“Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.” Selten beschrieb dieses Zitat von John Lennon die Lage so treffend wie in 2020. Die Corona-Krise zwang jeden Menschen und jedes Unternehmen dazu, alte Gewohnheiten zu überdenken und alle Pläne über den Haufen zu werfen. Das galt natürlich auch für Hamburg Startups, da wir uns zu einem wesentlichen Teil über Veranstaltungen definieren. Unser traditioneller Jahresrückblick beginnt daher damit, wie wir uns in Teilen neu erfunden und viele Formate ins Internet verlegt haben, um unserem Anspruch weiter gerecht werden zu können, Startups aus Hamburg und der Food-Szene mehr Sichtbarkeit und Netzwerkmöglichkeiten zu bieten.
Seit März 2020 veröffentlicht das Hamburger Marktforschungs-Startup Appinio jede Woche seinen “Corona Report”. Die Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Alltag und das Konsumverhalten der Bevölkerung in Deutschland. Wir haben uns die aktuellen Befragungen einmal genauer angeschaut und fassen die interessantesten Ergebnisse zusammen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Die Beliebtheit von Online-Einkäufen hat massiv zugenommen.
Der Corona Recovery Fonds (CRF) bietet Risikokapitalfinanzierungen für innovative Startups und wachstumsorientierte, kleine Mittelständler, die infolge der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind. Mit Beschluss der Wirtschaftsbehörde vom 14. Oktober 2020 hat sich die maximale Förderung je Unternehmen auf 800.000 Euro erhöht.
Über den CRF, dem Säule-II-Vehikel der Freien und Hansestadt Hamburg, werden innovative Startups und wachstumsorientierte kleine Mittelständler mit Sitz oder wesentlicher Betriebsstätte in Hamburg gefördert. Exit-orientierten Startups stellt die IFB Innovationsstarter GmbH, eine Tochter der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, stille Beteiligungen in Höhe von bis zu 500.000 Euro zur Verfügung. Bei Nicht-Exit-orientierten Startups und sonstigen kleinen mittelständischen Unternehmen erfolgt die Förderung, ebenfalls in Form von stillen Beteiligungen, über die Beteiligungsgesellschaft Hamburg (BTG Hamburg). Hier wurde die maximale Förderhöhe nun von 250.000 Euro auf 800.000 Euro erhöht. Insgesamt stehen für das Programm bis zu 50 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung.
Förderbeispiele aus dem Corona Recovery Fonds
Rund 50 Unternehmen haben bereits eine Förderzusage erhalten oder stehen unmittelbar davor. Zuden durch den CRF geförderten Unternehmen zählen Walberg Urban Electrics und SEON. Walberg Urban Electrics ist ein Pionier im Bereich Premium-E-Scooter. Mit Inkrafttreten der Zulassung der E-Scooter in Deutschland im Jahr 2019 stieg die Binnennachfrage nach E-Mobilität. Diese Entwicklung kam mit Beginn der Corona-Krise im März 2020 fast zum Erliegen. Eine Beteiligung aus dem CRF konnte dem Unternehmen unbürokratisch und schnell helfen. „Als organisch wachsendes Unternehmen sind wir auf die Kombination von Zahlungszielen durch Kunden und Lieferanten angewiesen. Wenn hier eine ganze Kundengruppe im Lock-Down ist und so in einen Zahlungsverzug kommt, überträgt sich diese Situation direkt auf uns und schlägt bis zu unseren Lieferanten durch. Zum Glück hat die Regierung hier Mechanismen geschaffen, die bei uns unkompliziert abfedern konnten. Mit diesem Back-up werden wir sogar gestärkt aus der Krise kommen“, sagt Florian Walberg, Gründer und CEO.
SEON hat eine Technologie entwickelt, die es Rettungskräften ermöglicht, über Live-Tracking und intelligentes Einsatzmanagement im Notfall schnellstmögliche Hilfe zu leisten. Nun hat auch SEON über den CRF schnelle Hilfe erhalten. „Die Corona-Pandemie hat, insbesondere im B2B-Geschäft, erstmal vieles auf Eis gelegt und verzögert. Ich freue mich, dass wir nun dank der Beteiligung des Corona Recovery Fonds in der Lage waren, unsere Finanzierungsrunde über 1,4 Mio. Euro abzuschließen und gestärkt aus der Krise herauszukommen“, sagt Finn Plotz, CEO von SEON.
Mehr über den Corona Recovery Fonds erfahrt ihr hier.
