PlaceX setzt Barmbek auf Hamburgs Startup-Karte
PlaceX ist ein Coworking Space der etwas anderen Art, denn seine Macher sind gleichzeitig die ersten Mieter. Wir haben uns am neuen Startup-Hotspot in Barmbek mal umgeschaut.
Das Wasserturmpalais in der Fuhlsbüttler Straße ist einer der eindrucksvollsten Gebäudekomplexe in Barmbek. Bis 2005 gehörte er zum nahe gelegenen Krankenhaus, wurde dann aufwändig renoviert und beherbergt heute Mieter wie das MeridianSpa und das Gasthaus Quartier 21. Und, etwas versteckt im Souterrain, PlaceX, einen Coworking Space. Davon gibt es in Hamburg inzwischen reichlich, doch dieser ist ein wenig anders, den geschaffen wurde er von den Startups, die dort arbeiten.
Ursprünglich hatte das Webseiten-Startup w3alpha seinen Sitz an der Alster, aber Gründer Alex Kaiser wohnt in Barmbek und fühlt sich dort am wohlsten. Als er erfuhr, dass im Wasserturmpalais Büroraum zu mieten war, wollte er diese Gelegenheit nutzen. Und da reichlich Platz vorhanden war, suchte er Mitmieter und wurde schnell fündig; seine Freundin ist die Inhaberin der Modelagentur paragon, deren Webseite läuft zudem mit der Software von w3alpha, was lag also näher als eine Bürogemeinschaft?
Der Immobilienverwalter ist auch Startup-Förderer
Als dritte Partei kam dann bald die Loodse GmbH ins Spiel. Die beiden Gründer Julian Hansert und Sebastian Scheele hatten ihre Startup-Karriere im betahaus begonnen und sich dort auch gut entwickelt, stießen aber bald an Grenzen. Andere Räumlichkeiten sollten her, und die im Wasserturmpalais entsprachen ihren Vorstellungen. Alle drei Unternehmen zogen im November 2016 in die Fuhlsbüttler Straße 405, unterstützt vom zuständigen Immobilienverwalter Henning Pentzlin, der zugleich ein Business Angel und großer Förderer von Startups ist.
Bei einer reinen Bürogemeinschaft sollte es nicht bleiben. Nach wie vor war jede Menge Platz vorhanden, die Mietfläche zum Umbau freigeben. Dabei entpuppte sich Alex als Multitalent. Der Software-Experte bewies auch noch profunde handwerkliche Fähigkeiten. Anhand eines von ihn erstellten 3D-Modells plante er die Bauarbeiten bis ins Detail, verlegte unter anderem drei Kilometer Kabel und baute eine komplette Bar ein. Das Programmiererteam hat kräftig mitgeholfen und das Klischee widerlegt, dass Computernerds für praktische Arbeit nicht zu gebrauchen seien.
Die Betreiber von PlaceX sind ihre eigenen Mieter
Das Ergebnis nach rund zweieinhalb Monaten Umbau: ein feiner Coworking Space namens PlaceX, der Anfang Mai mit einer zünftigen Party eröffnet wurde. Dadurch sind w3alpha, paragon und Loodse praktisch zu ihren eigenen Mietern geworden und haben schon weitere Mieter dazugewonnen. Es dürfen aber gerne noch mehr werden, Raum in den offenen Flächen ist für 50 bis 60 Personen, die dort ab 199 Euro pro Monat unterkommen können.
Gesucht werden vor allem Freelancer und Startups, die thematisch dazu passen. Alles, was mit Software zu tun hat, wäre nicht schlecht, im Hinterkopf haben die PlaceX-Macher da zukünftige unternehmerische Partnerschaften und die Gewinnung neuer Mitarbeiter. Wer sich jetzt fragt, ob er oder sie da in Frage kommt, will natürlich zuerst wissen, was die Urmieter eigentlich so machen. Bei paragon, einer Modelagentur, ist das schnell erklärt. Sie vermittelt klassische Models, Werbegesichter und Talente.
w3alpha macht den Betrieb einer Webseite einfach
w3alpha ist ein Webseitenbetriebssystem, das ein umfassendes Serviceangebot aus einer Hand bietet. Mitgründerin Meike Neitz arbeitete noch für den Unternehmer Vural Öger und betreute die Startups, die Öger im Rahmen der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ unterstützte, als sie Alex kennenlernte. Der hatte zu der Zeit eine Webserviceagentur und den Plan, sich mit seinem eigenen Produkt dem Markt zu stellen. Die Idee: Betreiber von Webseiten müssen sich in der Regel auf eine Vielzahl von Anbietern zurückgreifen, um alle notwendigen Schritte durchführen zu können.
Bei w3alpha gibt es alles in einem cloudbasierten Softwarepaket: Warenwirtschaftssystem, Projektmanagement, Buchungstools und vieles mehr. Noch sind nicht alle Elemente fertig, einiges befindet sich in der Entwicklungsphase. Dafür gibt es bereits Investoren: einer sitzt in der Schweiz, der andere ist der bereits erwähnte Henning Pentzlin.
Loodse bietet moderne Containertechnologie
Die Loodse-Gründer Julian und Sebastian haben sich vor gut zwei Jahren bei einem Workshop kennengelernt und danach ihr Konzept einer Technologie für besseren Datentransport entwickelt, die im April 2016 zur Gründung ihres Startups führte. Seit knapp drei Monaten gibt es die Software Kubermatic, die für eine „Lösung für das automatisierte Management von Multi-Container-Clustern“ sorgt, wie es in einer Selbstbeschreibung heißt. Vereinfacht gesagt, geht es um das Management und den Transport von großen Datenpaketen.
„Wir haben eine vollautomatische Werft gebaut“, nicht für Schiffe, sondern für Cluster, fasst Julian zusammen. Wer das verstanden hat, ist sicherlich ein passender Mieter für PlaceX. Und wer sich mit dem Thema noch vertrauter machen möchte, dem empfehlen wir die Container Days, die am 20. und 21. Juni im Automuseum Prototype in der HafenCity stattfinden. Das Speaker-Lineup hat internationales Format. Veranstaltet wird das Event, bei dem es ausdrücklich nicht um diese großen Blechkisten geht, vom Loodse-Team. Vielseitigkeit ist schließlich Trumpf bei allen, die PlaceX aufgebaut haben.
Bild ganz oben: Meike, Julian und Alex haben Spaß auf der Eröffnungsparty
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