Fregatte können da Zeichen setzen, allerdings hätten mehr noch Vertreter aus der Startup-Welt im Publikum der Veranstaltung gutgetan. Und noch eine kleine Manöverkritik: Beim indonesischen Buffet gab es nur Plastikteller und -besteck. Hier hätte man angesichts der dramatischen Verschmutzung der Weltmeere durch Plastik ein besseres Zeichen setzen sollen.