Das Startup Limberry und seine Gründerin Sibilla Kawala haben schon immer für Überraschungen gesorgt. Wer rechnet schon damit, dass erfolgreiche Trachtenmode ausgerechnet aus Hamburg kommt! Bei “Die Höhle der Löwen” schlugen vor vier Jahren gleich zwei Investoren zu. Und jetzt, wo nach der Absage des Oktoberfests die Zeichen eigentlich auf Krise stehen müssten, setzt Limberry mit einer neuen Kollektion auf Wachstum.
Der Corona Recovery Fonds schließt an das Modul für Innovative Startups in der Hamburger Corona Soforthilfe an. Mit diesen Zuschüssen konnten Hamburger Startups kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken. Das Modul ist am 30. Juni 2020 ausgelaufen. Bis dahin wurden von der Hamburgische Investitions- und Förderbank 116 Förderungen zugesagt und gut fünf Millionen Euro ausgezahlt.
Der Corona Recovery Fonds umfasst ein Fördervolumen von insgesamt bis zu 50 Millionen Euro, das sich aus Landes- und Bundesmitteln speist. Wobei die Freie und Hansestadt Hamburg den Fonds mit mindestens 12,5 Millionen Euro ausstattet.
Über den Corona Recovery Fonds können langfristige Risiko- und Eigenkapitalfinanzierungen für innovative Startups und wachstumsorientierte kleine Mittelständler aus Hamburg realisiert werden, die aufgrund der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind. Hierzu zählen technologisch orientierte Startups, junge Unternehmen mit nicht-technologischen Produkt-, Dienstleistungs-, Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen sowie sonstige wachstumsorientierte kleine Mittelständler bis maximal 75 Millionen Euro Jahresumsatz und bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ausgeschlossen von der Förderung sind Unternehmen, die sich bereits am 31. Dezember 2019 in Schwierigkeiten befanden sowie öffentliche Unternehmen.
Förderungen in Höhe von bis zu 500.000 Euro sind möglich
Die Fondsmittel werden über die Hamburgische Investitions- und Förderbank an die IFB Innovationsstarter GmbH und die BTG Beteiligungsgesellschaft Hamburg mbH weitergeleitet, die die einzelnen Beteiligungsfinanzierungen operativ umsetzen werden. Abhängig von Innovationsgrad und Finanzierungsstrategie können sich an einer Förderung interessierte Unternehmen bei einem der beiden Beteiligungsfinanzierer um Beteiligungen in Höhe von bis zu 500.000 Euro bewerben. Die für Startups relevante IFB definiert die Förderung so: “Wir stärken die Eigenkapitalausstattung mit geeigneten Finanzinstrumenten, um die Unternehmensfinanzierung (Investitionen, Betriebsmittel, Personalkosten etc.) sicherzustellen.” Bei Exit-orientierten Startups sind Stille Beteiligungen das Finanzinstrument der Wahl. Als Exit-orientiert gilt ein Unternehmen, wenn es sich über Risikokapital finanziert und sein Verkauf (ganz oder in Teilen) oder die Veräußerung wesentlicher betriebsnotwendiger Vermögenswerte oder ein Börsengang angestrebt wird.
Finanzsenator Andreas Dressel erklärt zu dem neuen Fonds: „Nachdem unser Hamburger Schutzschirm bis Ende Juni eine Finanzwirksamkeit von rund 4 Milliarden Euro entfaltet hat, bringen wir jetzt Schritt für Schritt die Bausteine unseres Konjunktur- und Wachstumsprogramms in die Umsetzung. Nach den Konjunkturimpulsen von rund einer halben Milliarde Euro mit dem Haushaltsnachtrag 2020 wollen wir jetzt mit dem Corona Recovery Fonds und der Neustartprämie ganz gezielt in die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Kultur in unserer Stadt investieren: Startups, junge Unternehmen, Künstler und Kreative können von diesen passgenauen Maßnahmen profitieren. Zusammen mit der Aufstockung der Innovationsförderung haben wir über 75 Millionen Euro für diese Maßnahmen in unseren Corona-Budgets reserviert. Weitere Maßnahmen wie Überbrückungshilfen und Wirtschaftsstabilisierungsfonds sind in Vorbereitung. Wir machen weiter möglich, was nötig ist, um auch in Hamburg mit Wumms aus der Krise zu kommen.“
Am westlichen Ende der Reeperbahn eröffnete im Mai 2019 ein Coworking Space der etwas anderenArt: das Hamburger Ding. Auf 6.500 Quadratmetern und fünf Etagen stehen Freelancern und Startups 330 Arbeitsplätze, 8 Eventflächen, viele Lounges, mehrere Küchen und eine Dachterrasse zur Verfügung.
Um auch während der Corona Pandemie für Mitglieder und Gäste da sein zu können, wurde das Hamburger Ding jetzt Corona-sicher gemacht: In Kooperation mit der renommierten Hamburger Praxis MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen hat der Betreiber Home United ein umfangreiches Hygienekonzept für das gesamte Haus und die Meetingräume entwickelt.
Unter anderem bietet das Hamburger Ding diesen besonderen Service: Einen Corona-Schnelltest mit Ergebnis am selben Tag (bei Abgabe bis bis 10 Uhr) beziehungsweise am nächsten Morgen. Den Abstrich für 100,00 Euro pro Person nimmt medizinisches Fachpersonal nach Anmeldung (zwei Werktage im Voraus) im Hamburger Ding vor. Weitere Neuheiten sind für den Juli angekündidigt. So lässt sich dann das Podcast-Studio buchen. Außerdem eröffnet Hamburgs erste E-Sport Spielwiese für Gaming-Profis und Trainingsfläche für jedermann. Mehr über das Hamburger Ding erfahrt ihr hier.
Warum ist das Hamburger Ding ein Corona Safe House?
Virensichere Meetingräume
Hygienekonzept mit geschultem Personal
Zertifiziert und laufend überprüft in Zusammenarbeit mit medizinischem Fachpersonal
Anleitung der Besucher zu Hygienevorschriften für den Aufenthalt im Haus
Mund- und Nasenschutz-Pflicht für Mitarbeiter und Besucher auf allen öffentlichen Flächen und Wegen im Haus (Ausgabe von Masken am Empfang)
Händewaschen und Desinfektion unmittelbar mit Zugang zum Haus
Desinfektionsstationen auf allen Etagen
Steuerung der Besucherströme im Haus über ein ganzheitliches Wege- und Personenleitsystem für Zugang und Verlassen des Gebäudes
Desinfektion der Räume nach jedem Meeting durch speziell für das Hygienekonzept geschultes Reinigungspersonal
Optional Labortests durch MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen (100,00 Euro pro Person)
Die Meetingräume sind mit Trennwand-Systemen aus Plexiglas ausgestattet
Mit dem Belegungs- und Bestuhlungsplan wird der Mindestabstand berücksichtigt
Beitragsbild: Screenshot von der Webseite vom Hamburger Ding
Am 20. April verkündete der Hamburger Senat ein neues Fördermodul für Startups als Ergänzung zu den bereits bestehenden Hilfsprogrammen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Das Modul stieß auf viel Zustimmung, aber auch Kritik. Längst nicht alle Startups können die Kriterien für die Beantragung der Fördergelder erfüllen.
Bei Deutschland-Helfer.org finden Fach- und Hilfskräfte aus dem Gesundheitswesen schnell und einfach den passenden Einsatzort. Innerhalb von 8 Wochen haben sich über 2.500 Pflegekräfte auf der Suche nach einem passenden Einsatzort angemeldet. Weit mehr als 100 Einrichtungen und Krankenhäuser haben an der Aktion teilgenommen. Das Bundesgesundheitsministerium hat die Hilfsaktion auf ihrer Seite Zusammen gegen Corona aufgenommen und empfiehlt sie für Helfer.
Die große Deutschland-Helfer-Aktion wurde überwiegend in sozialen Medien platziert, wo sie sehr schnell auf großes Interesse gestoßen ist. “Wir haben gehofft, möglichst vielen Menschen helfen zu können. Dass wir jedoch über 2.500 Anmeldungen von Helfern haben würden, hat uns überwältigt”, so Daniel Stancke, Gründer von JOBMATCH.ME. Durch das automatisierte Matching ist es möglich, Anfragen schnell und effizient zu bearbeiten und in wenigen Minuten passende Arbeitsbeziehungen zu finden.
“Es war uns als Unternehmen wichtig, in dieser Krise schnell und kostenlos unsere Bewerber-App zur Verfügung zu stellen. Dafür hat sich das gesamte Team auch außerhalb der regulären Arbeitszeit engagiert. Wir hoffen, dass wir so einen kleinen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderung geleistet haben”, so Stancke weiter.
Kampagnen-Foto: JOBMATCH.ME
Erfolgsgeschichte Diakonie Bethanien
Auch Die Diakonie Bethanien in Solingen hat an der Aktion teilgenommen. „Wir freuen uns, dass wir mit JOBMATCH.ME innovative Möglichkeit nutzen können, Mitarbeitende für die Diakonie Bethanien zu gewinnen. Durch den Profil-Vergleich liegen die Erwartungen, die wir als Arbeitgeber haben, bereits sehr nah an den Bedürfnissen der Bewerber. Das spart sowohl uns als auch den Bewerbern Zeit und bietet uns die Möglichkeit den Rekrutierungsprozess noch effizienter zu gestalten und Enttäuschungen zu vermeiden“, erklärt Peggy Evertz, Personalentwicklerin bei der Diakonie Bethanien. Weitere Teilnehmer an der Aktion sind Träger wie die AWO, Bethel und das Deutsche Rote Kreuz. Die große Deutschland-Helfer-Aktion für Pflegekräfte läuft noch bis Ende Mai, für Arbeitnehmer ist das Matching grundsätzlich kostenlos.
Die Hilfsaktion wurde von dem JOBMATCH.ME ins Leben gerufen. Das Startup ist spezialisiert auf das Finden passender Arbeitsbeziehungen mittels künstlicher Intelligenz, sogenanntes Jobmatching. Speziell für Fachkräfte entwickelt, digitalisiert es den Recruiting-Prozess und macht Bewerbungsschreiben und Lebensläufe überflüssig. Im Matching werden in der Bewerber-App automatisch Wünsche und Anforderungen auf der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite miteinander abgeglichen und die bestmögliche Passung gefunden.
Das Startup NATIX hat sich auf die dezentrale Datenverarbeitung in der Smart City spezialisiert und dabei vor allem auf die Analyse von Videoaufnahmen. Die Corona-Krise inspirierte das Hamburger Team dazu, mit seinem Know-how Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. So kann es seine Software beispielsweise zur Kontrolle von Maskenpflicht und Mindestabstand einsetzen und sucht jetzt Partner für Pilotprojekte.
Die Otto Group Digital Solutions (OGDS), der Company Builder der Otto Group, bietet ab sofort mit creddis ein digitales Krisenmanagement-Tool für Kleinst- und Kleinunternehmen, die durch die Corona-Krise von Umsatzeinbußen betroffen sind. Das kostenlose Angebot richtet sich vor allem an den Online- und Einzelhandel. Der Online-Service bietet einen interaktiven Krisenplaner, der nach Angabe von Unternehmensspezifika einen individuellen Maßnahmenplan erstellt. Ein Leitfaden führt die betroffenen Händler dann Schritt für Schritt von der Analyse der Corona-Auswirkungen auf ihr Unternehmen, über die Unternehmenssicherung hin zu einer zukünftigen Unternehmensausrichtung.
Viele Unternehmen im Stationär- und Onlinehandel hat die Corona-Krise überrascht und hart getroffen. Wie sie mit der Krise umgehen und ihre Existenz langfristig sichern können, ist für viele ungeklärt. Sofern es keine Rücklagen gibt, sind Unternehmen auf externe Hilfen angewiesen. Großkonzerne können in Krisenzeiten auf einen Krisenstab und Hilfe ihrer Rechts- und Finanzabteilung zurückgreifen und wissen dank der internen Strategen, welche Szenarien sie aufgrund von verändertem Konsumentenverhalten erwarten. Den meisten Kleinst- und Kleinunternehmen fehlen diese Ressourcen, um alle Aspekte der Krise intern zu bewältigen. Der Krisenplaner offeriert nun digitale Hilfe zur Selbsthilfe mit personalisierten Maßnahmen, die auf jedes Unternehmen einzeln zugeschnitten sind.
Ergänzend bietet creddis auch einen Fördermittel-Navigator an, der mehr als hundert staatliche und privatwirtschaftliche Förderprogramme kuratiert. Nach Eingabe von Unternehmensinformationen werden mit Hilfe eines Algorithmus relevante Hilfsprogramme angezeigt. Diese enthalten bereits Hinweise zu Konditionen und Voraussetzungen für die Beantragung, was für bessere Übersichtlichkeit sorgt. Der digitale Assistent ist rund um die Uhr verfügbar, sodass Hilfesuchende direkt loslegen können. Bei Fragen steht das creddis-Team auch via Live-Chat zur Verfügung.
Da die Förderprogramme nicht alle Kosten abdecken, werden auch Kredite zukünftig eine Rolle spielen. Aus diesem Grund wird sich creddis im zweiten Schritt auf die Vermittlung von Experten und alternativen Finanzierungslösungen fokussieren.
Du möchtest mehr über Hamburger Startups, Events und andere News aus der Hamburger Gründerszene erfahren? Dann ist unser Newsletter genau richtig für Dich!